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Schlager ohne Matchpraxis zu Olympia

Schlager ohne Matchpraxis zu Olympia

Das österreichische Tischtennis ist mit dem Maximal-Kontingent von sechs Aktiven bei den Olympischen Spielen in London und damit in gleicher Stärke wie China und Deutschland vertreten.

Ein Medaillengewinn wäre nichtsdestotrotz eine große Überraschung, doch die ÖTTV-Truppe macht in der Vorbereitung alles zur Ausschöpfung der Möglichkeiten.

Einzig Werner Schlagers Trainingsaufwand bewegt sich mehr auf Sparflamme.

Bereits zum fünften Mal

Der 39-Jährige ist einer der Routiniers im ÖOC-Team, es sind seine fünften Spiele.

Aus dem 70-köpfigen österreichischen Kader liegt nur der nun sechsfache Olympia-Schütze Thomas Farnik vor ihm. Am 9. Juli wurde Schlager zum zweiten Mal Vater.

Einige Tage davor und auch eine Woche danach hat er kaum trainiert, für das laufende Trainingscamp seiner ÖTTV-Kollegen Chen Weixing und Robert Gardos in Deutschland sagte er ab.

Auf die Asse verzichtet

In Rotenburg ob der Fulda hätte der Weltmeister 2003 die Möglichkeit gehabt, mit allen deutschen Assen um Timo Boll und Dmitrij Ovtcharov, dem Weißrussen Wladimir Samsonov, dem Schweden Jörgen Persson und dem Franzosen Adrien Mattenet hochwertig zu trainieren.

Für Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit und am Samstag vor Publikum ist ein Abschlussturnier geplant. Schlager aber trainiert daheim mit Stefan Fegerl.

Familie geht vor

"Ich möchte lieber bei der Familie sein", hat Schlager einen nachvollziehbaren Grund. Zu seinem knapp dreieinhalbjährigen Sohn Nick kam die kleine Nea.

"Es wäre auch zu viel Stress." In der Werner Schlager Academy (WSA) und im Multiversum wimmelt es dieser Tage zwar vor Tischtennisspielern, aber durch die Jugend-EM ausschließlich von solchen aus dem Nachwuchs.

So steht eben nur Fegerl Schlager als Partner zur Verfügung.

Gewohnte Gegnerschaft

Schlager reicht das. Basierend auf seine jahrzehntelange Erfahrung weiß er um seinen Trainingsbedarf.

"Ich kann so flexibler agieren und mir meine ganz spezifischen Einheiten zurechtrichten", sagte der Niederösterreicher.

Dass Fegerl ein guter Spieler aber nicht von der Qualität von Boll und Co ist, stört Schlager nicht. "Ich habe 95 Prozent meines Tischtennis-Lebens mit schwächeren Spielern trainiert."

Die Praxis fehlt

An der mangelnden Matchpraxis kiefelt Österreichs weitaus erfolgreichster Tischtennisspieler aber schon ein wenig.

Sein bisher letztes Bewerbsmatch hat er am 29. März bei den Mannschaftsweltmeisterschaften in Dortmund gespielt. Und auch dort kam er nur für zwei Partien zum Einsatz.

"Die Wettkämpfe gehen mir sicher ab", gab Schlager zu. "Aber ich werde noch vor Ort gut trainieren."

Erster Einsatz am Sonntag

Viel Zeit bleibt dafür aber nicht, nämlich genau vier Tage. Am nächsten Mittwoch erfolgt die Anreise des österreichischen Teams, auch des derzeit in Düsseldorf mit internationaler Gesellschaft trainierenden Damen-Duos Li Qiangbing und Amelie Solja.

Liu Jia übt aktuell auch in Deutschland, sie bleibt aber einen Tag länger bei ihrer seit Dienstag einjährigen Anna.

Schon am Sonntag bestreitet Schlager sein erstes Londoner Olympia-Einzel.

Auch im Team im Einsatz

Schlager ist aber auch Teil der ÖTTV-Mannschaft, für die es eine knappe Woche danach am 3. oder 4. August mit dem Achtelfinale los geht.

Die Variationsmöglichkeiten für ÖTTV-Bundestrainer Ferenc Karsai bei der Aufstellung halten sich dabei in Grenzen, da nur Gardos/Chen im Doppel möglich sind.

Schlager ist somit in jeder Begegnung fix für zwei Einzel eingeplant. Sollte einer des Trios ausfallen, würde Daniel Habesohn aufrücken.