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Wiener Bahnendilemma: Die nächste Baustelle

Wiener Bahnendilemma: Die nächste Baustelle

Auch wenn die Einleitungssätze über das anhaltende Chaos im österreichischen Schwimmsport zunehmend abgegriffener klingen, verlieren sie nicht an Aktualität.

Im Gegenteil. Es tun sich immer neue Baustellen auf.

Die nächste bahnt sich rund um den Wiener Landesschwimmverband (WLSV) an. Nachdem das Oberlandesgericht Wien die vom OSV beantrage Zulassungsrevision abgewiesen hat, ist der Ausschluss des SC Austria Wien endgültig rechtswidrig.

Thomas Krankl, Anwalt des Ex-Klubs von Dinko Jukic, kündigte im Gespräch mit LAOLA1 bereits an, dass es nun vorrangig darum gehe, den sportlichen Alltag des Vereins wiederherzustellen. Wozu auch die Zuteilung von Trainingsbahnen gehört, für deren Zuweisung der WLSV zuständig ist. Genau hier beginnt es jedoch zu haken.

„Zwei Paar Schuhe“

Als der SC Austria im Jänner 2013 aus dem OSV ausgeschlossen wurde, war der Verein laut OSV-Homepage auch kein Mitglied mehr des Wiener Verbandes. Wie WLSV-Präsident Gregor Almassy nun gegenüber LAOLA1 zu bedenken gibt, handle es sich bei Letzterem allerdings nicht um einen Ausschluss, sondern um ein „Erlöschen der Mitgliedschaft“.

Genauer gesagt verabschiedete der WLSV zuvor eine Statuten-Änderung, wonach ein Verein mit ausständigen Zahlungen nach zwei Mahnungen automatisch kein Mitglied mehr sei.

Während die Gerichte bezüglich des rechtswidrigen Ausschlusses durch den OSV nun sagen, dass der Vor-Ausschluss-Zustand wiederhergestellt werden müsse, sieht sich der WLSV von diesem Urteilsspruch nicht tangiert. „Das sind zwei Paar Schuhe“, erläutert Almassy und merkt an, öffentlich nicht näher darauf eingehen zu wollen.

Krankl richtete vor mehreren Wochen ein Schreiben an den WLSV, in dem er die Zuweisung der früheren Bahnen des Klubs fordert. Der Vorstand würde sich damit beschäftigen, bekam er als Antwort.

WLSV droht Klage

De facto steckt der WLSV jedoch in einer Zwickmühle. Denn nach dem Ausschluss bzw. Erlöschen der Mitgliedschaft des SC Austria hatte Yvonne Hron-Troger, Trainerin des Vereins, den Vienna Aquatic Schwimmclub gegründet, zu dem ihr der SC-Austria-Nachwuchs folgte. Der neue Klub bekam infolge vom WLSV die Bahnen des SC Austria zugewiesen.

Selbst wenn der WLSV nun dem SC Austria Bahnen geben möchte, woher sollte er diese nehmen? Schließlich herrscht in der Bundeshauptstadt ein regelrechter Kampf um Wasserflächen.

Almassys vorgeschobene Begründung, dass der Urteilsspruch in der Causa OSV vs. SC Austria nichts mit dem WLSV zu tun habe, mag dem Landesverband zwar Zeit bringen, löst das Problem jedoch nicht.

Wie Krankl durchblicken lässt, schrecke er nämlich nicht davor zurück, gegebenenfalls auch den WLSV zu klagen. „Man kann keinen Verein ausschließen, ohne diesem eine Möglichkeit zu einer Stellungnahme zu geben. Dies entspricht nicht dem österreichischen Vereinsgesetz und ist auch dem OSV in allen bisherigen Prozessen zum Verhängnis geworden“, ist sich der Jurist sicher. „Ab jetzt läuft auch für den Wiener Landesverband der Tacho.“ Alle nun anfallenden Kosten für das Anmieten von Bahnen wolle er demnach vom WLSV wieder einklagen.

Kein Redebedürfnis

Im Zuge einer LAOLA1-Recherche bezüglich eines mutmaßlichen Fördermittelskandals rund um die Traglufthalle im Wiener Stadionbad war ein Schreiben des skandalumwobenen Ex-Finanzreferents des OSV, Walter Benesch, aufgetaucht, in welchem er einen bis 2016 laufenden Geschäftsführervertrag mit dem WLSV erwähnte. „Zwecks Vermeidung von Rückforderungsansprüchen durch den Bund“, wie es in der Mail, die der Redaktion vorliegt, hieß.

Angesprochen auf diesen Vertrag reagiert Almassy zugeknöpft. Öffentlich wolle er nicht darüber diskutieren, ist das einzige, was dem Senior Director für Corporate Martketing und Customer Service bei Samsung Österreich zu entlocken ist.

Auf Fragen, ob Rückforderungsansprüche von den Fördergebern existieren, oder ob er mit Benesch oder Mitwisser Herbert Schurm wegen der Angelegenheit schon Rücksprache gehalten habe, entgegnete Almassy ebenso mit „kein Kommentar“.

Übrigens: Für das Amt des OSV-Präsidenten hege der ehemalige Schwimmer momentan kein Interesse, „da ich zur Zeit privat recht ausgefüllt bin.“

 

Reinhold Pühringer