news

Melzer: "Das wird tough werden!"

Melzer:

Er ist einer der Superstars des ÖOC-Teams und mit insgesamt 7,5 Millionen Dollar an gewonnenem Preisgeld der am besten verdienende heimische Sportler bei den Sommerspielen.

Jürgen Melzer ist 2010 zu Österreichs "Sportler des Jahres" gekürt worden und hofft in Wimbledon auf eine weitere Sternstunde. Auf dem "heiligen Rasen" im Süden Londons sicherte sich der 31-Jährige 1999 den Titel im Junioren-Bewerb, dazu gewann er 2010 gemeinsam mit dem Deutschen Philipp Petzschner den Doppelbewerb. Im Vorjahr triumphierte er in Wimbledon mit seiner tschechischen Freundin Iveta Benesova im Mixed-Bewerb.

Im Interview mit LAOLA1 nimmt Jürgen Melzer zur Auslosung im Einzel- und im Doppel-Bewerb Stellung, lobt das Training mit dem Ex-Coach von Agassi und freut sich auf ein "buntes Tennis-Fest in Wimbledon".

LAOLA1: Marin Cilic ist als Nummer 13 gesetzt und geht damit als Favorit ins Auftakt-Match. Was sagst du zur Auslosung?

Jürgen Melzer: "Diese Auslosung ist auf jeden Fall okay. Von den gesetzten Spielern ist Cilic einer, den man eher nimmt. Trotzdem ist es ein schwieriges Los. Das einzige Match, das wir auf Rasen gespielt haben, habe ich verloren (Anm.: 2008 in der 2. Runde von Wimbledon). In diesem Jahr ist er im Achtelfinale von Wimbledon erst gegen Andy Murray ausgeschieden. Eine Auslosung also, die nicht super schrecklich, aber auch nicht super gut ist. Aufgrund seiner Größe verfügt er über einen sehr guten Aufschlag. Trotzdem ist er kein Spieler, der auf Rasen oft am Netz stehen wird, sondern sein Spiel mehr von der Grundlinie aufbaut. Es wird also sicherlich einige längere Ballwechsel geben."

LAOLA1: Und wie siehst du das Los für dich und Partner Alexander Peya für den Doppel-Bewerb?

Melzer: "Das wird tough werden. Es ist keines der schlimmsten Lose, aber auch keines der besten Lose. Es ist aber sehr interessant, da die beiden ja ein britisches Doppel sind und speziell in London die Fans hinter ihnen stehen werden. Wir freuen uns aber schon sehr darauf. Wir werden da auf einen klassischen Doppelspieler (Jamie Murray) und einen klassischen Einzelspieler (Andy Murray) treffen. Andy ist sicherlich einer der besten Retournierer auf der Tour, während sein Bruder speziell beim Volley äußerst gefährlich ist. Wir wissen also ganz genau, was auf uns zukommt."

LAOLA1: Hast du dich im Olympischen Dorf bereits eingelebt?

Melzer: "Ja, das ist für mich ja nichts Neues mehr. Es ist sehr schön hier. Die Organisatoren haben tolle Arbeit geleistet. Es ist alles rechtzeitig fertig geworden, wobei mir klar war, dass sich die Engländer da nicht lumpen lassen. Vom Wetter her könnten wir uns das nicht besser wünschen. Das ist London von der allerschönsten Seite. Hoffentlich bleibt das so, auch wenn die Prognosen für die kommenden Tage eher wechselhaftes Wetter vorhersagen und es zum Wochenende hin abkühlen soll. Derzeit ist alles perfekt und einfach toll. Olympische Spiele sind etwas ganz Besonderes."

LAOLA1: Wie hast du dich auf das Turnier vorbereitet?

Melzer: "Gleich nach meiner Ankunft in London habe ich am Dienstag und Mittwoch in Wimbledon trainiert. Zuletzt war ich zehn Tage in Las Vegas, habe dort trainiert und mich optimal vorbereitet. Ich fühle mich topfit."

LAOLA1: Wie war die Arbeit mit Daren Cahill, dem Ex-Coach von Andre Agassi in Las Vegas?

Melzer: "Er hat einige für mich neue Dinge ins Training eingebaut. Er hat für das Spezialtraining seine eigenen Maschinen entwickelt. Das ist einzigartig und die Übungen machen für einen Tennisspieler sehr viel Sinn. Dazu ist er ein Coach, der über eine enorme Erfahrung verfügt. Er ist seit 38 Jahren im Geschäft. Mir hat das Training mit ihm sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, dass es mir auch sehr viel gebracht hat. Ob ich das alles gleich umsetzen kann, das weiß ich nicht. Sollte es bei Olympia nicht nach Wunsch laufen, dann werde ich das dennoch nicht gleich wieder über Bord werfen. Ich fühle mich nach der Vorbereitung topfit und das ist das Wichtigste."

LAOLA1: Zwei Turniere in Wimbledon binnen zwei Monaten ist etwas Einmaliges. Worin liegt bei Olympia der Unterschied zum traditionellen Turnier?

Melzer: "Man merkt schon, dass es nicht so ist, wie alle Jahre wieder in Wimbledon. Beim Rasen ist kein Unterschied zu merken. Die Bedingungen sind einfach anders, da es im Gegensatz zu Ende Juni einfach viel wärmer ist. Damals hatte es 15 bis 17 Grad, die letzten Tage habe ich hier bei plus 30 Grad Celsius trainiert. Damit wird das Spiel noch schneller."

LAOLA1: Gibt es weitere Besonderheiten?

Melzer: "Die ganze Vorbereitung und das Drumherum ist mit dem traditionellen Wimbledon-Turnier nicht vergleichbar. Am auffallendsten sind natürlich die vielen Farben. Das ist für uns alle was komplett Neues. Wir dürfen hier normalerweise ja nur ganz in weiß spielen und jetzt laufen alle in bunten Kleidern durch die Gegend. Das ist wirklich was ganz anderes."

LAOLA1: Deine bisherigen Olympia-Auftritte hätten unterschiedlicher nicht sein können - 2004 die 0:6, 1:6-Erstrunden-Pleite gegen Spadea, 2008 der starke 5. Rang in Peking. Was kommt heuer?

Melzer: "Ich habe sehr, sehr gute Erinnerungen an Peking. Der 5. Platz und das Viertelfinale gegen Nadal auf dem Centre Court bleiben für mich unvergessen. Die Urkunde steht bei mir zu Hause und hat einen ganz besonderen Platz und für mich eine enormen Stellenwert. Schwer zu sagen, was hier kommt. Auf Rasen ist sehr, sehr viel möglich. Man muss sich ins Turnier hineinspielen und die Chance dafür bekommen. Wenn man ein, zwei Runden gewinnt, ist nach oben hin alles möglich. Wenn man die Situation aber realistisch betrachtet, dann sind die Möglichkeiten im Doppel-Bewerb wahrscheinlich besser."

 

Das Gespräch führte Peter Rietzler