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Der Verlierer der Wasserschlacht

Der Verlierer der Wasserschlacht

340 Tage.

So lange bekleidete Stefan Miklauz das Amt des Schwimm-Präsidenten. Zweieinhalb Jahre nach Paul Schauer und am Tag exakt 19 Monate nach Christian Meidlinger benötigt der OSV wieder einen neuen Präsidenten.

Am Mittwochmorgen verkündete Miklauz via Aussendung seinen vorzeitigen Rücktritt. Aufgrund von „Auffassungsunterschieden in der Verbandsführung“, so hieß es dort.

In Wahrheit handelte es sich um einen Machtkampf zwischen Miklauz und Vize-Präsident Stefan Opatril. Ich oder er – ein Showdown, bei dem der Verbandschef letztlich als Verlierer aus dem Becken stieg. Der Großteil des OSV-Vorstandes hatte sich am Dienstag für Opatril ausgesprochen.

Die Details dazu sind – wie schon fast immer in Bezug auf den OSV – recht delikat.

Drohungen des „Primus inter Pares“

Schon länger hat es innerhalb des OSV-Präsidiums mächtig gekriselt. Miklauz, der im Gegensatz zum Rest keinen schwimmerischen Background und somit auch nicht über ein gewisses Basiswissen sowie Netzwerk innerhalb der Szene verfügt, hat sich mit Fortdauer seiner Amtszeit innerhalb der OSV-Führung zusehends isoliert.

Im besagten OSV-Schreiben an den Präsidenten, welches von sechs Vorstandsmitgliedern unterzeichnet wurde (ein siebentes wurde als Unterstützer mitangeführt), werden seine Hauptverfehlungen aufgezählt. Demnach habe er sich nicht als gleichwertiges Mitglied, sondern als „Primus inter Pares“ verhalten.

„Es steht dir daher nicht zu, Vorstandsmitgliedern zu drohen, dass du sie aus dem Amt entfernen oder auch sonst wie entfernen wirst. (…) Insbesondere ist jedes Vorstandsmitglied abstimmungsberechtigt und haftet im schlimmsten Fall dafür. Deshalb hat jeder das Recht auf Informationen und danach zu fragen! Die Abkanzlung von kritischen Personen wird nicht akzeptiert“, heißt es gleich zu Beginn des Schriftstücks, welches in puncto Umgangston tief blicken lässt.

Miklauz werde als „von oben herab handelnd“ und als oft sehr emotional wahrgenommen. Vom Streuen von Halbwahrheiten sowie der Kriminalisierung von Personen ist im LAOLA1 vorliegenden Schreiben ebenso die Rede.

Weitere Punkte, die ihm zur Last gelegt werden, sind die Vernachlässigung seiner Funktion als Verbandsrepräsentant sowie, dass er noch „keinen namhaften Sponsor“ an Land ziehen konnte. Daraus lässt sich ableiten, dass es sich beim in der Vergangenheit stolz präsentierten Engagement von Speedo lediglich um Material-Sponsoring handeln kann.

Alles in allem: Ein sehr schlechtes Führungszeugnis, das ihm seine Mannschaft da ausgestellt hat.

Miklauz Abschieds-Mail

Miklauz verabschiedete sich mit einer Mail (liegt LAOLA1 vor) am Mittwochmorgen von seinen Vorstands-Kollegen, die ihn letztlich gestürzt hatten. Freilich nicht ohne noch ein wenig nachzutreten.

„Jugendfreundschaften stehen wohl im übergeordneten und gegensätzlichen Interesse zu meinem straffen und rigorosen Sanierungskurs für den Schwimmverband“, wehrt er sich und weist darauf hin, dass er ein geordnetes Tagesgeschäft hinterlasse.

Brisant: Der 35-Jährige gibt zudem einen Einblick, wie genau es um die OSV-Finanzen steht. „Leider riskieren jene sieben Leute, die das Schreiben an mich unterzeichnet haben und sich damit zu Stefan Opatril bekennen, die Insolvenz des Schwimmverbandes. Der Fehlbetrag von aktuell gesamt über 300.000 EUR resultierend aus den groben Versäumnissen unserer Vorgänger ist nicht mit freundschaftlicher Solidarität zu lösen.“

Somit besteht Gewissheit, worüber zuletzt bereits spekuliert wurde: dass die finanzielle Lage im OSV immer prekärer wird. Zumal drei Schadenersatzprozesse laufen und der OSV in diesen Angelegenheiten bislang noch ohne juristischen Sieg ist. Erste unbestätigte Meldungen machen bereits die Runde, wonach der OSV absichtlich in den Konkurs geschickt werden könnte.

Angesichts der monetären Tristesse passt es ins Bild, dass Geld zuletzt aus den Sparten wieder in den OSV rückgeführt wurde. Ob finanzielle Einschnitte im sportlichen Bereich mit dem angekündigten Rücktritt von Synchron-Fachwartin Julia Nuler in Verbindung stehen, ist unklar.

8.000 Euro für eine Klausur in Kitzbühel

Vor diesem Hintergrund bekommt ein weiterer Vorwurf des Vorstandes an seinen Präsidenten eine besondere Note: Eine laut OSV-Angaben „erweiterte Management-Klausur“ wurde in Kitzbühel mit rund 40 Teilnehmern abgehalten, die es auf den stolzen Preis von 8.000 Euro brachte. Zu viel in Zeiten der drohenden Insolvenz, wie einige Vorstandsmitglieder wohl mit Recht meinen.

Miklauz lässt sich diesen Vorwurf nicht bieten und verweist, dass dieser Wunsch von Rechtsreferent Arno Payek stammt. Also von einem jener Vorstandsmitglieder, welche die Verfehlungsliste mitunterschrieben haben. Somit verwundert es wenig, dass der OSV-Vorstand nur wenige Stunden später zurückrudert und die Kosten als „objektiv gerechtfertigt“ (was auch immer das bedeuten mag) sowie als den OSV-Gepflogenheiten entsprechend, derartige Ereignisse in unterschiedlichen Bundesländern auszutragen, abtut.

Miklauz vs. Opatril

Im Vorfeld seines Rücktritts war auch Miklauz nicht viel schuldig geblieben, führte gegen Widersacher Opatril schweres Geschütz ins Feld.

„Ich habe in einem offenen Mail an Dr. Stefan Opatril und das Präsidium meinen Unmut darüber geäußert, dass dieser in den vergangenen Monaten kaum aktiv in seiner Funktion als Vizepräsident war. Aktiv wurde Stefan lediglich, wenn es um seine im Schwimmsport aktive Tochter ging, indem der unter anderem die Übernahme der Flugkosten aus Innsbruck seiner Tochter durch den OSV sowohl schriftlich als auch telefonisch bei der Geschäftsstelle einforderte“, schrieb der Präsident an seinen Vorstand.

Dabei geht es um einen Wettkampf, zu dem die Anreise per Bahn geplant war. Miklauz beschuldigte sein Gegenüber, sein Amt hierbei zu missbrauchen, um einen persönlichen Vorteil herauszuschinden.

Ein Vorwurf, der für Miklauz im offenen Showdown mit Opatril letztlich aber nicht reichen sollte.

Wie geht es weiter?

Bis auf weiteres werden die drei Vize-Präsidenten Peter Rothbauer, Gerd Lang und Opatril die Verbandsführung übernehmen. Die Statuten sehen vor, dass innerhalb eines Jahres ein neuer Präsident bestimmt werden muss.

Ein interimistischer Vorstandssprecher, wie es zuletzt auch nach dem Rücktritt von Christian Meidlinger der Fall war, sei laut Payek nicht zwingend notwendig. Auf alle Fälle soll bei der nächsten Vorstandssitzung die Aufteilung der Agenden besprochen werden.

Reinhold Pühringer