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Der Kampf um das Phelps-Erbe

Der Kampf um das Phelps-Erbe

Barcelona 2013 ist das erste weltweite Langbahn-Großereignis (WM, Olympia) in diesem Jahrhundert ohne Michael Phelps.

Seit der 15-jährig in Sydney 2000 Fünfter über 200 m Delfin geworden war, hat er bis zu seinem Rücktritt bei Olympia 2012 in London die internationale Schwimm-Szene am meisten beherrscht.

Der 18-fache Olympiasieger wird von den Rängen zusehen, ob seine Landsleute auch ohne ihn in Katalonien das Geschehen bestimmen.

Fokus liegt auf "The Missile"

Aber nicht Ryan Lochte als Phelps' Hauptkonkurrent der vergangenen Jahre wird als erster Anwärter auf den Superstar-Status bei den Bewerben der Beckenschwimmer im "Palau Sant Jordi" genannt, sondern seine Landsfrau Missy "The Missile" Franklin.

Die fünffache Medaillengewinnerin der London-Spiele hat acht Bewerbe in ihrem Programm, womit sogar Gedanken an die acht Phelps-Goldenen von Olympia in Peking 2008 aufkommen.

Schuhgröße 46

Bei den US-Trials Ende Juni/Anfang Juli in Indianapolis hat sich die erst 18-Jährige über ihren Londoner Gold-Strecken 100 und 200 m Rücken mit der jeweiligen Jahresweltbestzeit sowie auch über 100 und 200 m Kraul sowie 50 m Rücken qualifiziert.

Zu diesen fünf Einzelstrecken kommen die drei Staffeln.

Die vierfache Olympiasiegerin wird in der Olympiastadt 1992 wohl nicht nur wegen ihrer 1,87 m und Schuhgröße 46 einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Abgelenkter Lochte

Lochte hingegen ist alles andere als top-vorbereitet nach Barcelona gekommen. Der 28-Jährige konzentrierte sich nach den London-Spielen zu lange auf seine eigene TV-Show.

Im Reality-Format "What would Ryan Lochte do?" (Was würde Ryan Lochte tun?) ging es u.a. darum, dass er seine Frau fürs Leben findet.

Jedenfalls hat er bis ins Frühjahr hinein nicht ernsthaft an Schwimmtraining gedacht, war mehr im Filmstudio anzutreffen.

Lochte blickt schon in Richtung Rio

Bei den Trials hatte er dennoch über 200 m Kraul, 200 m Rücken und 200 m Lagen die Nase vorne, auch über 100 m Delfin ist er qualifiziert.

Ob es gegen die internationalen Asse für Gold reicht, ist abzuwarten. Lochte denkt aber schon an Rio 2016 und die dort für ihn möglichen Erfolge.

"Ich schwimme derzeit nicht so stark wie gewohnt, aber das wird sich ändern", ließ der Fünffach-Olympiasieger wissen. "Die nächsten drei Jahre werde ich wieder hart arbeiten."

Phelps-Trainer von Cordes begeistert

Im US-Lager kommen jedoch auch einige vielversprechende Junge nach, teilweise noch jünger als Franklin.

So ist die erst 15-jährige Katie Ledecki der neue Stern auf den langen Kaulstrecken. Zugunsten der 400, 800 und 1.500 m verzichtete sie gar auf ihr 200-m-Ticket.

Von Brustschwimmer Kevin Cordes verspricht sich nicht zuletzt Bob Bowman einiges: "Er ist wirklich unglaublich. Ich kann gar nicht erwarten zu sehen, wie er sich schlagen wird."

Coughlin älteste US-Starterin

Bowman ist der langjährige Phelps-Coach und tritt nun in Barcelona als Cheftrainer der US-Herren auf.

Bei den Damen nimmt diesen Posten Dave Salo ein, in Los Angeles lange Jahre u.a. Coach von Markus Rogan.

Routinier im US-Team ist Natalie Coughlin, die 30-Jährige qualifizierte sich über 50 m Kraul und damit schon für ihre sechste Langbahn-WM.

Neu strukturierte Australier

Die US-Truppe wird wieder einmal verstärkt mit den Australiern zu rechnen haben. Nach der Olympia-Misere 2012 mit nur einmal Gold wurde "Down Under" viel umstrukturiert, das soll sich nun auswirken.

Gespannt darf man auf die Franzosen um 200-m-Kraul-Olympiasieger Yannick Agnel sein.

Südafrikas Delfin-Olympiasieger Chad Le Clos konzentriert sich nach einer Schulterblessur ganz auf die Delfinbewerbe. Und China will auch wieder zuschlagen.