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Schrott: "Ich bin unglaublich dankbar"

Schrott:

Was für ein Tag für die österreichische Leichtathletik, welch tolle Leistung von Beate Schrott!

Österreichs Frauen-Power begeisterte auch ohne Medaillen. Zuerst das gelungene Olympia-Debüt der 18-jährigen Siebenkämpferin Ivona Dadic, dann das Hürdensprint-Finale von Beate Schrott.

Die 24-Jährige übertraf in London alle Erwartungen und lief sensationell ins Olympia-Finale. Schrott bewältigte die 100 Meter über die zehn Hürden, die jeweils 83,82 cm (33 inch) hoch sind, im Halbfinale in 12,83 Sekunden und blieb damit nur 1/100 Sekunde über dem von ihr gehaltenen österreichischen Rekord.

Den Fehlstart der Kollegin Okori aus Frankreich neben ihr konnte sie perfekt ausblenden. "Ich habe mir kurz gedacht, in der Situation war ich auch schon einmal. Ich kann es verstehen. Wenn man schnell laufen will, dann geht es schon einmal mit einem durch", verriet Schrott, die bei der WM 2010 in Barcelona ebenfalls nach einem Fehlstart im Vorlauf disqualifiziert wurde.

„Ich kann es nicht fassen“

„Es ist unglaublich, ich kann es nicht fassen. Ich habe mir Mitte des Laufes einfach gedacht, jetzt musst du noch einmal alles geben. Und ich habe wirklich alles gegeben, was ich drauf gehabt habe", freute sich die Medizinstudentin, die eine sensationelle Aufholjagd startete und mit Rang zwei im ersten Halbfinale den Direktaufstieg in den Endlauf schaffte.

„Ich habe mich gut gefühlt. Ich war natürlich wieder nervös, aber lange nicht so aufgeregt, wie noch im Vorlauf“, schilderte Schrott ihre Gefühlswelt nach dem Rennen. „Ich habe gut geschlafen und den Tag genossen. Ich hatte beim Aufwärmen ein sehr gutes Gefühl. Ich habe mich entspannt und mich aufs Rennen gefreut."

Aus Fehlern gelernt

Entscheidend für ihren Einzug ins Olympia-Finale war, dass sie auf den letzten Metern ihren Körper nach vorne warf und als Zweite über die Ziellinie lief.

"Bei meinem Zielwurf habe ich von der EM in Helsinki profitiert, Damals habe ich den Zielwurf zu früh gemacht und die Weißrussin ist noch an mir vorbeigezogen und hat mich um eine Hundertstel Sekunde geschlagen. Heute habe ich mir gedacht, den mache in ein bisserl später, und es hat offensichtlich ganz genau gepasst."

Die Niederösterreicherin schüttelte immer wieder den Kopf und konnte es kaum fassen: „Dass ich im Finale stehe, ist unglaublich. Ich muss jetzt langsam wieder runterkommen, denn sonst kommen mir noch die Tränen.“

Sprach’s und verschwand für knapp eineinhalb Stunden in den Katakomben des Olympia-Stadions.

"Bin unglaublich dankbar"

Im Finale kam Schrott nicht so gut aus den Startlöchern wie im Halbfinale und musste sich in 13,07 Sekunden mit dem achten Platz begnügen. Mehr war nicht drinnen, denn selbst die Siebtplatzierte Kanadierin Jessica Zelinka war mit 12,69 Sekunden deutlich schneller als die Niederösterreicherin bei ihrem Österreichischen Rekord über 12,82.

Dies tat der Freude über das Erreichte aber keinen Abbruch. „Ich bin unglaublich dankbar, dass ich das erleben darf. Das dürfen die Wenigsten. Es ist unfassbar“, sagte eine strahlende Schrott kurz nach ihrem wohl bisher größten Erfolg.

Kleiner Wehmutstropfen

Einen kleinen Wehmutstropfen fand sie dennoch: „Ich find's ein bissl schade, dass eine 13 davor steht, das muss ich schon sagen. Ich hätte gehofft, dass ich meinen Rekord verbessern kann.“

Irritiert zeigte sie sich über die lange Wartezeit im strömenden Regen vor dem Start: „Die Siegerehrung hat mich ein bisschen gestört. Wir durften uns fünf Minuten nicht auf der Bahn bewegen. Ich glaube aber nicht, dass es leistungslimitierend war, aber es hat ein bisschen gestört.“

„Das ist keine Selbstverständlichkeit“

„In Zukunft werden neue Ziele gesteckt, aber sicher nicht heute und jetzt. Mir ist in dieser Saison alles aufgegangen. Dafür muss ich dankbar sein, das ist keine Selbstverständlichkeit“, gab sich Schrott demütig.

Der Sieg im Londoner Olympic Stadium ging in 12,35 und neuem Olympischen Rekord an die Australierin Sally Pearson vor den US-Amerikanerinnen Dawn Harper und Kellie Wells.

 

Peter Rietzler/Martina Gugglberger