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Hirscher und das "künstlerisch schöne" Ding

Hirscher und das

„Eine künstlerisch schöne Trophäe.“ Dazu der etwas zweifelhafte Tonfall und das verschmitzte Grinsen.

So recht identifizieren, was der Pokal, den er als „Sportler des Jahres“ in der Vösendorfer Eventpyramide überreicht bekam, nun darstellt, konnte Marcel Hirscher zunächst nicht.

Doch als Kunstbanause wollte er sich aufgrund seiner Kinderstube dennoch nicht abstempeln lassen. „Was Kunst betrifft, ist mein Vater ein bisschen ein Komischer“, lachte der Ski-Hero, der sich bei der Wahl mit 1.872 Punkten vor David Alaba (1.338) und Gregor Schlierenzauer (724) durchsetzte.

„Als ich noch jung war, bin ich da immer an der Hand mitgezogen worden, weshalb ich weiß, wie skurril Kunst ein kann“, schilderte Hirscher, dessen alter Herr sich vorzugsweise der Malerei widmete. Hat es Marcel selbst einmal probiert? „Ja, im Kindergarten.“

Keine g’mahte Wies‘n

Künstlerischer Pokal hin oder her – die Freude und den Stolz über das Ergebnis der von Sportjournalisten durchgeführten Wahl schmälerte dies keineswegs. „Es ist die größte Ehrenauszeichnung, die ich in Österreich wohl je bekommen kann“, strahlte der 23-Jährige.

Der Blick auf die Konkurrenten ließ die Brust des Salzburgers noch einmal um gefühlte fünf Zentimeter Umfang anschwellen. „Mit Thomas Vanek, den in den USA praktisch jeder kennt, oder auch einem David Alaba standen da echte Weltstars zur Wahl. Ich habe schon bisschen geschwitzt, ob ich mich da durchsetzen kann.“

Spekuliert hatte er freilich damit, schließlich befand er sich ja unter den letzten Fünf. „Das ist dann schon ein gutes Zeichen, dass man im vergangenen Jahr nicht allzu viel falsch gemacht hat“, meinte der Gesamt-Weltcupsieger grinsend, um schließlich etwas nachdenklicher fortzufahren: „Das nächste ist natürlich, dass ich weiß, auch wenn ich noch zehn Jahre Ski fahre, so viel mehr werde ich in einer Saison nicht gewinnen können.“

Sammlung komplettiert

Marlies Schild konnte sich mit dem Titel zur „Sportlerin des Jahres“ einen lang gehegten Wunsch erfüllen. „Ich war jetzt schon oft knapp dabei, aber bisher war jedes Mal irgendjemand ein bisschen besser“, so die 31-Jährige, die damit mit ihrem Lebensgefährten Benjamin Raich gleichzog.

Der Gewinner des Jahres 2006 war auch der erste Gratulant der Slalom-Königin, der mit 33 Disziplin-Siegen nur noch einer auf Rekordhalterin Vreni Schneider (SUI) fehlt. Gab es besondere Worte von Benni? „Wir haben uns umarmt und uns einen Kuss gegeben. Ich glaube, das sagt mehr als tausend Worte.“

Dass ihre Trophäe neben jene von Raich in die Vitrine kommt, lag für die Saalfeldnerin auf der Hand. Noch nicht auf der Hand lag indes, wer die Dinger künftig vom lästigen Staub befreien soll. „Das müssen wir uns noch ausmachen. Aber wir haben den Schrank gerade erst eingeräumt, also so staubig ist er noch nicht“, verriet Schild, die mit 1.674 Punkten Hürdensprinterin Beate Schrott (1.284) auf den zweiten Platz verwies.

Angst vor Morgis Poker-Künsten

Schrott hatte bereits vor der Verleihung erklärt, mit einem Sieg der Wintersportlerin zu rechnen. „Sie hat es sich verdient, weil sie schon so viel gewonnen hat. Ich bin zwar in das Olympia-Finale gelaufen, habe aber noch nichts Großes gewonnen“, begründete die Medizin-Studentin, die sich mit dem Titel zur „Aufsteigerin des Jahres“ mehr als nur trösten durfte.

„Unglaublich, was will man mehr?!“, strahlte sie im Anschluss an die Verleihung.

Richtig Routine legten die Skispringer an den Tag, die zum bereits vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren das „Team des Jahres“ sind.

Wo die vielen Trophäen hinkommen? „Geplant ist eigentlich, dass alle zum Pointex (Cheftrainer Alex Pointner; Anm.) kommen. Aber bisher war von uns immer jemand schneller“, meinte ein wie immer gut gelaunter Martin Koch, der sich im Anschluss den Fragen der Journalisten stellte.

Vom Vorschlag, die Pokale mittels einer Pokerrunde innerhalb der Truppe aufzuteilen, hielt der Kärntner reichlich wenig. „Dafür spiele ich zu schlecht. Ich glaube, dann hätte der Morgi alle daheim.“

Reinhold Pühringer