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Geteilter "Golden Slam" ist für Steffi Graf kein Problem

Geteilter

Als Steffi Graf in der Saison 1988 den „Golden Slam“ schaffte, also Siege bei allen vier Grand Slams und Olympia-Gold, waren sich die Experten sicher: Diese Leistung ist für die Ewigkeit!

24 Jahre später muss sich die deutsche Vorzeigespielerin ihren Rekord nun also mit Serena Williams teilen.

"Mir ist es nie um Rekord gegangen, ich wollte einfach nur Tennis spielen", hat Graf kein Problem.

Die US-Amerikanerin machte mit Maria Scharapowa kurzen Prozess und fertigte die Russin in Wimbledon in 63 Minuten 6:0, 6:1 ab.

„Ich habe in den USA leider nicht viel gesehen, da die Sender andere Prioritäten setzen. Aber Serena war schon meine große Favoritin“, lacht Graf, die am Freitag in London gelandet ist.

Graf tippt: Murray holt Gold!

Für das Duell Williams vs. Scharapowa blieb keine Zeit. Denn während am „Heiligen Rasen“ das Damen-Finale gespielt wurde, stand sie unweit des Olympischen Dorfes einer kleinen Gruppe von Journalisten Rede und Antwort.

Auch das Herren-Finale lässt Graf aus, stattdessen schaut sie bei den Bahnradfahrern im Velodrome und bei der Leichtathletik vorbei.

Einen Tipp für den ultimativen Showdown zwischen Roger Federer und Andy Murray gibt sie aber ab: „Ich tippe auf Andy! Er hatte bereits beim Grand Slam seine Chance und hat aus der Niederlage gegen Roger sicher gelernt.“

Und dann kommt der "Gräfin" sogar so etwas wie ein Witz über die Lippen: „Es wird auf jeden Fall knapper zugehen als beim Damen-Finale.“

Familie hat Tennis abgelöst

Sie selbst, erzählt die 43-Jährige, steht nur mehr selten auf dem Tennisplatz – und wenn, dann für den guten Zweck und also für ihre Foundation „Children for Tomorrow“, die sich um traumatisierte Kinder rund um den Globus kümmert.

„Ich spiele nur noch fünf, sechs Mal im Jahr, halte mich lieber mit anderen Sportarten fit“, erzählt die gertenschlanke Blondine.

Ansonsten halten sie Sohn Jaden Gil und Tochter Jaz Elle, die sie gemeinsam mit Ehemann Andre Agassi in Las Vegas großzieht, auf Trab.

„Die Familie ist meine absolute Nummer 1“, stellt Graf dann auch klar.

In die Stadien, zieht es sie kaum noch, ihr Besuch bei den French Open in diesem Jahr war eine seltene Ausnahme.

Die Veranstalter hatten sie 25 Jahre nach ihrem ersten Triumph auf roter Asche in die "Stadt der Liebe" eingeladen.

Der erfüllte Olympia-Traum

Auch der Einladung nach London, wo sie insgesamt sieben Mal triumphieren konnte, kam sie gerne nach.

Die Erinnerungen an ihre Goldmedaille von Seoul 1988 sind nach wie vor sehr frisch: „Ich bin dankbar, dass ich insgesamt drei Mal bei Olympia spielen durfte und der Sieg war sowieso überwältigend.“

Schon als kleines Mädchen wurde Graf mit dem Fünf-Ringe-Virus infiziert. „Sport war daheim immer ein großes Thema bei uns, mein Vater hat keine Entscheidung ausgelassen.“

Als sie 1984 in Los Angeles im Rahmen des Demonstrationsbewerbs erstmals olympische Luft schnuppern durfte, fühlte es sich „von Anfang an richtig“ an, möchte sie, die Alles gewonnen hat, was man mit einem Racket in der Hand und einer Filzkugel gewinnen kann, die Erfahrung nicht missen.

Auch aus patriotischen Gründen: „Normalerweise bin ich alleine und für mich auf den Platz gegangen, bei Olympia habe ich für mein Land gespielt. Das war eine ganz spezielle Erfahrung.“

"Rückschläge gehören dazu"

Wenn sie heute ihren Nachfolgerinnen ab und an auf die Vorhand schaut, hat sie viel Spaß.

„Petkovic, Lisicki und Kerber haben unglaubliches Talent, sie bringen alles mit, was man heutzutage braucht“, streut die „Gräfin“ Rosen.

Und was hält sie von der Vorarlbergerin Tamira Paszek? „Für sie gilt dasselbe wie für die Deutschen. Wozu sie imstande ist, hat man in Eastbourne und dann in Wimbledon gesehen.“

Vom frühen Olympia-Aus soll sie sich nicht aus der Bahn werfen lassen. „Rückschläge wird es immer wieder geben, die Frage ist, was man daraus macht.“

 

Stephan Schwabl