Berger: Wir wollten das Rennen immer schon gerne zusammen bestreiten. Vor zwei Jahren haben wir mal darüber gesprochen, dass wir eines Tages gemeinsam in Hawaii dabei sind. Natürlich weiß man nie, ob es dann auch wirklich klappt. Umso schöner ist es jetzt, das ist die perfekte Draufgabe.

LAOLA1: Dabei sah es lange gar nicht gut aus mit einer Qualifikation, Sie haben das Ticket erst am letzten Drücker gelöst.

Berger: Ich habe bei den Rennen in Wisconsin im Vorjahr, in Südafrika und Texas fleißig Punkte gesammelt. Die Europameisterschaft in Frankfurt war ähnlich hochkarätig besetzt wie Hawaii. Mein 17. Platz war nicht schlecht, hat aber keine Punkte gebracht. Dadurch war ich gezwungen, zwei weitere Rennen zu machen. Und da kam mir Kanada gerade recht, weil es dort vor Ablauf der Quali-Phase zwei Rennen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden gab.

LAOLA1: Nur zum besseren Verständnis: Sie sind an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden je 3,8 km geschwommen, 180 km mit dem Rad gefahren und 42,195 km gelaufen?

Berger: Ja, das war die einfachste Lösung. Ich wusste zwar nicht, wie sich das anfühlt und hatte auch keine Ahnung, wie ich das wegstecke, aber ich habe zwischen den Rennen extrem gut regeneriert und so ist sich die Qualifikation doch noch ausgegangen.

LAOLA1: Mit welcher Zielsetzung sind Sie nun nach Hawaii geflogen?

Berger: Dass es ein ganz anderes Rennen wird als die restlichen fünf Langdistanzen in dieser Saison. Das Schwimmen ist ohne Neoprenanzug, da wird gleich die Post abgehen. Wir haben in diesem Bereich in den letzten Wochen ein bisschen mehr gemacht und am Rad gezielt in Richtung Kraft-Ausdauer gearbeitet. Es wird wichtig sein, dass ich in den ersten beiden Disziplinen dabei bin.

LAOLA1: Aber einen Marathon schüttelt man auch nicht eben mal so aus dem Ärmel, oder?

Berger: Das nicht, aber mehr als zwei, drei Minuten waren da nicht drin. Wenn ich zu Beginn den Kontakt zur ersten Gruppe halten und mich am Rad mit den besten 20, 30 Profis matchen kann, ist sicher ein gutes Ergebnis möglich.

LAOLA1: Sehen Sie das erste Jahr auch als Lehrjahr?

Berger: Auf jeden Fall. Man kann fünf Mal auf Hawaii gestartet sein und trotzdem noch etwas lernen. Hier lernt man nie aus und gerade beim ersten Mal muss man ganz genau auf den eigenen Körper hören. Das ist sicher auch ein Lernprozess für meine weitere Karriere.

LAOLA1: Die Bedingungen für den Race-Day sehen vielversprechend aus. Leicht bewölkt und 28 Grad, das hört sich fast harmlos an?

Berger: Ich bin auf alles vorbereitet. Auf Fuerteventura bläst auch der Wind, wenn auch vielleicht nicht ganz so dramatisch wie auf Hawaii. Wenn man bei diesen Bedingungen schon trainiert hat, kann man sicher besser damit umgehen. Beim Ironman Texas hatte es beim Marathon auch knapp an die 40 Grad. Ich weiß also, wie sich das anfühlt und wie mein Körper reagiert. Zusätzlich arbeite ich seit fünf Jahren im mentalen Bereich, das hilft mir sicher auch.

LAOLA1: Ein weiterer Faktor ist auch das Material. Wie viel High-Tech haben Sie nach Hawaii mitgenommen?

Berger: Man muss immer schauen, was Sinn macht. Hochprofilfelgen aus Carbon zum Beispiel, die sind aufgrund der Aerodynamik längst gang und gäbe. Wenn die einmal in Schwung sind, laufen sie auch besser. Von elektronischen Schaltungen halte ich persönlich dagegen weniger. Bei Franz Höfer hat man in Klagenfurt gesehen, dass das auch nicht immer hundertprozentig funktioniert. Und speziell auf Hawaii sind Aerohelme auch immer so eine Sache: Wenn es zu heiß ist, kann es passieren, dass die Luftzufuhr nicht optimal ist.

LAOLA1: Apropos Luft: Die scheint in Österreich trotz einer Vielzahl von Triathlon-Profis gerade an der Spitze äußerst dünn zu sein. Schließlich sind Sie der einzige Österreicher, der es nach Hawaii geschafft hat?

Berger: Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder man macht drei Ironman-Rennen, aber da muss man wirklich ganz vorne dabei sein. Oder man macht fünf Langdistanzen mit Platzierungen zwischen fünf und zehn, aber da darf eigentlich auch nichts schiefgehen. Franz Höfer hatte in dieser Saison keine Ambitionen, Michi Weiss wird zum Jahresende zurückkommen und bei Vincent Rieß, Flo Kriegl und Daniel Niederreiter weiß ich nicht, ob sie es wirklich wollten.

LAOLA1: Wie meinen Sie das?

Berger: Naja, wenn sie wirklich nach Hawaii gewollt hätten, hätten sie mehr machen müssen. Aber sie sind nur in Klagenfurt gestartet und da ist es natürlich schwer. Aber ich verstehe das auch. Anstatt nach Texas oder Kanada zu reisen, mache ich lieber ein Challenge Rennen irgendwo in Europa und verdiene mir ein bisschen etwas dazu. Aber grundsätzlich gibt es sicher noch vier, fünf Österreicher auf meinem Niveau, die es auch nach Hawaii schaffen könnten.

LAOLA1: Sie sprechen den Verdienst an. Wie lebt es sich als Triathlon-Profi?

Berger: Der Sport kostet natürlich Geld, vor allem durch die Reisen. Da bleibt nicht viel übrig. Eigentlich zahlt man finanziell drauf. Hie und da bleibt ein bisschen etwas hängen, aber leben kann ich nicht davon. Ohne meine Eltern hätte ich es die letzten zwei, drei Jahre auch gar nicht so machen können und wäre auch nicht auf dem Niveau, das ich jetzt habe.

LAOLA1: Wäre da nicht die World Triathlon Corporation als Ironman-Vermarkter gefordert?

Berger: Ich habe mich vor kurzem mit Thomas Hellriegl unterhalten, der 1997 auf Hawaii gewonnen hat. Mich hat interessiert, wie sich das Preisgeld seit damals entwickelt hat. Es hat sich vervierfacht, es ist also schon eine gewisse Entwicklung da. Aber unabhängig davon gibt es noch viel Luft nach oben.

LAOLA1: Viele Experten meinen, dass das Hauptproblem die Renndauer von rund acht Stunden ist, die Live-Übertragungen nur bedingt attraktiv machen.

Berger: Ich habe das Rennen im Vorjahr auf der Hawaii-Party beim „Mohrenwirt“ verfolgt. Im Fernsehen sieht man die ersten zehn, vielleicht 15 Athleten. Was dahinter passiert, kriegt man überhaupt nicht mit. Mir ist schon klar, dass das aufwändiger ist als auf der Kurzdistanz, aber das ist schade.

LAOLA1: Stichwort Hawaii-Party. Da scheint es einen regelrechten Boom zu geben.

Berger: Ja, schaut so aus. Ich weiß, dass es beim „Mohrenwirt“ in Fuschl wieder eine gibt und der Jaki (Hotelier; Anm.) selbst in Kona ist und seine Gäste bei Live-Schaltungen direkt von der Strecke auf dem Laufenden hält. Es gibt auch Parties in Wien, Innsbruck und Vorarlberg, das ist schon extrem cool. Sollte es im Rennen einmal schwer werden, weiß ich, dass daheim viele Fans live dabei sind, das spornt sicher zusätzlich an.

LAOLA1: Abschließend noch ein Sieger-Tipp. Wer wird das Rennen machen?

Berger: Die Dichte ist mittlerweile unglaublich hoch. Eneko Llanos, Andreas Raelert, Sebastian Kienle, die Australier, Dirk Bockel und sicher auch einige Amerikaner, die man vielleicht gar nicht so auf der Rechnung hat. Ich denke, dass die Entscheidung erst am Marathon fallen und brutal viel auf die Tagesverfassung ankommen wird. Ich persönlich schätze Llanos sehr stark ein.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

 

Das Interview führte Stephan Schwabl