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"Dass ich jetzt schon aufhöre, fällt mir nicht leicht"

Mit Günther Weidlinger tritt einer der vielseitigsten und erfolgreichsten österreichischen Leichtathleten von der internationalen Sportbühne ab.

Der 36-jährige Oberösterreicher, der sich zuletzt auf die Marathondistanz verlagert hatte, wird nur noch nationale Wettkämpfe bestreiten.

Eigentlich hatte er noch einen Start bei Olympia 2016 in Rio ins Auge gefasst, doch die Gesundheit geht vor.

Kollaps zwang zum Umdenken

Das große Ziel für 2014 war die Teilnahme an den Europameisterschaften in Zürich gewesen, doch ein Kollaps im Training vor dem Linz-Halbmarathon Anfang April ("Ich war vorübergehend ein Pflegefall") läutete das Umdenken ein.

Er hat mittlerweile alle Untersuchungsergebnisse bekommen, die Befunde sind unauffällig, Weidlinger führt den Schwächeanfall auf Stress zurück. Dass er seinen dreieinhalbjährigen Sohn nicht mehr heben konnte, gab ihm zu denken.

"Es fällt mir nicht leicht"

Die Entscheidung aufzuhören sei dann im Osterurlaub gefallen.

"Da habe ich mitten in der Nacht die Presseerklärung in mein Handy getippt", erzählte Weidlinger, der bei dem Pressegespräch in Linz mehrmals gegen die Tränen kämpfte.

"Dass ich jetzt schon aufhöre, fällt mir nicht leicht."

Weidlinger bedankte sich bei seinen Wegbegleitern, natürlich auch bei seinem Vater Heinrich Weidlinger, der ihn als Trainer durch all die Jahre geführt hatte.

Neben der Gesundheit war aber auch die finanzielle Situation angespannter als sonst. "Ich habe zuletzt keine Förderung mehr bekommen. Ich hätte mir die Saison privat finanziert."

Erfolgreiche Karriere

Weidlinger ist auf sieben Freiluft-Distanzen österreichischer Rekordhalter, von 1.500 m bis zum Marathon.

Sein bestes Olympiaergebnis ist Platz acht 2000 in Sydney, bei Weltmeisterschaften Rang neun 1999 in Sevilla und bei Europameisterschaften Platz sieben 2006 in Göteborg, jeweils über seine Paradedistanz 3.000 m Hindernis.

Weidlinger stürzt bei der WM in Osaka

Stürze und Missgeschicke

Aber auch mit Stürzen und Missgeschicken machte er sich international einen Namen.

Schmerzhaft wie spektakulär war der Vorfall bei der WM 2007 in Osaka, als er in der zweiten Runde unmittelbar vor der ersten Hürde zu Sturz kam und mit dem Gesicht voll gegen den Balken prallte. Er war 30 Minuten bewusstlos und erlitt Rissquetschwunden an Unterlippe und Unterkiefer.

Mit einem Ausfall endeten auch die Sommerspiele in London, er zog sich eine Partialruptur am Ansatz der rechten Achillessehne zu.

Bei seinen vier Sommerspielen war er jeweils in einer anderen Disziplin an den Start gegangen. Sein letzter großer Lauf war der Frankfurt-Marathon 2013 in Frankfurt am Main, er musste nach 17 Kilometern aber aufgrund von muskulären Problemen im Oberschenkel aussteigen. 2009 hatte er ebendort in 2:10:47 den ÖLV-Rekord markiert.

Zukunft als "Hobbysportler"

Weidlinger hat seit seinem Kollaps nur ein zwanzigminütiges Training absolviert.

Am Dienstag will er wieder in die Laufschuhe steigen. Für seine Zukunft als "Hobbysportler", als solcher will er nationale Straßenläufe bestreiten und vielleicht auch bei Staatsmeisterschaften antreten.

Fix ist sein Start am 28. Juni beim City-Run in Rohrbach. Aktuelle Sponsoren haben Interesse bekundet, auch in Zukunft mit ihm zusammenarbeiten zu wollen.