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"Ein Schiester gibt nie freiwillig auf"

4. Tagebucheintrag, 24.01.2012: Schmerzhafte Stunden

Christian Schiester macht weiter! Obwohl die Schwellung am Knie über die Nacht nur teilweise abgeklungen ist, hat der Steirer heute die dritte Etappe der Route of Fire in Angriff genommen. Die stetig steigenden Temperaturen und anhaltende Schmerzen machten die 33 Kilometer aber zur einer Tortour.

Ein Schiester gibt nie freiwillig auf! Die Nacht war sehr unruhig, die Schmerzen im Knie haben mich mehrmals aufgeweckt. Obwohl ich die Patellasehne so oft wie möglich mit einer Creme und kaltem Wasser gekühlt habe, ist die Schwellung nur leicht zurückgegangen. Ich habe mich trotzdem entschieden es einfach zu versuchen. Um 6 Uhr fiel der Startschuss zur dritten Etappe.

Die ersten Kilometer waren sehr schmerzhaft, bis ich dann doch einen halbwegs erträglichen Schritt finden konnte. Bergauf konnte ich das Tempo im Vergleich zu gestern steigern, nur bergab waren die Schmerzen unverändert. Wir verlassen jetzt langsam den Dschungel und tauchen ein in diese einzigartige Vulkangegend, die der Route of Fire ihren Namen gibt.

Was aussieht wie sanfte, in dichtem grün bewachsene Hügel, sind in Wirklichkeit viele tausend Jahre alte Vulkane. Der fruchtbare Lava-Boden lässt Pflanzen aller Art sprießen. Die Bäume auf den sturmgepeitschten Hochebenen mit Windböhen über 100 km/h wachsen schräg in eine Richtung. Auch die ersten Schlangen haben wir angetroffen, Vorfälle gab es aber noch keine.

Bergauf konnte ich das Tempo der Führenden mitgehen und sogar den Kanadier Chris Barth überholen. Leider ist dieser stechende Schmerz bei der Auffangbewegung bergab noch gleich intensiv wie gestern. Daher musste ich abwärts, wo es eigentlich leichter geht, das Tempo zurücknehmen. So ging das Spiel über viele Kilometer: Bergauf ließ ich die Läufer hinter mir, bergab wurde ich wieder überholt.

Nach 3 Stunden und 47 Minuten, fast 33 Kilometern und 1.100 Höhenmetern habe ich als Sechster das Ziel erreicht. Einerseits bin ich damit zufrieden, weil ich weitergekämpft habe und meine körperliche Verfassung gut ist. Andererseits ist es natürlich sehr bitter, wenn man bergauf um jede Minute fightet und bergab seine Leistung nicht abrufen kann. So habe ich wieder viel Zeit verloren...

Morgen warten über 46 Kilometer mit großen Höhendifferenzen auf uns. Je näher wir der Küste kommen, desto mehr steigen Hitze und Luftfeuchtigkeit. Sollte sich die Entzündung im Knie verschlimmern, wird es wirklich gefährlich für meine Gesundheit. Deshalb werde ich mich heute so früh wie möglich zur Regeneration in mein Zelt zurückziehen, das mir bei der Dämmerung auch Schutz vor meinen guten alten Freunden gibt: den Moskitos.

Sportliche Grüße aus einem 20-Seelen-Ort namens Cuipilapa.

RUN ON

Christian Schiester