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Zwischen großer Zukunftsvision und Seifenblase

Zwischen großer Zukunftsvision und Seifenblase

Dringender Handlungsbedarf.

So lautete das Ergebnis einer von LAOLA1 durchgeführten Bedürfnis-Analyse einiger Sommersport-Arten in Wien. Zwar hat sich seither die Situation durch die (nicht mehr für möglich geglaubte) Fertigstellung des Stadthallenbads sowie der erneuerten Leichtathletik-Anlage auf dem Cricketplatz verbessert, doch an der Grundproblematik ändert das letztlich wenig.

Umso hellhöriger macht es deshalb, wenn plötzlich eine private Stiftung auf den Plan tritt, die ein multifunktionales Sportzentrum in der Seestadt anpreist.

Die „Aspern Sports Area“ (ASA) heißt sie und können soll sie jede Menge. Bekannt ist aber noch recht wenig.

Alles rund um den Sport an einem Fleck

Vor rund zwei Monaten luden die Verantwortlichen der ASA Vertreter der Sommersport-Verbände zu einer Informations-Veranstaltung in das Haus des Sports.

Vorgeführt wurde unter anderem ein Video, in welchem Rainer Pariasek erklärte, was das neue Projekt alles können soll.

„Spitzensport, Forschung, Lehre und Wissenschaft lassen sich dort vereinen. Und das für alle Sommersportarten“, lauten die ambitionierten Pläne des Bauvorhabens, welches sich im Osten Wiens über 160.000 Quadratmeter erstrecken soll.

Sowohl in administrativer Form, als auch für den Trainingsbetrieb werde den Sommersport-Verbänden ein neues Zuhause geboten. Darüber hinaus soll Sport-Diagnostik und –Wissenschaft an selber Stelle angesiedelt werden.

Großer Bedarf

Großer Bedarf
Das alles soll in Aspern vereint werden (Quelle: ASA-Video)
„Think big!“, lautet das Motto des Projektes. Eine nicht gerade typisch österreichische Devise.

Die ersten Reaktionen der Verbände fallen nichtsdestotrotz recht positiv aus. Egal ob Turnen, Hockey oder Handball bekommt LAOLA1 nur wohlgesonnenes Feedback zu hören. Wobei die Antworten der Funktionäre in erster Linie freilich von der Hoffnung auf bessere Infrastruktur getragen werden.

„Wir sind neugierig“, bringt Martin Hausleitner, Generalsekretär des Handball-Bundes (ÖHB), die vorwiegende Grundstimmung auf den Punkt.  „Wir haben einen großen Bedarf an Hallen und Wettkampfstätten. Von daher würden wir jede Maßnahme in diese Richtung begrüßen.“

Auch die Bundessport-Organisation (BSO) sowie das ÖOC, welche ebenfalls in die ASA integriert werden sollen, teilen diese Haltung. „Wenn durch eine Zentralisierung Synergien genutzt und neue Sportflächen erschlossen werden können, dann stehen wir dem Ganzen positiv gegenüber“, meinen BSO-Chef Herbert Kocher und ÖOC-General Peter Mennel unisono.

Kein Informationsfluss

So positiv die generelle Grundhaltung bei vielen Verbänden ist, so dünn ist allerdings die Informationslage über das ASA-Projekt.

Das Geld soll von der ASA-Privatstiftung kommen. Auf der bereits eingerichteten Homepage werden Michaela Gawrilowicz, Nikolaus Vavrovsky und Wolfang Eisenhut als Vorstand angeführt.

Es ist davon auszugehen, dass diese als Treuhänder agieren. Von wem letztlich aber das Geld kommt, ist unbekannt. Gerüchte reichen von einer österreichischen Baufirma bis zu einem amerikanischen Investor.

Die Vorstandsmitglieder machen gegenüber LAOLA1 die Mauer. „Genauere Infos über die Finanzierung folgen im Herbst. Zum aktuellen Zeitpunkt wäre es unprofessionell, schon Informationen rauszugeben, da einige Details noch nicht geklärt sind“, heißt es.

Beobachter und Außen-vor-Gelassene

Beobachter und Außen-vor-Gelassene
Die ASA soll in die Seestadt Aspern eingebettet werden (Quelle: ASA-Video)

Das Sportministerium gibt sich in der Causa zurückhaltend. Schließlich sei man ebenfalls „nur Beobachter“. Zum von Sportminister Gerald Klug stets propagierten Sportstätten-Masterplan würde das ASA-Projekt jedenfalls ergänzend wirken. Das Sportamt Wiens hält sich indes bedeckt.

Von einem Kostenpunkt zwischen 150 und 200 Millionen Euro sei bislang die Rede gewesen. Ein vager Ansatz. Schließlich führt die ASA gerade eine Bedürfnis-Erhebung unter den Verbänden durch, um sich ein genaueres Bild von der benötigten Infrastruktur zu machen.

Alle sind in diesen Prozess aber offenbar nicht eingebunden. „Ich weiß von so einem Projekt nichts und mit uns hat darüber auch noch niemand gesprochen“, gibt etwa Volleyball-Präsident Peter Kleinmann zu Protokoll.

Auch Gegenstimmen

Nicht gerade von Euphorie getragen sind indes die ersten Reaktionen vonseiten der Sport-Universität Wien. Auf Nachfrage gibt man LAOLA1 zu verstehen, dass man sich am aktuellen Standort, der Schmelz, verwurzelt fühlt.

Von anderer Seite werfen Kritiker ein, dass das Projekt aufgrund der zu erwartenden laufenden Kosten sowie des logistischen Aufwands bei über 50 Fachverbänden an einem Ort nicht realistisch sei.

Bedenken, die ihre Berechtigung haben, aber möglicherweise nur den vielen offenen Fragen schulden. Bereits im Herbst könnte es auf einige davon Antworten geben. Der Spatenstich ist noch vor der Wienwahl 2015 geplant, die Fertigstellung mit 2018 datiert.

Reinhold Pühringer