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Rot-weiß-rote Wunder-Segler: Drei Säulen des Erfolgs

Rot-weiß-rote Wunder-Segler: Drei Säulen des Erfolgs

„Als wir im OeSV zu segeln begannen, hatten wir den Eindruck, dass das Vorgehen dort aus durchdachten Einzelaktionen besteht. Heute sind dagegen ein zugrundeliegendes System sowie Nachhaltigkeit spürbar.“

Hört man Nico Delle Karth so reden, läuft man Gefahr, ihn älter zu schätzen, als er eigentlich ist. Tatsächlich zählt der 49er-Steuermann von Vorschoter Niko Resch – die beiden segelten bei Olympia 2012 und der diesjährigen WM jeweils auf Rang vier – aber erst 30 Lenze. Angesichts der Trägheit, mit welcher strukturelle Entwicklungen in vielen anderen österreichischen Sommersport-Verbänden voranschreiten, ein fast jugendliches Alter.

Im Segeln scheinen diese Schwerfälligkeiten und andere rot-weiß-rote Eigenheiten außer Kraft zu sein, was womöglich einer der Gründe für die jahrelange Erfolgsstory ist. Dieser wurden erst jüngst durch den Weltmeistertitel des 470er mit Lara Vadlau/Jolanta Ogar sowie der erfolgreichen Olympia-Quali in gleich vier Bootsklassen ein weiteres Kapitel hinzugefügt.

Doch was zeichnet diese „un-österreichische“ Arbeit konkret aus? LAOLA1 nennt drei Säulen des Erfolgs:

1. Jahrzehntelanges Know-how

„Wir stehen auf den Schultern von Riesen“, verweist OeSV-Spitzensportreferent Wolfgang Mayrhofer auf die lange Tradition und die daraus resultierende Erfahrung, auf welche die Aktiven zurückgreifen können. Er erinnert an einen Hubert Raudaschl oder an die Tornado-Segler Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher.

Letztere sorgten insbesondere im Multihull-Bereich für viel Know-how, von welchem heute noch profitiert wird. Zwar vermisst Mayrhofer noch einen systematischen Wissenstransfer zwischen den Generationen, auf informeller Ebene existiere dieser aber sehr wohl.

2. Internationale Vernetzung

Begünstigt durch die stetigen Erfolge hat sich der OeSV in den letzten Jahrzehnten international gut vernetzt. Dies schlägt sich vor allem im Trainer-Team nieder. Auf der Suche nach den bestmöglichen Betreuungs-Möglichkeiten scheinen für den beinah ständig auf Achse befindlichen Segler-Tross Landesgrenzen keine Bedeutung zu haben. Mit Morgan Reeser (USA/470er), Angelo Krisoli (ITA/Nacra), Ivan Bulaja (CRO/49er) und Marcos Lammas (ARG/49erFX) scheinen gleich vier internationale Trainer im OeSV-Pool auf.

Sportdirektor Georg Fundak ist die große Konstante im OeSV

„Freilich gibt es Nationen mit einer größeren Segel-Tradition als Österreich, wir möchten das mit diesem Betreuerstab wettmachen“, erklärt Sportdirektor Georg Fundak, der versucht, die individuellen Wünsche der Athleten miteinzubinden.

So bezeichnet es Vadlau beispielsweise als ihren wichtigsten Erfolgsbaustein, dass sie mit US-Herren-Booten gemeinsam trainieren kann: „Wenn wir mit den Männern im Training einigermaßen mithalten können, wissen wir, dass wir bei den Frauen weit vorne liegen werden.“

3. Ein leiser Vorstand

Nicht unwesentlich ist auch der Rahmen, der dem Spitzensport-Bereich innerhalb des Segel-Verbandes gegeben wird. Mayrhofer beschreibt es pointiert: „Wir haben ein Präsidium, das nicht stört.“ Die Verbandsspitze rund um Präsident Herbert Houf bezeichnet er als spitzensportfreundlich mit einem offenen Ohr für Bedürfnisse, welches auch für die notwendigen finanziellen Grundlagen sorgt.

Hierbei hakt Houf ein, der sich auf der einen Seite zwar bei Sponsoren, Unterstützern und Fördergebern bedankt, auf der anderen Seite aber eine Sorge mit sich herumträgt.

Spitzensport-Referent Mayrhofer

„Das Projekt Rio ist eine wunderbare Einrichtung für uns, jedoch können nur 25 Prozent der Gelder sofort bezogen werden, der Rest muss vorgeschossen werden“, spricht der OeSV-Chef auch anderen Verbänden aus der Seele. In seinem Falle führe es dazu, dass der Verband vorübergehend mit einer Summe verschuldet sei, die ein Viertel des Jahresbudgets ausmacht. Eine etwas prekäre Situation.

In Puncto Rahmenbedingungen – und um auf den eingangs erwähnten Delle Karth zurückzukommen – darf auch Fundak nicht unerwähnt bleiben. „Wir haben schon Vorstände kommen und gehen gesehen, die einzige Konstante im österreichischen Segel-Sport ist Georg“, schließt Delle Karth ab.

Reinhold Pühringer