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Schwimm-Präsident Miklauz: "Das geht Sie nichts an"

Schwimm-Präsident Miklauz:

„Gebt mir 100 Tage!“

So hatte Stefan Miklauz vor dem Verbandstag der Schwimmer Ende März Athleten-Eltern um einen Vertrauens-Vorschuss gebeten.

Mittlerweile sind die 100 sowie ein paar Zerquetschte ins Land gezogen. Höchste Zeit also, beim Präsidenten des Schwimm-Verbandes (OSV) nachzufragen.

Denn nicht alles, was der Unternehmer im Vorfeld versprochen hatte, trat auch ein. Da wäre beispielsweise Oliver Kölli, dem er bei entsprechender Wahl-Unterstützung für die Sparte Wasserball 100.000 Euro garantiert und bis zu 300.000 in Aussicht gestellt hatte. Bereits am Verbandstag selbst hatte Miklauz von einem Missverständnis gesprochen. Kölli im Nachhinein dazu: „Mir wurde damals ins Gesicht gelogen.“

Im Interview mit Miklauz geht LAOLA1 weiteren seit dem Verbandstag offenen Fragen nach und macht Bekanntschaft mit der neuen Transparenz im OSV:

LAOLA1: Herr Miklauz, der Präsident des laut OGH-Urteil rechtmäßigen Salzburger Landesverbandes, Christian Schneeberger, hat einen Brief an den OSV mit Schadenersatzforderungen geschickt…

Stefan Miklauz: …das ist ein laufendes Verfahren. Dazu äußern wir uns nicht.

LAOLA1: Eigentlich handelt es sich dabei erst um einen Brief. Der Prozess, der die Unrechtmäßigkeit des Ausschlusses festgestellt hat, ist abgeschlossen und jener über die Schadenersatzforderungen wurde noch nicht eröffnet.

Miklauz: Das heißt, es gibt kein Verfahren. Dazu kann ich mich noch nicht äußern. Briefe können Sie auch schreiben. Es gibt viele Briefe.

LAOLA1: Bedeutet das, dass wir über den Brief auch nicht sprechen können?

Miklauz: Ja, dazu gibt es nichts zu sagen. Wenn es ein Verfahren gibt, gibt es nichts dazu zu sagen und wenn Herr Schneeberger glaubt, im Recht zu sein, dann soll er uns klagen.

LAOLA1: Beim Verbandstag war die Rede von 90.000 Euro negativem Eigenkapital. Hat sich das seither verbessert?

Miklauz: Da war die Rede vom Jahresabschluss 2013. Für 2014 kann ich Ihnen noch kein Ergebnis sagen, aber ich kann Ihnen verraten, dass wir deutlich positiv sind. In welchem Ausmaß sich das bewegt, kann ich Ihnen nicht sagen.

Gegen den früheren OSV-Präsidenten Paul Schauer laufen Ermittlungen

LAOLA1: Eine der noch offenen Fragen war jene der Besetzung des Generalsekretärs-Posten, den nach wie vor Thomas Unger bekleidet. Ist diese damit nun geklärt?

Miklauz: Nein, die Ausschreibung einer unabhängigen Beratung für den Posten läuft nach wie vor. Es gibt einige Bewerber dafür. Der Vorstand wird den talentiertesten daraus auswählen. (Anm. d. Red.; In einem nach dem Interview verfassten Brief an die OSV-Mitglieder erklärt Miklauz, dass das Hearing im Herbst abgeschlossen und der neue Generalsekretär ab 2015 im Amt sein soll)

LAOLA1: Am Verbandstag hieß es, dass es noch keinen Vorstandsbeschluss dazu gibt, ob man Rückforderungen an Benesch, Schauer und Co. stellt. Gibt es einen solchen mittlerweile?

Miklauz: Kein Kommentar dazu.

LAOLA1: Wird weiterhin daran festgehalten, dass eine juristische Verteidigung von Benesch, Schauer, Gangel und möglicherweise auch Meidlinger vom OSV bezahlt wird?

Miklauz: Kein Kommentar dazu.

LAOLA1: Wir sind in der Mitte der Olympiade angekommen. Wie befindet sich der Schwimm-Verband am Weg in Richtung Rio?

Miklauz: Ich denke, dass wir mit talentierten Schwimmern breit aufgestellt sind. Klar ist, dass sich im Sport innerhalb eines Quartals sehr viel ändern kann. Sei es durch eine Leistungs-Explosion oder durch eine Verletzung. Ich glaube – und das ist das Wesentliche –, dass unsere Athleten anhand ihrer Referenz-Zeiten auf dem richtigen Weg sind. Und das nicht mit Einzel-Personen, sondern mit einem breiten Team.

LAOLA1: Es gibt unterschiedliche Aussagen darüber, welche OSV-Akten von der Korruptions-Staatsanwaltschaft eingesehen wurden.

Miklauz: Kein Kommentar dazu.

LAOLA1: Wann wurden diese abgeholt?

Miklauz: Kein Kommentar dazu.

LAOLA1: Am Verbandstag hieß es, dass der Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfung durch TPA Horwath erst in der darauffolgenden Woche präsentiert werden kann. Wie sieht dieser nun aus?

Miklauz: Den haben unsere Vereinsmitglieder eingesehen. Das einzige, was ich Ihnen dazu sage: Es gibt keine weiteren Unregelmäßigkeiten zu den ohnehin schon bekannten Dingen. Darüber bin ich auch sehr froh.

LAOLA1: Wann wird dieser öffentlich gemacht?

Miklauz: Öffentlich machen?! Dem Ministerium liegt er vor, der Staatsanwaltschaft liegt er vor und ich kann Ihnen garantieren, dass Sie keine Kopie davon bekommen.

LAOLA1: Es handelt sich hier aber sehr wohl um öffentliche Gelder.

Miklauz: Aber es liegt kein akuter Handlungsbedarf vor. Die Vereinsmitglieder haben zu jeder Zeit die Möglichkeit, sowohl in die Bilanzen als auch in den Abschluss-Bericht Einsicht zu nehmen. Öffentlichkeit heißt, dass die Mitglieder, denen wir als OSV dienen müssen, berechtigt sind, hier Einsicht zu nehmen. Also alle, die es etwas angeht. Und Sie geht es nichts an.

LAOLA1: Jeder Vereins-Vertreter kann also Einsicht nehmen?

Miklauz: Ja, das ist, was ich angekündigt habe, dass wir transparent arbeiten. Dieser Prüfbericht ist schließlich kein Geheimnis. Wir stehen für Transparenz. Wir haben im Übrigen auf eine Bilanz-Buchhaltung mit doppelter Buchhaltung umgestellt. Wir sehen auf Knopfdruck bei jedem Monat, ob wir im Plan sind. Wir haben die Buchhaltung an einen Controller ausgelagert. Sollte es Abflüsse geben, schlägt ein Frühwarnsystem Alarm.

LAOLA1: Wie viele Olympia-Starter sieht Ihr sportliches Konzept als Ziel vor?

Miklauz (zögert): Nur jene, die die Leistung erbringen. Es wird ja auch für Olympia wieder Limit-Zeiten geben, die noch nicht feststehen. Und wer diese schwimmt, wird in Rio starten.

LAOLA1: Ja, aber Sie werden doch nach mittlerweile 100 Tagen im Amt ein sportliches Konzept haben, in dem auch konkrete sportliche Ziele definiert wurden?

Miklauz: Ganz ehrlich, ich mache mir nach 100 Tagen nicht über so etwas Gedanken. Heute mache ich mir über die kommende EM und eine nachhaltige Infrastruktur für die Sportler Gedanken.

LAOLA1: Das heißt, dass Sie für in zwei Jahren keine sportlichen Ziele definiert haben?

Miklauz: Natürlich haben wir sportliche Ziele definiert. Aber ich kann Ihnen hier nicht aus der Glaskugel vorlesen. Worum es uns in Wahrheit geht, ist, ein möglichst breites Team für die Olympischen Spiele aufzubauen. Wie sich unsere Talente in den nächsten zwei Jahren entwickeln, kann man nicht sagen. Ihnen eine Zahl zu sagen, wäre Kaffeesud-Leserei und fahrlässig.

LAOLA1: Gibt es in Ihrem Konzept sportliche Ziele, die über die Formulierungen „möglichst viele“ und „möglichst erfolgreich“ hinausgehen?

Miklauz: Einen möglichst breiten Kader aufzustellen, der im Stande ist, Weltklasse-Leistungen zu erzielen. Dazu gibt es auch einen Auftrag vom Ministerium, dass wir die Leistungszentren ausbauen und fördern müssen.

LAOLA1: Wir danken für das transparente Gespräch.

 

Das Interview führte Reinhold Pühringer