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Der Kreis schließt sich - Fenningers emotionales Jahr

Der Kreis schließt sich - Fenningers emotionales Jahr

Für Anna Fenninger schloss sich bei der „Galanacht des Sports“ ein Kreis.

Wie bereits vor einem Jahr wurde sie zu Österreichs „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Doch diesmal konnte sie die Trophäe aufgrund ihrer schweren Knieverletzung nicht persönlich abholen.

Zwischen den beiden Siegen liegt ein emotionales Jahr. Titel, Tiefschläge, Freude, Trauer, Streit, Versöhnung – LAOLA1 fasst Anna Fenningers bewegendes Jahr zusammen:

30.10.2014: Anna Fenninger wird zur Sportlerin des Jahres gewählt. „Ich fühle mich geehrt, dass ich so einen Preis entgegennehmen darf. Ich bin sehr glücklich. Es ist eine Abstimmung und jeder hat eine andere Meinung. Ich bin sehr froh, dass so viele für mich gestimmt haben“, jubelt die Salzburgerin. „Es ist die Krönung meiner letzten Saison.“

3.2.2015: Nach einer bis dahin guten, aber keiner überragenden Saison, holt sie den WM-Titel im Super-G. „Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles erleben darf. Dass alles so zusammenpasst, ist nicht selbstverständlich.“ Der Rückhalt ihrer Vertrauenspersonen habe ihr dafür den nötigen Rückhalt gegeben. „Ich spüre, dass sehr viele Leute hinter mir stehen und sich mit mir freuen, weil sie so viel Anteil daran haben. Es ist echt schön, dass ich das wieder erleben darf.“ Der Rückhalt sollte jedoch nicht mehr allzu lange anhalten.

6.2.2015: Nur drei Tage nach Gold holt sie Silber in der Abfahrt. „Irgendwie ist das sogar emotionaler als die Goldmedaille im Super-G. Dass ich auch in der Abfahrt so eine Leistung zeigen kann, das hätte ich mir eigentlich nicht zugetraut. Das ist eine richtig coole Geschichte.“

7.2.2015: Aufreger! Hans Knauß behauptet im LAOLA1-Interview, dass Fenninger nach den WM-Rennen nicht zu den internationalen Fernseh-Stationen ging. „Wenn ich zum Beispiel höre, dass Anna Fenninger nur dem ORF ein Interview gegeben hat und wegen ihrem Pressesprecher nicht zur CBS gehen konnte, frage ich mich, ob die komplett verrückt geworden sind. Das ist ein reines Kräftemessen von irgendwelchen Leuten ganz oben“, so der ehemalige Skifahrer.

10.2.2015: Hans Knauß rudert zurück. „Mir wurde das etwas falsch zugetragen“, so der Fernseh-Experte bei LAOLA1. Der ÖSV-Pressesprecher sei beim Interview-Marathon von der FIS, wie sämtliche Pressebetreuer, ausgeschlossen worden. Fenninger stellt klar, sehr wohl zu sämtlichen TV-Interviews gegangen zu sein.

13.02.2015: Anna kürt sich zur Doppel-Weltmeisterin. Sie setzt sich im Riesentorlauf durch und holt ihre zweite Goldmedaille in Beaver Creek: „Ich wollte es nie sagen, aber wenn ich ehrlich bin, war mir der Riesentorlauf am wichtigsten. In dieser Disziplin erfordert es die meiste Arbeit, zudem ist es im Riesenslalom in früheren Jahren schon einmal nicht so gut für mich gelaufen. Da musste ich mich zurückkämpfen und da habe ich viel erlebt. Nach wie vor benötigt es sehr viel Zeit und Aufwand, um im Riesentorlauf schnell zu sein. Deshalb bin ich sehr stolz, das geschafft zu haben.“ Nach den anstrengenden WM-Tagen kann sie die Müdigkeit aber nicht mehr leugnen: „Man spürt jeden Muskel am Körper, es zehrt extrem. Ich kann es nicht in Kilo sagen, habe im Laufe der WM aber sicher Gewicht verloren. Wenn man Stresssituationen hat, hat man wenig Zeit zu essen und gar keinen Appetit. Im Sommer baut man gewisse Substanz auf, die man im Winter verliert. Mir tut mein Nacken, mein Kreuz und eigentlich alles weh. Das ist muskulär, weil der Körper merkt, er kann loslassen.“ Ihre größte Stärke sieht sie damals im mentalen Bereich: „Ich hab's geschafft, das alles im Kopf zu bewältigen. Darauf bin ich wirklich sehr stolz.“

14.02.2015: Ihr damaliger Manager Klaus Kärcher meldet sich während der WM ebenfalls zu Wort: „Nur wenn man kämpft, kommt man weiter", ist er damals noch überzeugt. „Anna will ihre eigenen Wege gehen. Mit dem Verband aber auch eigene, um rauszukommen dorthin, wo noch niemand stand. Wenn man es so sympathisch tut wie Anna, ist das doch super.“

22.03.2015: Mit einem Sieg im letzten Weltcup-Rennen sichert sich Fenninger zum zweiten Mal in Folge den Gesamtweltcup. „Es war über Wochen der härteste Kampf, den ich je gehabt habe. Von der nervlichen Situation das Ärgste, was ich je gehabt habe. Es war heuer noch viel schwieriger“, fällt danach der ganze Druck ab. Mit 22 Punkten Vorsprung auf Tina Maze gewinnt sie die große Kugel – der fünftkleinste Unterschied zwischen Platz eins und zwei aller Zeiten.

01.04.2015: Anna Fenninger beendet ihre Karriere! Zumindest laut Tina Maze, die die Nachricht via „twitter“ verbreitet. Ein Blick auf das Datum zeigt aber: Nur ein Aprilscherz. „Ja, ich bin auf dem Weg nach Hawaii – ich suche eine neue Herausforderung“, kontert die 26-Jährige frech.

11.06.2015: Fast ein Monat vergeht, bis es die nächste Nachricht zum heikelsten Ski-Thema des Sommers gibt. Und es ist eine gute: Fenninger und der ÖSV haben sich geeinigt. „Bestehende Missverständnisse und Kommunikationsprobleme konnten erfolgreich aus der Welt geschafft werden. Anna Fenninger ist und bleibt demnach ein wichtiger Teil der ÖSV-Familie und bekommt wie bisher optimale Trainingsbedingungen zur Verfügung gestellt“, so der Verband in einer Aussendung. Friede, Freude, Eierkuchen?

15.06.2015: Von wegen! Nur wenige Tage später eskaliert der Streit erneut – diesmal so richtig. Mercedes schaltet eine Werbe-Kampagne mit Fenninger online – aufgrund der Zusammenarbeit zwischen dem ÖSV und Audi ein No-Go. Der Athleten-Vertrag mit dem ÖSV besagt, dass heimische Skifahrer nicht für die Konkurrenz bestehender Partner werben dürfen.

16.06.2015: Die Angelegenheit wird zur Chef-Sache. „Für mich war es erledigt und bereinigt. Ich war froh, brauchte mich nicht einzumischen. Der Klaus (Leistner/Anm.) und der Hans (Pum/Anm.) haben verhandelt und sie sind jetzt maßlos enttäuscht. In ihren Worten: sie fühlen sich verascht. Wir müssen jetzt überlegen, welche Maßnahmen es geben wird. Ich habe mich ganz bewusst bisher rausgehalten, aber jetzt werde ich selbstverständlich eingreifen“, verkündet ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Fenninger hingegen zeigt sich überrascht, immerhin sei dieses Thema bei der Einigung besprochen worden: „Wir wollen nochmals festhalten, dass die Mercedes-Kampagne ausschließlich im Zusammenhang mit Anna Fenningers sozialen Engagement für Laureus und ihrer Rolle als Botschafterin für den Cheetah Conservation Fund (CCF) und ihre Unterstützung für die Geparden zu sehen ist.“

11.05.2015: Der Streit mit dem ÖSV eskaliert! Ein E-Mail, eigentlich von Fenninger an den ÖSV adressiert, wird anonym an die Presse geleitet. Darin kritisiert der Ski-Star den Verband hart: „Ich werde mir eine (weitere) Beschneidung in sportlicher Hinsicht nicht gefallen lassen. Seit Jahren lebe ich damit, dass beim ÖSV nach sachfremden Kriterien differenziert wird, die mit sportlichen Leistungen rein gar nichts zu tun haben. Aber es war immer eine gerade noch hinreichende, wenngleich keinesfalls optimale Unterstützung gewährleistet. Auch mit der Ausübung von Druck wegen Vorgängen, die sich im nicht sportlichen Bereichen abspielen und den Verband damit rein gar nichts angehen, habe ich mich abgefunden. Womit ich mich nicht abfinden werde, ist eine Einflussnahme auf meine sportliche Förderung, weil dies letztlich in absehbarer Zeit dazu führt, dass ich hinter meinen Möglichkeiten zurückbleibe. Da ich nicht dafür gemacht bin, halbherzige Dinge zu tun - schon gar nicht im Skisport -, werde ich in diesem Fall zu drastischen Maßnahmen greifen.“ Der ÖSV habe sie mehrmals aufgefordert, sich von ihrem Manager zu trennen - sie droht daraufhin mit drastischen Konsequenzen: „Bevor ich diesem Wunsch entspreche, werde ich meine aktive Karriere beim ÖSV mit sofortiger Wirkung beenden.“

12.05.2015: Der ÖSV kontert und beschwichtigt. „Anna Fenninger kann sich so wie jeder Aktive des Österreichischen Skiverbandes selbstverständlich von Personen ihrer Wahl beraten lassen. Demzufolge hat der ÖSV auch nicht von Anna Fenninger verlangt, sich von ihrem Berater zu trennen.“ Die Frage, wer das E-Mail an die Medien geleitet hat, kann nicht beantwortet werden.

13.05.2015: Zahlreiche Journalisten und Fotografen reisen ins ÖSV-Trainingslager nach Zypern, wo Fenninger sich auf die Saison vorbereitet. Der Rummel wird ihr zu viel, sie reist ab. „Wir klären das Thema hoffentlich intern - wie von Anfang an beabsichtigt“, so ihre Stellungnahme.

15.05.2015: „Ich stelle sicher keine Bedingungen und bin für weitere Gespräche offen. Es muss möglich sein, dass man auf Augenhöhe fair und korrekt verhandelt. Der ÖSV sagt, er hat kein Problem mit externen Managern. Dann muss er endlich auch dementsprechend handeln“, bezieht Klaus Kärcher Stellung. Es sieht so aus, als würde sich die Situation beruhigen.

17.05.2015: Auch Fenninger will Schärfe aus der Diskussion nehmen. In einem eigens anberaumten „ORF“-Interview verrät sie, was sie mit ihrer Nachricht an den Verband bezwecken wollte: „Es gibt seit längerem Gespräche, was man verbessern kann. Es ist mir aber zu wenig weitergegangen. Daher wollte ich das mal auf den Punkt bringen. Ich finde es schade, dass das vertrauliche Mail an die Öffentlichkeit gelangt ist.“

21.10.2015: Schock um den Ski-Star! Beim Training in Sölden stürzt Fenninger und reißt sich das vordere Kreuzband, das Innenband sowie die Patellarsehne im rechten Knie. Sie fällt mindestens neun Monate aus. Der wohl größte Tiefschlag ihrer Karriere.

22.10.2015: Fenninger wird von internationalen Journalisten zum zweiten Mal in Folge zum „Skieur d'Or“ gewählt – diesmal ex aequo mit Marcel Hirscher.

29.10.2015: Der Kreis schließt sich. Fenninger wird wie vor einem Jahr zu Österreichs Sportlerin des Jahres gewählt. Insgesamt schon zum dritten Mal in Folge. Der Galanacht kann sie aufgrund ihrer Verletzung nicht beiwohnen, via Live-Schaltung bedankt sie sich aber: „Das ist die wichtigste Trophäe in den letzten drei Jahren, auch wenn ich nicht bei der Gala dabei sein kann. Es ist unglaublich, was ich geschafft habe. Diese Phase ist der Höhepunkt meiner Karriere. Das ist eine der wichtigsten Ehrungen, die ich entgegennehmen darf, deswegen bin ich sehr dankbar. Auch, dass die Leute, die im Erfolg zu mir gestanden sind, auch jetzt zu mir stehen und mit mir durch das Tal gehen. Was am Wochenende passiert ist, war sehr emotional. Alle haben mit mir mitgelitten und mir Zuspruch gegeben. Das hat mich sehr motiviert, in der anstehenden harten Zeit alles zu geben.“


 
Zusammengestellt von Matthias Nemetz

16.06.2015: Fenninger ist fassungslos und kann nicht mehr. Via „facebook“ meldet sie sich erneut zu Wort. „Wenn man an einem Punkt angelangt ist und merkt, dass man Jahre lang hintergangen wird, Versprechen nicht eingehalten worden sind, sich fügen ohne Argumentation täglich Brot ist, Wertschätzung gegenüber Frauen an frühere Zeiten erinnert, dass alle nach der Pfeife von nur einem einzigen tanzen müssen, ist man erfolgreich – muss man geben – man wird hin und her gereicht – und am Ende des Tages? Das Ergebnis? Ein stolzer Tiroler der die Hände nicht mehr runter bekommt.“ Das hat gesessen – spätestens jetzt ist der Streit persönlich.

18.06.2015: Der ÖSV beraumt eine Pressekonferenz ein. Es wird viel spekuliert: Wird Fenninger aus dem Verband ausgeschlossen? Wechselt sie die Nation? Beendet sie ihre Karriere? Doch es kommt ganz anders: Peter Schröcksnadel verkündet die finale Einigung. Der Streit sei in einem persönlichen Gespräch aus der Welt geschafft worden, Fenninger weiterhin normales Mitglied im ÖSV. Zur Zukunft von Manager Kärcher sagt er: „Herr Kärcher ist für mich kein guter Manager. Ein guter Manager arbeitet im Hintergrund und verschafft seinem Klienten Luft. Wenn ein Manager ganz Österreich spaltet und alle gegeneinander aufbringt, ist er kein guter Manager. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Es ist nicht so, dass Anna und ihr Manager die Zusammenarbeit beendet haben. Sie hat aber akzeptiert, dass wir nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Ob sie im Hintergrund ein Foto mit ihm macht, ist uns egal. Aus unseren Aktivitäten soll er sich heraushalten. Er ist nicht mehr Manager, bleibt aber wahrscheinlich Berater.“

07.09.2015: Nun ist die endgültige Trennung von Kärcher offiziell: „Veränderungen gehören zum Leben und zur weiteren Entwicklung, deshalb gehen Vitesse Kärcher und ich in Zukunft getrennte Wege - thanks für die spannende Zeit und alles Gute.“

29.09.2015: Erste schlechte Nachricht von der Vorbereitung. Fenninger bricht das Schnee-Training mit Knie-Schmerzen ab. Ist der Saison-Auftakt in Sölden in Gefahr?

16.10.2015: Nach zwei Wochen Pause ist die 26-Jährige zurück auf Ski. Es scheint so, als würde sich rechtzeitig zum Saison-Start alles zum Guten wenden.