LAOLA1: Auch wenn der ÖLV zuletzt immer wieder mit guten Nachwuchssportlern aufzeigen konnte, ist die aktuelle Optik durch das kleinste WM-Team aller Zeiten alles andere als positiv. Wo liegen die Ursachen?

Lilge: Eigentlich hätten ja sechs Athleten das Limit erbracht. Die haben aber zum Teil andere Schwerpunkte, wie Günther Meidlinger und Andrea Mayr. Beate Schrott war lange verletzt. Ivona Dadic ist für mich ein etwas trauriges Kapitel. Das sage ich ganz offen. In ihrem Fall kommt die klassisch österreichische Meinung, dass ein ausländischer Trainer viel besser sein muss, zum Vorschein. Ihr Wechsel zu Toni Minichiello hat im Prinzip bisher gar nichts gebracht. Man muss sich fragen: Wenn das der beste Trainer der Welt ist, warum sind dann mit Jessica Ennis-Hill und Ivona Dadic seine zwei besten Athleten verletzt und nicht bei der WM dabei? Schließlich gehört es auch zur Kompetenz eines Trainers, so trainieren zu lassen, dass es nicht zu Verletzungen aufgrund von Überbelastungen kommt. Pech kann man natürlich immer haben.  

LAOLA1: Hätten Sie an der Stelle von Dadic nicht auch die Gelegenheit ergriffen und wären zu Ennis-Hill auf die Insel gewechselt?

Lilge: Auf keinen Fall. Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass sich das noch nie bewährt hat. Und wenn ein österreichischer Trainer (Wolfgang Adler; Anm.) eine Athletin mit 18 zu den Spielen bringt, kann das nicht so schlecht sein. Dann hat sie aber auf einmal gedacht, dass der heimische Coach nicht mehr gut genug ist, und hat geglaubt, nach Großbritannien gehen zu müssen. Jedenfalls hoffe ich, dass sich das positiv weiterentwickelt. Prinzipiell wäre sie ja fit, schließlich ist sie bei der U23-EM Fünfte geworden. Ich konnte nur den Medien entnehmen, dass ihr Trainer entschieden hat, nicht bei der WM zu starten. Für mich ist das nicht ganz nachvollziehbar, aber das ist deren Entscheidung.

Das Interview führte Reinhold Pühringer