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Filzmoser: "Es war ein Blackout"

Filzmoser:

Der Blick ist leer. Das Gesicht blass.

Sabrina Filzmoser muss ihren Traum von einer Olympischen Medaille neuerlich begraben. Für immer.

Die 32-Jährige scheitert in der Trostrunde an der Siegerin von Peking, Giulia Quintavalle, wegen eines Blackouts. Letztendlich bleibt ihr Platz sieben.

Filzmoser greift nach rund zwei Minuten Kampfzeit direkt auf das Bein der Italienerin. Etwas, das ohne vorherigen Angriff allerdings verboten ist. Das Kampfgericht reagiert gnadenlos und disqualifiziert (Hansoku-make) die Oberösterreicherin.

 "Da gibt es keine Diskussion"

"Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Das war eine Kurzschlusshandlung", sucht Filzmoser, die mit einem Sieg im Kampf um Bronze gestanden wäre, nach Worten.

ÖJV-Coach Udo Quellmalz, der vom Mattenrand aus das Ausscheiden mitansah, kannte die Ursache. "Sabrina hatte einen Angriff von Quintavalle antizipiert. Doch da war keiner", will der Deutsche, der selbst 1996 Olympia-Gold holte, nichts schönreden. "Da gibt es keine Diskussion."

Dabei war Filzmoser gegen ihre kräftige Widersacherin bis dahin aussichtsreich auf dem Weg gewesen. "Ich war gut auf sie eingestellt", bestätigt auch die Heeressportlerin.

Start mit dem Herz in dier Hose

Dabei hatte das Turnier für Filzmoser alles andere als wunschgemäß begonnen. Gegen Joliane Melancon hätte die Konkurrenz bereits nach wenigen Minuten wieder zu Ende sein können. Die Kanadierin lauerte geduldig auf den Innenschenkel-Wurf (Uchi-mata) der Österreicherin, der schließlich tatsächlich kam. Filzmoser wurde bilderbuchmäßig gekontert, glücklicherweise nur Waza-ari.

"Da ist sie sehr unvorbereitet eingestiegen", rutschte da auch Quellmalz das Herz in die Hose.

Danach war Filzmoser aber wach, machte in Folge gleich am Boden mit ihrem Spezialfesthalter alles klar. Ihre Körpersprache strahlte allerdings nicht die gewohnte Sicherheit aus.

Vielleicht auch als Ursache des Wissens, dass es die letzte Chance ist, sich ihren sportlichen Lebenstraum zu erfüllen. "Bei den Spielen gehört so eine Nervosität auch ein bisschen dazu", beschwichtigt Quellmalz.

Richtig vorhergesehen

Leichte Unsicherheit hin, Schrecksekunde her - Filzmoser fuhr die beiden Pflichtsiege zu Beginn jeweils mit Ippon ein. "Auch wenn sie im Achtelfinale gegen Hortance Diedhiou noch sehr verhalten gekämpft hat", konstatiert Quellmalz.

Dort hatte das Antizipieren der gegnerischen Angriffe noch hervorragend geklappt, als sie die Senegalesin nach einem Beinwurf-Ansatz kurzerhand nach hinten umdrückte und dafür einen Ippon bekam.

Clever verpisst

Eher unglücklich verlief hingegen der Viertelfinal-Auftritt gegen Automne Pavia. Knackpunkt des Kampfes war die erste Yuko-Wertung der Französin, als diese mit einem Beinwurf (O-uchi-gari) durchkam.

"Ich wollte sie nach hinten kontern, habe aber zu wenig gedreht", analysierte Filzmoser. Kurz berieten die Kampfrichter beließen das Yuko aber auf Seiten der Weltranglisten-Sechsten, die sich anschließend erfolgreich dem Kampf entzog.

"Die Yuko-Entscheidung der Kampfrichter war korrekt. Pavia hat sich danach clever verpisst", ortete Quellmalz auch Fehler bei Filzmosers Kampfanlage. "Sie hätte wohl mehr auf Zug gehen müssen."

Im Schockzustand

Geschockt war nach dem geplatzten Olympia-Traum aber nicht nur Filzmoser, sondern auch Trainingskollege Ludwig Paischer. "Lupo ist leichenblass und schwitzt", erklärte Paischer-Trainer Taro Netzer.

Die zweifache Europameisterin zog sich nach dem Aus zurück, wollte mit ihren Gedanken alleine sein. "Ich weiß, dass sich die Welt auch ohne einer Medaille weiterdreht", hatte sie vor Olympia noch gemeint.

Hoffentlich etwas, dass ihr nun wieder in den Sinn kommt.

Reinhold Pühringer