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Klug: "Aber Hellseher bin ich keiner"

Klug:

Seit wenigen Wochen hat Österreich einen neuen Sportminister: Gerald Klug.

Und er möchte dies auch bleiben, wie er kürzlich bereits der „Krone“ offerierte.

Linksverteidiger in der steirischen Gebietsliga, Hobby-Tischtennisspieler und aktuell im Vorbereitungstraining für die Staffel beim Vienna City Marathon. Keine Frage, der 44-Jährige gibt sich beim Kennenlernen mit den Spitzenfunktionären der heimischen Sportfachverbände als einer der Ihrigen aus. Nicht unklug.

Doch das alleine wird zu wenig sein, um die in den neuen Sportminister gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Denn schließlich gibt es reichlich zu tun. Die Sportförderung ist nach wie vor ein schwer durchschaubarer Administrativ-Dschungel, viele Sportstätten befinden sich in miserablem Zustand und unsere Jugend wird immer dicker.

Im Interview mit LAOLA1 spricht Österreichs höchster Sport-Funktionär einige dieser Brennpunkte an und erklärt außerdem, warum er für Champions-League-Prognosen nicht zu gebrauchen ist.

LAOLA1: Wie erleben Sie Ihre ersten Wochen als Sportminister?

Gerald Klug: Es ist eine spannende Herausforderung. Ich habe diese Aufgabe gerne übernommen. Für mich ist sehr angenehm, dass ich von allen Funktionären, Vereinen und den maßgeblichen Playern mit offenen Armen aufgenommen werde. Es macht jeden Tag mehr Spaß und mehr Freude.

LAOLA1: Wer soll den Lead, die zentrale Anlaufstelle bei dem in der Sportförderung angedachten „One Stop Shop“-Prinzip übernehmen?

Klug: Strukturell sind wir jetzt einmal in der Vorbereitung. Das Sportförderungsgesetz ist so aufgestellt, dass ich damit mittel- und langfristig strukturelle Effekte erreichen möchte. Einer dieser Effekte besteht darin, dass es mir bei diesem „One Stop Shop“ primär einmal darum geht, dass es für die betroffenen Funktionäre, Sportler und Vereine eine zentrale Anlaufstelle gibt. Eine Stelle, wo ein Antrag eingebracht und auch abgerechnet wird. Ich bin da sehr optimistisch, dass das für die Förderwerber das ideale Prinzip ist.

LAOLA1: Das ÖOC in Person von Präsident Karl Stoss hat sich bereits angeboten, im Spitzensportbereich die Führung zu übernehmen. Gibt es diesbezüglich schon Gespräche?

Klug: In diesem Zusammenhang habe ich noch gar keine Gespräche geführt und das höre ich so auch zum ersten Mal.

LAOLA1: Es gibt Stimmen, die besagen, dass die Ansiedlung des Spitzensports im Heer nicht mehr zeitgemäß bzw. nicht optimal ist.

Klug: Ich bin nicht nur stolz darauf, dass das österreichische Bundesheer mit rund 400 Sportlern der größte Arbeitgeber ist, sondern darüber hinaus bin ich auch davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist, um im Spitzensport in Verbindung mit dem Bundesheer weiterhin positive Entwicklungen zu starten.

LAOLA1: Inwiefern genau?

Klug: Wir haben verschiedenste Bereiche, die sehr erfolgreich sind. Und ich versuche jetzt nicht nur das Modell des Brückenbauens, weil ich für beide Bereiche ressortmäßig zuständig bin, sondern weil ich auch inhaltlich davon überzeugt bin, dass - obwohl wir im Kernelement Sport bereits viel im Bundesheer machen - es Sinn macht, diese Brücke zu intensivieren. Ich sage in diesem Zusammenhang ganz offen, dass ich schon einige Ideen im Kopf habe, ersuche insofern aber um etwas Geduld, da es erst der 25. Tag meiner Amtsführung ist und ich auch noch ein paar gute Projekte für meine zweite Amtsperiode brauche.

LAOLA1: Ein Kritikpunkt an ihrem Vorgänger lautete, dass aufgrund der Eindeckung mit Agenden zur Landesverteidigung der Sport oft zu kurz kam.

Klug: Zum einen ist es für mich ganz klar, dass es zwei konkrete Zuständigkeiten gibt. Mag sein, dass zu Beginn meiner Amtszeit die Attraktivierung des Grundwehrdienstes in allen Medien als mein wichtigstes wehrpolitisches Thema transportiert wird. Das habe ich auch als Auftrag von der Volksbefragung vom 20. Jänner mitgenommen. Das hat auch eine gewisse Dominanz und Präsenz gehabt, aber es ist mir in den letzten 15 Tagen meiner Meinung nach sehr gut gelungen, mit den maßgeblichen Akteuren im Sport einen Kontakt herzustellen. Da bin ich sogar weitergekommen als im Bereich der Verteidigungspolitik. Wenngleich ich auch dort versucht habe, primär sofort mit dem Haus, den Mitarbeitern und vor allem mit der militärischen Führungsspitze einen Kontakt herzustellen. Ich glaube, dass der jetzige Schwerpunkt, den gemeinsamen Dialog bis zur Finalisierung des Bundessportförderungsgesetzes zu machen, der richtige Weg ist. Auch den Kontakt mit den maßgeblichen Playern zu suchen, ist der richtige Weg. Und wo die Dinge Step-by-Step auf mich zukommen, versuche ich mich persönlich mit einzubringen. Natürlich freut es mich, wenn ich neben dem Herrn Präsidenten auf der Tribüne sitze, beide Daumen fest drücke und dann werden sechs Tore geschossen.

LAOLA1: Letzte Frage: Wer gewinnt die Champions League?

Klug (schmunzelt): Ich bin bemüht, mein Geschäft als Sportminister zu machen. Ich bin sehr bemüht, meine Aufgabe als Verteidigungsminister gut zu machen. Aber Hellseher bin ich wirklich keiner.

Das Interview führte Reinhold Pühringer

LAOLA1: Führende österreichische Funktionäre wie etwa Toni Innauer monieren, dass der Stellenwert des Sports in der österreichischen Gesellschaft zu niedrig sei. Dass es nicht die dementsprechende Kultur dafür gebe. Wie ändern wir das?

Klug: Zum einen ist es natürlich so, dass der Sport dann permanent in der Öffentlichkeit steht, wenn tolle Spitzenleistungen erbracht oder viele Medaillen gewonnen werden. Dann stehen wir ganz zentral im Blickfeld. Aber ich denke, dass wir bei der Kontaktaufnahme mit den Verbänden gesehen haben, wie breit in Wahrheit der österreichische Sport aufgestellt ist. Auf wie vielen Ebenen im Sport gewerkt wird. Natürlich oft auch unterbelichtet. Aber der Sport ist sehr breit aufgestellt. Und da muss man sich die Frage stellen: Welchen Beitrag kann der Minister aus Sicht des Bundes leisten? Im Konkreten habe ich diesbezüglich angesprochen, ein Maßnahmenpaket zu Sportstätten im Spitzensportbereich ins Auge zu fassen. Hier werden wir versuchen, im Dialog mit den Verbänden, Vereinen sowie Landessportreferenten eine positive Richtung anzusteuern. Hier ist strukturell das eine oder andere Defizit zu erkennen, bei denen ich versuche, positive Impulse zu setzen, weil Spitzensport schließlich nur möglich ist, wenn regelmäßig auf hohem Niveau trainiert werden kann. Und dazu brauch ich halt auch Stätten.