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Judo-Präsident will Olympia ein Bein stellen

Judo-Präsident will Olympia ein Bein stellen

Die olympische Woche in St. Petersburg ist mit einem Aufreger zu Ende gegangen.

Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) droht für sein Hochglanzprodukt Olympia Konkurrenz aus der eigenen Familie.

Denn der einflussreiche Scheich Ahmad al-Sabah aus Kuwait als Präsident aller Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) und der frisch gekürte SportAccord-Boss Marius Vizer, ein in Ungarn lebender Rumäne mit österreichischem Pass, als Chef aller olympischen und nichtolympischen Verbände planen Gegenspiele - und könnten bei einer engen Kooperation ein erhebliches Machtpotenzial entwickeln.

Pläne für eine "Super-WM"

Sabah freute sich am Freitag im Lenexpo Center von St. Petersburg diebisch, als der deutliche Wahlsieg des von ihm unterstützten Judo-Weltverbandspräsidenten Vizer feststand.

Vizer will im Vier-Jahres-Rhythmus ab 2017 vereinte Weltmeisterschaften für 91 olympische und nichtolympische Verbände austragen.

Bach äußert Bedenken

"Ich persönlich halte diese Idee kaum für realisierbar. Die olympischen Sommersportverbände haben deutlich gemacht, dass sie diese Pläne nicht mittragen", erklärte der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach und gab gleich einen Einblick in sein Wahlprogramm, das er kommende Woche präsentieren will.

Die Einzigartigkeit der Spiele dürfe nicht gefährdet werden, er werde etwaige Pläne in diese Richtung nicht unterstützen, betonte der Kandidat für das IOC-Präsidentenamt.

Neue Wege gehen

Auch Sabah kokettiert immer wieder damit, Spiele unter dem ANOC-Dach veranstalten zu wollen. Der Einfluss und das Netzwerk des Arabers wachsen rasant.

Als Chef der IOC-Entwicklungshilfeprogramms olympische Solidarität darf er Millionen verteilen - und jetzt führt sein Protege Vizer auch noch SportAccord an.

Der gebürtige Rumäne hat bereits erste Gespräche mit Medienunternehmen und Sponsoren geführt. Als mögliche Gastgeber der ersten "vereinten Weltmeisterschaften" wären, so Vizer, Rom, Moskau oder die USA denkbar. Auch die arabische Welt käme infrage, die vom IOC als Olympia-Gastgeber bisher immer verschmäht wurde.

Rogge ortet keine Gefahr

Sabah ist der ehemalige Energieminister Kuwaits und bereits seit 1992 IOC-Mitglied.

Er gilt als eine der Schlüsselfiguren und Stimmengarant beim Kampf um die Nachfolge von Rogge, der das Premiumprodukt Olympia durch etwaige Gegenentwürfe jedenfalls nicht gefährdet sieht.

"Die Sommersportverbände haben erst vor zehn Tagen erklärt, dass das internationale Programm schon zu voll ist", gab der 71-Jährige zu Protokoll und redete viel lieber über seinen nahenden Abschied: "Ich sehe schon das Ziel und das Banner, auf dem steht, 10. September 2013. Ich hoffe, dass ich das Ziel in guter Verfassung erreiche und meinem Nachfolger das IOC in starkem Zustand überlasse."