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Neue Sportförderung: Vorschnell und verzerrend

Neue Sportförderung: Vorschnell und verzerrend

Was haben Frisbee, Curling und Fischen gemeinsam?

In diesen Sportarten ist Österreich erfolgreicher als beispielsweise im Basketball.

Hört sich skurril an, geht man nach dem jüngst veröffentlichen Verbands-Ranking (siehe Tabelle unten), anhand welchem der Bundessport-Förderungsfonds (BSFF) künftig zehn Prozent der Grundförderung unter den besten 25 verteilt, ist dem allerdings so.

Denn der ÖBV bildet in der 60 Verbände umfassenden Liste gemeinsam mit Taekwondo, Bogensport sowie dem Sportschützen-Fachverband (Wurfscheibe und Kombination) das Schlusslicht. Das Quartett erreicht aufgrund des erfolgsbezogenen Berechnungsschlüssels nicht einmal einen Hundertstel-Punkt. Wie ist das möglich?

LAOLA1 richtet diese Frage an die Verantwortlichen des Basketball-Verbands. Dort hält sich die Freude über das Ranking – vorsichtig formuliert – in Grenzen. „Wir wissen, dass wir mit dem Männer-Nationalteam die EM-Quali verpasst haben. Und wir wissen auch, dass wir im sportlichen Bereich sicherlich Aufholbedarf haben“, kehrt ÖBV-Präsident Karl Thaller zunächst einmal vor der eigenen Tür. Doch so richtig schmecken kann ihm die rote Verbands-Laterne dennoch nicht.

Im Kollektiv schwieriger

„Es gibt jedoch einige Aspekte in der Bewertung, die nicht verständlich und letztlich nicht fair sind“, führt der Steirer fort. „Bei Basketball handelt es schließlich um einen der weltweit größten Fachverbände.“ Eine höhere internationale Dichte mache es schließlich erheblich schwieriger, an die Spitze zu kommen. Insbesondere in Mannschaftssportarten, die in der Regel eine hochentwickelte heimische Liga-Struktur erfordern, tut sich Österreich schwer.

Warnrufe, dass die ausgearbeiteten Kriterien Mannschaftssportarten benachteiligen könnten, habe es zudem gegeben. Das bestätigt Hans Holdhaus, der im Spitzensport-Beirat des BSFF sitzt, gegenüber LAOLA1: „Da gibt es einige Punkte, die zu einer schlechteren Bewertung von Team-Sportarten führen können. Doch der Beirat kann da wenig machen. Letztlich entscheidet die Konferenz.“

In dieser sitzen unter anderem mit Peter Schröcksnadel (ÖSV), Leo Windtner (ÖFB), Ralph Vallon (Leichtathletik), Christoph Schmölzer (Rudern) und nicht zuletzt der Vorsitzenden Astrid Stadler (Bob und Skeleton) gleich fünf Entscheidungsträger, von denen vier ein Präsidenten-Amt eines Fachverbandes bekleiden bzw. Schmölzer ein erfolgreicher Ex-Ruderer ist.

ÖBV-Präsident Karl Thaller missbilligt die vorschnelle Vorgehensweise

Stadler wehrt sich gegen den Vorwurf, dass die weltweite Verbreitung einer Sportart nicht berücksichtigt wurde. „Dies tut sie sehr wohl. Es macht in der Berechnung einen Unterschied, wie viele Nationen in der Weltrangliste zu finden sind oder wie viele an Weltmeisterschaften teilnehmen“, so die VP-Politikerin.

Hinzu gesellt sich der Kritik-Punkt, dass die großen Mannschaftssportarten bei Herren sowie Damen jeweils nur eine Möglichkeit haben, der Erfolge einfahren kann. Im Gegensatz etwa zu Einzelsportarten mit vielen Disziplinen wie Schwimmen oder Leichtathletik. Was wiederum kein unwesentlicher Grund dafür ist, weshalb sich Volleyball auf dem hervorragenden zweiten Platz wiederfindet. Den Beachvolleyballern sei Dank.

Mediales Highlight

Wenn Mannschaftssportarten derartig benachteiligt werden, was macht dann eigentlich Fußball an der sechsten Stelle? Neben Erfolgen im Nachwuchs räumt der ÖFB insbesondere beim Berechnungsfaktor „Sportart“ groß ab. Darin befinden sich unter anderem die Unterpunkte „Anzahl der Mitgliedsvereine in Österreich“ sowie „Medienpräsenz (Übertragungszeiten: ORF 1 und 2)“.

Insbesondere Letzteres kann Thaller überhaupt nicht nachvollziehen. „Das ist einzigartig!“, schüttelt er den Kopf. Schließlich werden andere Medien schlichtweg ignoriert. Selbst der Spartensender ORF Sport+ ist außen vor. Für den ÖBV ein Nackenschlag, schließlich werden deren Länderspiele (zu denen bis 2.500 Fans kommen) im Spartenkanal sowie eine ABL-Partie pro Woche von Sky gezeigt. Von sonstigen Medien, die teils recht großzügig über den heimischen Basketball berichten, ganz zu schweigen.

Die TV-Präsenz spielt ganz nebenbei bemerkt auch dem Ski-Verband sehr in die Hände.

Durchgepeitscht

Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass einige Faktoren sowie deren Gewichtung ein teils recht verzerrendes Bild widergeben. Dass der Versuch, den Vergleich von Äpfeln mit Birnen in eine Formel zu pressen, kein leichtes Unterfangen ist, erkennt auch Thaller an.

Deshalb wäre der ÖBV-Boss für eine fundiertere Ausarbeitung des Berechnungsschlüssels gewesen. Eine Forderung, mit der er keineswegs alleine dastand.

„Dieser unter den Fachverbänden weitverbreitete Wunsch, sich länger Zeit zu lassen, wurde aber mehr oder weniger abgeschmettert, was einer Schweinerei gleichkommt“, findet Thaller deutliche Worte. „Warum setzen wir uns so oft zusammen, wenn das Ergebnis letztlich negiert wird?“

Nicht vorab berechnet

Für den höchsten Basketball-Funktionär des Landes ist klar, dass das aktuelle Berechnungs-Modell nicht der Weisheit letzter Schluss sein kein. Ein Horn, in welches auch Stadler stößt. „Wir werden, wenn notwendig, alle Kriterien hinterfragen“, versteht die BSFF-Vorsitzende die aufkommenden Diskussionen.

Vorab durchgerechnet sei das Ergebnis jedenfalls nicht geworden, behauptet Stadler auf die Frage, ob aufgrund ihrer Doppel-Funktion dem neunten Platz ihres Bob- und Skeleton-Verbandes ein fahler Beigeschmack anhaftet. „Ich war gegen Vorab-Modellberechnungen. Wir haben zuerst die Kriterien beschlossen, die Reihung habe ich erst nach bei der Veröffentlichung gesehen“, gibt sie zu Protokoll.

Nichtsdestoweniger kann getrost davon ausgegangen werden, dass jene Verbands-Präsidenten bzw. der Ex-Athlet, die in der BSFF-Konferenz sitzen, sehr wohl wussten, für welche Berechnungsfaktoren sie sich stark machen mussten, damit ihre Sportart nicht auf der Strecke blieb.

Schließlich befinden sich die fünf fraglichen Verbände allesamt innerhalb der besten 14.

Reinhold Pühringer

Ranking der Verbände Euro
  1. Ski
429.300
  1. Volleyball
396.700
  1. Wettklettern
365.300
  1. Schwimmen
335.300
  1. Rodeln
306.700
  1. Fußball
279.300
  1. Kanu
253.300
  1. Segeln
228.700
  1. Bob und Skeleton
205.300
  1. Judo
183.300
  1. Tennis
162.700
  1. Tischtennis
143.300
  1. Leichtathletik
125.300
  1. Rudern
108.700
  1. Kick- und Thaiboxen
93.300
  1. American Football
79.300
  1. Radsport
66.700
  1. Schützenbund
55.400
  1. Eishockey
45.400
  1. Golf
36.700
  1. Wasserski und Wakeboard
29.300
  1. Hockey
23.300
  1. Eisschnelllauf
18.700
  1. Eis- und Stocksport
15.300
  1. Orientierungslauf
13.400
  1. Triathlon
  1. Faustball
  1. Tanzsport
  1. Bahnengolf
  1. Ringsport
  1. Billard
  1. Frisbee
  1. Moderner Fünfkampf
  1. Rollsport
  1. Skibob
  1. Curling
  1. Handball
  1. Baseball/Softball
  1. Schach
  1. Badminton
  1. Aero-Club
  1. Sportkegeln und Bowling
  1. Karate
  1. Jiu Jitsu
  1. Casting (Fischen)
  1. Boxen
  1. Gewichtheben
  1. Squash
  1. Tauchsport
  1. Turnen
  1. Pferdesport
  1. Kraftdreikampf
  1. Fechten
  1. Eiskunstlaufen
  1. Floorball
  1. Rugby
  1. Basketball, Taekwondo, Bogensport, Sportschützen Fachverband