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"Wir stecken tief in der Scheiße"

In seiner größten Krise setzt der Österreichische Schwimmverband (OSV) auf sein einstiges Aushängeschild.

Markus Rogan übernimmt im Verband ab sofort eine beratende Tätigkeit und richtete in dieser Eigenschaft am Samstag nach der Vorstandssitzung in Linz einen flammenden Appell für mehr Zusammenhalt.

"Wir sind auf dem Tiefpunkt. Jetzt kann es nur noch bergauf gehen", sagte der Ex-Weltmeister.

"Wir geben Gas"

Der OSV war zuletzt unter anderem wegen Veruntreuung von Fördermitteln in die Schlagzeilen geraten. Schadenersatzforderungen von fast 580.000 Euro stehen im Raum.

"Wir stecken tief in der Scheiße, aber das ist auch eine fantastische Chance. Wir geben Gas und schauen nach vorne", meinte Rogan und sagte zu den aktuellen Funktionären: "Ihr habt im Moment den schlechtesten Job Österreichs. Ich bewundere euch."

Der Wiener möchte nun sowohl den Funktionären als auch den Sportlern mit Rat und Tat zur Seite stehen, auch wenn er sich ab Dienstag wieder in Los Angeles befindet. "Aber das soll kein Hindernis sein. Mein Telefon funktioniert ja."

"Er ist ein Türöffner"

Peter Rothbauer, einer von drei OSV-Vizepräsidenten, sagte über Rogan: "Er ist ein Türöffner und hat Renommee."

Gerd Lang, ein weiterer OSV-Vize, berichtete, dass im Moment keine Zahlungsforderungen an den Verband vorliegen.

"Aber sobald der OSV zu Zahlungen verurteilt wird, wird der Vorstand unverzüglich Konkurs anmelden, weil wir als Vorstandsmitglieder persönlich haften müssen."

Worst-Case-Szenario

In diesem Fall würde man laut Rothbauer ein Ausgleichsverfahren anstreben. "Das Ziel wäre, durch einen geordneten Ausgleich eine Entschuldung zu schaffen und dann mit der Unterstützung von Markus Rogan neu durchzustarten."

Im Zuge dieses möglichen Verfahrens würde man nach den Angaben von OSV-Vize Stefan Opatril auch vor Regressforderungen an Personen, die sich Verfehlungen geleistet hätten, nicht zurückschrecken.

Sein OSV-Kollege Lang hat aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ein Konkurs noch vermieden werden kann. "Ein Konkurs wäre für niemanden ein Gewinn. Es wäre das Beste, wenn man die Klagen gegen den OSV zurückziehen würde."

"Das ist der Tiefpunkt"

Lang stand zuletzt auch in Kontakt mit dem Sportministerium. "Das Ministerium hat kein Interesse, einen Sportverband fallen zu lassen", erzählte der OSV-Vize, der gemeinsam mit seinen Kollegen eine sechsköpfige Kommission unter der Leitung von OSV-Rechnungsprüfer Alexander Dillinger einsetzte.

Dieses Gremium soll Zugang zu allen maßgeblichen Unterlagen der vergangenen Jahre erhalten. Leidtragende der aktuellen Misere sind vor allem die Sportler wie etwa Jördis Steinegger, die am Samstag in Linz ihren bereits 112. Staatsmeistertitel holte.

"Ich bin schon lange dabei, aber das ist der Tiefpunkt", sagte die 32-jährige Steirerin.