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Die pure Kraft des menschlichen Körpers

Die pure Kraft des menschlichen Körpers

Über die Berge ans Meer: Für 32 Teilnehmer beginnt am Sonntag das große Abenteuer namens X-Alps.

Erstmals seit 2005 nehmen mit der US-Amerikanerin Dawn Westrum und Yvonne Dathe aus Deutschland wieder zwei Frauen die Strapazen der Alpenquerung über mehr als 1.000 Kilometer Luftlinie von Salzburg nach Monaco zu Fuß und mit dem Gleitschirm auf sich.

Österreich ist heuer gleich mit vier Startern vertreten: Paul Guschlbauer, Gerald Gold, Stephan Gruber und Pascal Purin.

Prolog an Österreicher

Guschlbauer konnte sich am Donnerstag beim erstmals ausgetragenen Prolog als Sieger fünf Minuten Startvorteil sichern.

Der Dritte des Jahres 2011 startet am 5. Juli gemeinsam mit den zweit- sowie drittplatzierten Stanislav Meyer (CZE) und Gavin McClurg (USA2) um 11.30 Uhr am Salzburger Mozartplatz, alle anderen Teilnehmer müssen fünf Minuten warten, ehe auch sie starten dürfen.

Schweizer Dominanz

Mit Spannung wird erwartet, ob es 2015 erstmals einen Sieger geben wird, der nicht aus der Schweiz kommt. Zuletzt konnte Christian Maurer dreimal in Folge gewinnen, 2013 in der Rekordzeit von lediglich 6 Tagen, 23 Stunden und 40 Minuten.

Damit hatte er seinen eigenen Rekord aus dem Jahre 2009 um ganze zwei Tage unterbieten können. Auch die weiteren Sieger Axel Hofer (2007, 2005) sowie der Premierensieger Kaspar Henny (2003) kommen aus der Schweiz.

Nur circa 12 Prozent der Athleten erreichen überhaupt das Ziel des wohl härtesten Gleitschirm-Wettkampfes der Welt, bei der ersten Austragung schafften es gerade einmal drei Sportler bis nach Monaco.

Anspruchsvoller

Heuer müssen die Athleten zehn Wendepunkte, die die Strecke vorgeben, passieren, darunter u.a. Dachstein, Matterhorn und Mont Blanc.

Die Strecke ist etwas länger als im Vorjahr, doch bei guten Bedingungen kann es auch 2015 schneller gehen als erwartet, bis der Sieger das Ziel erreicht. Allerdings spielt das Wetter eine große Rolle: Regnet es, kann nicht geflogen werden, auch große Hitze sorgt aufgrund der Thermiken für Probleme.

"Es wird eines der spannendsten Rennen, die wir je hatten", sagt Renndirektor Christoph Weber. „Die Strecke ist weitaus anspruchsvoller als in den Vorjahren und wird die Athleten wirklich auf die Probe stellen. Es wird ein nervenzerreißendes Rennen für alle Red Bull X-Alps Fans.“

Dem Sieger winken 10.000 Euro Preisgeld, Rang zwei und drei werden mit 5.000 bzw. 3.000 Euro belohnt, bis zum zehnten Rang gibt es je 1.500 Euro.

Zehn Facts über die Red-Bull-X-Alps:

  • Live Tracking: Hier lässt sich der Wettkampf in Echtzeit miterleben, es gibt einen News-Feed, der täglich von 5:00 bis 22:30 Uhr aktuelle Bilder, Videos und Updates von der Strecke und den Athleten liefert. Zudem kann man zwischen unterschiedlichen Ansichten wählen - von 3D-Routen in Google Earth bis hin zur topografischen Karte. Auch Wetter, thermische Hotspots und Tracks lassen sich darstellen und im Detail analysieren.
  • Prolog: Der eintägige Powertraveller Prolog am 2. Juli rund um die Berge und Seen des Salzkammerguts wurde 2015 erstmals ausgetragen, Start und Ziel des Rennens lagen in Fuschl am See, die Wendepunkte befanden sich am Zwölferhorn und Schafberg. Paul Guschlbauer (AUT1) präsentierte sich in Topform und holte sich dank einer starken Taktik und einem Riecher für den richtigen Moment vor Stanislav Meyer (CZE) und Gavin McClurg (USA2) den Sieg im Prolog. Die ersten drei erhalten einen fünfminütigen Vorsprung und einen zusätzlichen Led Lenser Night Pass für das Hauptrennen. Den Pass dürfen sie einsetzen, um die vorgeschriebene Nachtruhe zu umgehen.
  • Einfachheit: Jeder Kilometer muss durch die reine Kraft des menschlichen Körpers zurückgelegt werden, zu Fuß oder mit dem Gleitschirm. „Das Rennen startet in Salzburg und derjenige, der Monaco als Erstes erreicht, gewinnt. So einfach ist das. Es geht um den Körper und die Seele, nicht um unzählige Regeln und Vorschriften“, erklärt Red Bull X-Alps Mastermind Hannes Arch den Bewerb mit wenigen Worten.

  • Sportliche Inspiration: Die Athleten messen sich täglich bis zu 17,5 Stunden und überwinden dabei phänomenale Distanzen - und das über einen Zeitraum von ca. zwei Wochen. Im Jahr 2013 legte Toma Coconea (ROU) 115km an einem einzigen Tag zu Fuß zurück, während Christian Maurer (SUI1) und Clement Latour (FRA1) eine unglaubliche Strecke von 190km non-stop mit dem Gleitschirm bewältigten.
  • Spektakuläre Landschaften: Wer eine Schwäche für dramatische Berge und alpine Kulturen hat, kommt bei den Red Bull X-Alps auf seine Kosten. Die Route des Rennens passiert einige der schönsten Gipfel und Täler in Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz und Frankreich.
  • Nicht nur Muskelarbeit: Kein anderes Rennen erfordert eine so hohe Ausdauer in den unterschiedlichsten Bereichen - von Bergsteigen und Paragleiten bis hin zum Treffen taktischer Entscheidungen unter Stress. Das Rennen ist körperlich sehr anspruchsvoll und setzt auch strategische Fähigkeiten, vergleichbar mit einer America's Cup Segelregatta, voraus.
  • Team-Arbeit: Jeder Athlet hat einen Taktiker, der pausenlos hinter den Kulissen arbeitet, Routen aufzeichnet, Wetterbedingungen überprüft, Ratschläge gibt und vieles mehr – es handelt sich hierbei um die sogenannten Supporter. Ihre Rollen sind vielfältig: „Ich bin Motivator, Mutter, Vater, Koch, Meteorologe, Fahrer und manchmal auch Leader“, erzählt etwa SUI2-Supporter Martin Müller.

  • Überflieger: Es gibt in manchen Sportarten Athleten, die den anderen weit voraus sind und zu denen alle aufblicken. Christian Maurer (SUI1) ist einer davon. Er ist der unbestrittene Meister, der dreifache Sieger und aktueller Rekordhalter. Auch Nicht-Paragleiter sind von seinen Künsten in der Luft fasziniert.
  • Legende: Der Rumäne Toma Coconea ist der tapfere Underdog, der seit 2003 an jedem einzelnen Rennen teilgenommen hat. Er ist die unerschütterliche Seele der Red Bull X-Alps und weigert sich sogar bei ärztlicher Empfehlung, aufzugeben. Seine Ausdauer ist berühmt: Im Jahr 2011 lief er insgesamt über 981 km – und kam immer noch als Zweiter in Monaco an. Er hat den Rekord für die längste Strecke zu Fuß in einem Tag in 2013 aufgestellt, indem er unglaubliche 115km zurücklegte.
  • Charaktere: Mit 33 Athleten aus 18 Nationen gibt es einen Abenteurer für jeden - vom einsamen Wolf Dave Turner (USA4) zum ‚Korean Dragon’ Chi-Kyong Ha (KOR) über den 23-jährigen Nelson de Freyman (FRA4) bis hin zum 52-jährigen Steve Nash (GBR). Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt nehmen ebenso zwei Frauen, Yvonne Dathe (GER2) und Dawn Westrum (USA3), die Herausforderung an.

 

Henriette Werner