news

Tägliche Turnstunde: "Darum schaffen wir es diesmal"

Tägliche Turnstunde:

71 Jahre und kein bisschen müde, wenn es darum geht, im österreichischen Sport etwas zu bewegen.

Von daher ist es wenig verwunderlich, dass Peter Schröcksnadel Gewehr bei Fuß steht, wenn Österreich nach den Olympischen Spielen in London seine Wunden leckt.

Der Präsident des heimischen Ski-Verbands (ÖSV) sowie „Vize“ des Nationalen Olympischen Komitees (ÖOC) kämpft bei der neugestarteten Unterschriften-Aktion für die tägliche Turnstunde an vorderster Front.

„Wir vom ÖSV gehen sogar noch weiter und wollen, dass Sport in der Schule ein Hauptfach wird“, scheut der immer noch aktive Skifahrer nicht vor starken Sprüchen.

Im Interview spricht der Visionär über das Infrastruktur-Problem, das Spannungsfeld Sport und Kultur und die „Polster-Zipfel-Methode“:

LAOLA1: Jede Krise ist bekanntlich auch eine Chance. Herr Schröcksnadel, Sie wirken voller Aufbruchsstimmung. Bieten die Olympischen Spiele in London endlich die Gelegenheit, um im österreichischen Sport etwas zu verändern?

Peter Schröcksnadel: Wenn ich sarkastisch bin, sage ich sogar, dass keine Medaille besser ist als zwei. Denn sonst hätte man wieder weitergewurschtelt. So haben wir aber jetzt wirklich einen Tiefpunkt erreicht. Auch wenn man sagen muss, dass die gezeigten Leistungen nicht so schlecht waren. Ob jetzt dritter oder vierter Platz – das ist sehr knapp. Aufgrund des letztendlichen Resultats haben wir jetzt aber die große Chance, dass wir alle zusammenstehen und sagen: Machen wir was!

LAOLA1: Die Diskussion über die tägliche Turnstunde ist keineswegs neu. Warum hatte sie in der Vergangenheit nie Erfolg?

Schröcksnadel: Weil es immer Einzelaktionen von unterschiedlichen Gruppen waren. Es gab nie eine geschlossene Aktion aller Verbände. Das ist an dieser Initiative jetzt das Einmalige und warum ich glaube, dass wir durchkommen.

LAOLA1: Spricht man mit Lehrern, würden viele die tägliche Turnstunde begrüßen, klagen aber gleichzeitig über infrastrukturelle Probleme (Bildungsexpertin Schrodt dazu). Das geht sogar so weit, dass einige Schulen weder über einen eigenen Turnsaal, noch über einen Pausenhof verfügen. Könnte dieser Platzmangel speziell bei innerstädtischen Schulen ein Stolperstein sein?

Schröcksnadel: Man kann ja auch auf eine Wiese gehen oder die Turnstunde am Nachmittag halten. Man könnte auch den Stundenplan so gestalten, dass ich beispielsweise in den Prater gehe. Wenn man kreativ ist und man will, gibt es bestimmt Möglichkeiten. Natürlich ist es so, dass der Sportlehrer in der Schule nicht gerade der angesehenste Lehrer ist. Leider! Und das gehört geändert. Der Sportlehrer ist mindestens genauso wichtig, wie die aus den Hauptfächern.

LAOLA1: Ist die Ganztagsschule ein möglicher Schlüssel für die tägliche Turnstunde?

Schröcksnadel: Ich glaube, man darf das Thema nicht auf die politische Ebene bringen, ob Ganztagsschule oder Gesamtschule. In der Ganztagsschule täte man sich mit dem Unterricht am Nachmittag wohl leichter. Aber auch sonst MUSS das gehen. Das muss auch in der Volksschule gehen.

LAOLA1: Das generelle Problem des Sports in Österreich bleibt jedoch der fehlende Stellenwert. In dieser Hinsicht kann die tägliche Turnstunde aber wohl nur ein erster Schritt sein?

Schröcksnadel: Ich habe sehr viel Kontakt zu Menschen aus der Kultur. Die sind auch der Meinung, dass Sport und Kultur eigentlich zusammengehören. Dass nicht der Sport mit der Kultur um Geld kämpfen muss. Es ist beides gleichwertig in der Gesellschaft. Und da werden wir Kulturschaffende miteinbeziehen müssen. Ich hatte kürzlich ein Gespräch darüber mit Klaus Maria Brandauer, er ist der gleichen Meinung. Er wird in Schladming auftreten und eine Lesung machen. Meines Erachtens ist es wichtig, Kultur und Sport nicht auseinander zu dividieren.

LAOLA1: Dennoch darf es mit der täglichen Turnstunde nicht aufhören. Hat man im Hinterkopf bereits Pläne?

Schröcksnadel: Ich bin ein Verfechter der Polsterzipfel-Methode (grinst).

LAOLA1: Bitte was?

Schröcksnadel: Die kennt niemand. Du nimmst einen Zipfel des Polsters und fängst an zu ziehen. Am Ende gehört dir der Polster. Wenn du den Polster aber gleich am Anfang als Ganzes haben willst, klappt das nicht. Also darfst du dir immer nur ein Stückerl nehmen und dann wieder ein Stückerl.

Das Interview führte Reinhold Pühringer

 

Gib deine Stimme für die tägliche Turnstunde unter www.turnstunde.at ab!