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Jamaikanisches Duell dominiert LA-Wochenende

Jamaikanisches Duell dominiert LA-Wochenende

Kaum dass Schimm-Superstar Michael Phelps aus dem Becken gestiegen und sich die klatschnasse Badehose für diese Olympischen Spiele ausgezogen hat, schlüpft Sprint-Rakete Usain Bolt in seine federleichten Spikes.

Bereit für den totalen Angriff zur erfolgreichen Titelverteidigung. Bereit, den Zweiflern in London zu zeigen, wer der Herr der Leichtathletik ist.

Am Freitag beginnen die 47 Entscheidungen auf Bahn und Feld, am Samstag tritt Bolt im Vorlauf über 100 m an.

Heißer Herausforderer ist sein jamaikanischer Landsmann Yohan Blake, der nach WM-Gold 2011 in Daegu auch im Zeichen der Fünf Ringe in London glänzen will.

Ohne dass Bolt sich mit einem Fehlstart selbst aus dem Rennen nimmt wie in Südkorea.

Bolt 2012 nur Zweitschnellster

Der 25-jährige Bolt oder der um drei Jahre jüngere Blake, weiter denkt kaum jemand, wenn er auf das Sprintfinale am Sonntagabend blickt.

Bronze an Asafa Powell und damit einem dritten Jamaikaner? Gut möglich. Aber vergleichsweise uninteressant, denn schon der zweite ist in diesem Rennen der erste Verlierer.

Die Leistungen des dreifachen Peking-Olympiasiegers und dreifachen Berlin-Weltmeisters waren ausgerechnet im Olympiajahr nicht super-toll, Bolt ist über 100 mit 9,76 Sekunden nur Zweiter der Jahresbestenliste hinter Blake (9,75), musste sich diesem bei den Trials geschlagen geben.

Weckruf zur rechten Zeit

"Leute, ich sage euch. Es geht doch nur um die große Meisterschaft, es geht nicht um die Trials", meinte Bolt vor ein paar Tagen. Gab aber zu, dass die Niederlagen in der nationalen Olympia-Ausscheidung über 100 und 200 m die Wirkung nicht verfehlt hatten.

"Es ist immer ein Weckruf, wenn man geschlagen wird. Das hat mir die Augen geöffnet. Ich habe mich hingesetzt und über ein paar Dinge nachgedacht."

Und irgendwann kam er dann zum Schluss. "Ich bin bereit. Ich weiß, was ich will. Ich will meine Titel verteidigen."

9,40er-Zeit prophezeit

Bereit ist "Das Biest" auch, wie Blake wegen seines Trainingseifers genannt wird.

"Ich arbeite immer. Sogar wenn ich fernsehe, finde ich was zu tun. Ich weiß, was ich will. Ich weiß, was ich kann. Solange ich hart arbeite, kann alles passieren."

Weltverbands-Präsident Lamine Diack lehnte sich hinaus und meinte: "Wenn Usain Bolt in Form ist, dann werden wir eine 9,40er-Zeit über 100 m sehen." Bei 9,58 steht der Weltrekord seit Berlin 2009.

Keine Kampfansage

Wer im Vorfeld ein Ballyhoo der beiden Protagonisten gegeneinander erwartet, wird enttäuscht sein.

  "Ich wollte immer zu den Spielen, davon träumt jeder. Aber ich habe keine Message an Usain Bolt. Er ist ein guter Mensch und ich fokussiere mich nicht auf ihn", sagte der 22-jährige Sprinter.

Blake und der drei Jahre ältere Superstar Bolt sind auch Trainingspartner. "Man muss dort hingehen und sich auf seine Strecke konzentrieren. Usain und ich sind Freunde. Wenn wir trainieren, haben wir Spaß miteinander und wir werden diese gute Chemie zwischen uns bewahren. Aber auf der Strecke ist das etwas anderes", sagte Blake.

Auch an die Rivalität mit der US-Konkurrenz will Blake nicht denken. "Ich konzentriere mich auf mich und darauf, was ich mache."

Österreicher am Freitag im Einsatz

Diack ist überzeugt davon, dass die Leichtathleten in London "Außergewöhnliches" leisten werden.

"Für mich beginnen die Spiele erst am 3. August", meinte er. Die britische Leichtathletik wirft gleich in den ersten Tagen ihre größten Kaliber ins Rennen.

Mo Farah ist am Samstag über 10.000 Meter ebenso ein Goldtipp wie Jessica Ennis im Siebenkampf. Im Mehrkampf der Frauen ist mit Ivona Dadic auch eine Österreicherin im Einsatz. Sie ist ebenso bereits am Freitag dran wie 1.500-m-Läufer Andreas Vojta.

"Schnellstes Finale aller Zeiten"

Am Sonntag folgt Andrea Mayr im Marathon, für den zum Kummer der Briten Weltrekordlerin Paula Radcliffe wegen einer Fußverletzung absagen musste.

Absolute Highlight-Events dürften auch der Zehnkampf der Männer mit Neo-Weltrekordler Ashton Eaton aus den USA, der Stabhochsprung der Damen mit der Russin Jelena Isinbajewa und die 110 m Hürden der Männer werden.

"Es wird wohl das schnellste olympische Finale, das wir jemals gesehen haben. Es wird wahrscheinlich einen Weltrekord benötigen, um zu gewinnen. Ich will diese Person sein. Ich habe unglaublich hart dafür trainiert", sagte Hürden-Weltmeister Jason Richardson aus den USA.

Gegen den 26-Jährigen treten auch Weltrekordhalter Dayron Robles aus Kuba (mit 12,87 Sekunden), Liu Xiang auch China und der Saisonbeste Aries Merritt aus den USA an (12,93 Sekunden).