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Kräftige und leichte Athleten auf EM-Kurs im Vorteil

Kräftige und leichte Athleten auf EM-Kurs im Vorteil

Mit der Wildwasser-Strecke auf der Wiener Donauinsel verfügt Österreichs Kanusport über eine Wettkampfstrecke internationalen Formats.

Nur rund ein Jahr nach der Freigabe der Anlage erlebt die Verbund-Wasserarena von Donnerstag bis Sonntag mit den Europameisterschaften ihre erste große Bewährungsprobe.

Damit ist der österreichische Verband (ÖKV) auch infrastrukturell an der Spitze angekommen.

Auflagen waren zu klären

Die Projektplanung hat 2005 begonnen, Architekt Peter Pointner war dabei federführend. Eine Studie einer damals in Deutschland im Bau befundenen Strecke hatte ihm eine erste Idee von einer Wildwasser-Anlage gegeben.

"Dann hat es ungefähr acht Jahre gedauert", erklärte der 75-Jährige. "Die Finanzierung, Wasserrechtsansuchen, Baurechtsansuchen, Naturschutz. Es ist ein Naturschutzgebiet. Da ist die Gemeinde Wien sehr restriktiv mit solchen Anlagen."

Drei Donauinsel-Standorte waren infrage gekommen. Letztlich entschloss man sich für jenen in Wien-Donaustadt bei der Steinspornbücke, da auf deren anderen Seite seit Ende der Achtziger das Ruderzentrum liegt.

Diese Nähe bringt Synergien, auch andere Sportarten sollen noch davon profitieren. "Es soll ein Sportzentrum werden für Wassersport und andere Verbände - Triathleten, Schwimmer, Radfahrer", erläuterte Pointner der Austria Presse Agentur.

Heimvorteil genutzt

Der gebürtige Oberösterreicher war ab März 1997 siebeneinhalb Jahre lang Präsident von Österreichs Ruderverband (ÖRV). Seine gemeinsame Braunauer Schulzeit mit Walter Aumayr, seit 1999 Präsident von Österreichs Kanuverband (ÖKV), brachte ihn den Paddlern näher.

Die Wildwasserstrecke wird von der Vienna City Wildwasser GmbH bewirtschaftet und erhalten, eine 100-prozentige ÖKV-Tochter mit Aumayr als Geschäftsführer.

Österreichs Athleten haben den Heimvorteil genutzt, aufgrund des günstigen Wetters wurde bis Ende November und wieder ab Februar auf der Heim-EM-Strecke trainiert.

"Wenn das Wasser gelaufen ist, waren wir hier", gab Helmut Oblinger auch für Ehefrau Violetta Oblinger-Peters an. Der 41-Jährige bringt die Erfahrung unter anderem von fünf Olympischen Spielen mit. "Die Bedeutung der EM ist für mich höher als ein Weltcup-Rennen, da bereite ich mich schon anders vor. "

Kraft-Ausdauer entscheidend

Die Athleten adaptieren durchaus ihre Saisonvorbereitung, um beim jeweiligen Großereignis eines Jahres zu reüssieren. Oblinger: "Wenn es ein relativ starkes Wildwasser ist, etwas wuchtiger, dann versucht man ein spezielles Krafttraining zu machen. Wenn es länger ist, dann forciert man etwas mehr das Ausdauertraining. In Wien ist Kraft-Ausdauer ziemlich entscheidend." Als spezielles Kriterium nannte der Olympia-Vierte von Sydney 2000 die den Kanal umgebenden Wände.

Corinna Kuhnle ist einer der großen österreichischen Hoffnungen
"Die Uferbeschaffenheit macht viel aus", führte Oblinger aus. "Wenn Steine am Rand sind, pendelt sich das Wasser aus. Wenn die Welle aber gegen eine Wand spült, kommt sie wieder zurück. Das macht die Sache ein bisschen schwieriger zu planen. Man muss schauen, wie die Welle gerade steht. Das ist teilweise unberechenbar, aber man gewöhnt sich daran."

Abseits der Wand-Spezifik ist Wiens EM-Strecke aber nicht unbedingt mit einer anderen Anlage zu vergleichen.

"Das kann schon an die Muskeln gehen"

Nur 3,75 Meter Höhenunterschied liegen zwischen Start- und Zielbereich, das ist ein äußerst geringes Gefälle. "Es ist auch nicht so tief", sagte der K1-Europameister von 2005.

"Es bevorzugt eher kräftige oder leichte Leute, da es ein ziemlich hoher Widerstand ist." Die 2007 mit EM-Gold dekorierte Oblinger-Peters sieht das ähnlich: "Es gibt physische Abschnitte. Das kann schon an die Muskeln gehen."

Von anderen ÖKV-EM-Teilnehmern bezeichnete Herwig Natmessing die Strecke als technisch anspruchsvoll, schwierig und schnell. "Da brauchst du immer vollste Konzentration", sagte der Kärntner.

Auch Doppel-Ex-Weltmeisterin Corinna Kuhnle hat Respekt. "Das Wasser pumpt und Pilze kommen auf", meinte die 26-Jährige in Bezug auf das von den Wänden zurückschwappende Wasser. "Die Strecke ist nicht mega-wuchtig, aber anspruchsvoll."