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Schlager: "Besser als bei meinem WM-Titel 2003!"

Schlager:
Werner Schlager meldet sich bei den Olympischen Spielen auf der großen Tischtennis-Bühne zurück.

Wie bitte? Der ist doch ausgeschieden? Ja, aber die Art und Weise hat sogar bei der Tischtennis-Weltmacht China Eindruck hinterlassen.

Denn der Niederösterreicher verlor gegen den Weltranglisten-Vierten Wang Hao nur ganz knapp.

„Ich kann stolz sein auf meine Leistung“, jubelt Schlager im Gespräch mit LAOLA1.

Aus einem entspannten Plausch mit dem 39-Jährigen entwickelte sich schnell ein Gespräch über die Dominanz der Chinesen und fehlende Strukturen in Europa.

LAOLA1: Normalerweise müssten Sie nach ihrem Olympia-Aus sehr enttäuscht sein. Aber das Gegenteil ist der Fall?

Werner Schlager: Er ist Nummer 4 der Welt, ich bin 40 plus oder 30 hoch. Ich konnte ihm aber mehr zusetzen, als ich mir gedacht habe, habe das Maximum herausgeholt. Klar hätte ich die eine oder andere Entscheidung anders treffen können, aber das ist Hätti-wari. So habe ich ihn nur ins Wanken gebracht und nicht zu Fall.

LAOLA1: Viel hat nicht gefehlt.

Schlager: Beim Tischtennis geht es immer um ein, zwei Punkte. Die haben gefehlt, einfach weil er der stärkere Spieler war. Sicher konnte ich ihn öfter überraschen, aber auf Dauer funktioniert das nicht. Da fehlen Konstanz und Sicherheit, aber genau das macht es aus. Trotzdem habe ich besser gespielt als bei meinem WM-Titel 2003.

LAOLA1: Wie bitte?

Schlager: Ja, sicher. Das Tischtennis hat sich seit damals stark verändert. Die Qualität der Bälle ist heutzutage extrem hoch. Wenn du einmal zu langsam bist, ist es schon vorbei. So gesehen bin ich froh, dass ich nach wie vor ein bisschen mitspielen kann. Ganz ehrlich, ich habe so eine Leistung selbst nicht erwartet.

LAOLA1: Wie fühlt sich das an, wenn man als krasser Außenseiter ins Match geht?

Schlager: Als ich ihn beim Einspielen gesehen habe, ging es nur wumm, wumm, wumm. Da habe ich mir gedacht: Wie soll ich gegen den einen Punkt machen. Aber genau das ist es, das eine ist Training, das andere Match. Da kommt es drauf an, wie man das, was man kann, einsetzt. Bei der Taktik bin ich eben um einiges besser als er, dadurch konnte ich ein bisschen etwas kompensieren.

LAOLA1: Am Ende lacht wieder ein Chinese vom obersten Treppchen?

Schlager: Davon kann man ausgehen. Ich würde auf keinen anderen wetten. Wobei das auch schwer ist, wenn man sich anschaut, wer noch im Turnier ist. Singapur, Taiwan, Hongkong, das sind ja auch alles Chinesen. Und unser Chen Weixing ist ja ursprünglich auch aus China, wobei er erst bei uns richtig gut geworden ist.

LAOLA1: Sie sind schon so lange dabei. Ist diese chinesische Dominanz nicht ernüchternd?

Schlager: Im Vergleich mit den Chinesen ist das Tischtennis in Europa einfach in der Steinzeit. Damit müssen wir lernen umzugehen. In erster Linie geht es darum, dass wir die Ressourcen clever für uns nützen, um von ihnen zu lernen und uns eine gute Basis zu schaffen.

LAOLA1: Kann diese Lücke jemals geschlossen werden?

Schlager: Auf jeden Fall. Das Wissen ist ja vorhanden, allerdings bräuchte man circa zehn Mal so viel Geld, um eine g'scheite Trainerausbildung zu haben, um flächendeckend spätestens ab Jugendzeiten die guten Spieler zu scouten. Und mit denen gehört dann in einer professionellen Struktur richtig gearbeitet.

LAOLA1: Hört sich stark nach einem Traum an, der sich wohl nie erfüllen wird?

Schlager: Das ist natürlich nicht realistisch. In Österreich haben wir jetzt einmal die Werner Schlager Academy, das ist eine Insel. Am liebsten wäre es mir, wenn jedes Bundesland seine eigene Tischtennis-Akademie hätte. Gibt es aber nicht. Weil Österreich keine Tischtennis-Nation ist, auch wenn wir einen Schlager haben.

LAOLA1: Sie sind Weltmeister geworden und ein Tischtennis-Star. Ist ein Schlager nicht genug?

Schlager: Jeder Hobbyverein bräuchte einen Trainer, der etwas von Technik versteht. Und nicht einen Onkel Fritz, den Papa oder die Tante, die einem Kind zeigen, wie man eine Vorhand oder Rückhand schlagt. So beginnt man bei uns, aber das wird sich nicht ändern.

LAOLA1: Aber Sie haben das Tischtennis spielen doch auch von ihrem Vater gelernt?

Schlager: Ja, aber er war clever genug, um nicht die Strukturen des Verbandes zu befolgen, sondern hat seinen eigenen Schädel durchgesetzt. Deshalb habe ich jetzt auch die Werner Schlager Academy gegründet, um Strukturen zu schaffen, weil im Verband eben nicht alles passt. Und wir entwickeln uns extrem schnell weiter.

LAOLA1: Wie findet man das in China?

Schlager: Offensichtlich gut. Sie waren drei Mal in der Vorbereitung in Österreich, zwei Mal davon in der WSA. Wenn sie sich in Europa vorbereiten, dann machen sie es bei uns. Mehr Ehre gibt es für mich nicht.

LAOLA1: Vielleicht wollen die Chinesen ja die WSA kopieren, weil sie Angst haben?

Schlager (lacht): Fürchten brauchen sie mich nicht. Ein Beispiel: Die Amerikaner haben Maschinengewehre und Panzer und dann kommt irgendein Land, meinetwegen Timbuktu, mit Keulen. Gibst du ihnen ein paar Maschinengewehre, werden die Amerikaner trotzdem keine Angst haben.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Gespräch führte Stephan Schwabl