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"Nur die Zeit zählt, nicht der Sieg"

In Berlin stehen am Sonntag mit Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie erstmals beide aktuellen Marathon-Weltrekordhalter gemeinsam an der Startlinie.

Die Britin bestreitet ihren ersten Marathon seit fast zwei Jahren, eine neue Bestzeit der zuletzt nicht in Hochform laufenden 37-Jährigen ist allerdings nicht zu erwarten. Für Radcliffe und auch Gebrselassie steht aber ohnehin die Olympia-Qualifikation im Vordergrund.

Österreichs Topläufer fehlen heuer in Berlin und treten stattdessen Ende Oktober nahezu geschlossen in Frankfurt an.

"Nur Zeit zählt"

Um das Olympia-Ticket zu ergattern, muss der vierfache Berlin-Sieger Gebrselassie die harte Vorgabe seines Verbandes von 2:05 Stunden unterbieten.

"Nur die Zeit zählt, nicht der Sieg", betonte der 38-jährige Äthiopier. "Natürlich stehe ich unter Druck. Der Marathon hat in Äthiopien höchste Priorität", sagte Gebrselassie, der seinen Weltrekord von 2:03:59 vor drei Jahren in Berlin aufgestellt hat.

"Ich habe mich bewusst für die schnelle Strecke in Berlin entschieden. Hier weiß ich, wo ich Gas geben muss", erklärte der Bahn-Olympiasieger, der im vergangenen Jahr beim New-York-Marathon ausgestiegen war und anschließend seinen Rücktritt erklärt hatte.

Wenige Wochen später korrigierte er diese Entscheidung jedoch und gewann daraufhin im April in Wien den Halbmarathon. Berlin ist sein heuer erster Lauf über die 42,195 km. Das starke Feld seiner Herausforderer führt Vorjahressieger Patrick Makau (KEN/2:05:08) an, der ebenfalls mit einer Topzeit das Ticket für London 2012 lösen will.

"Sieg wäre ein gutes Ergebnis"

Radcliffe hat bei ihrem Comeback nach ihrer langen Baby- und Verletzungspause den Tagessieg im Visier. "Für mich wäre ein Sieg am Sonntag ein gutes Ergebnis. Was die Zeit angeht, habe ich nichts Bestimmtes im Kopf. Ich laufe immer nach Gefühl. Selbst bei meinem Weltrekord in London bin ich ohne ein konkretes Zeitziel ins Rennen gegangen", erklärte Radcliffe vor ihrem Berlin-Debüt.

Vorrangig ist für die zweifache Mutter freilich das Limit für die Sommerspiele 2012 in ihrer Heimat: "Natürlich muss ich die Norm von 2:31 Stunden unterbieten. Aber wenn ich diese Zeit nicht erreiche, brauche ich nächstes Jahr gar nicht erst in London antreten", so die Engländerin.

Für den Sieg wird in Anbetracht der Konkurrenz um die Deutsche Irina Mikitenko und die vor einem Monat beim Wörthersee-Halbmarathon siegreiche Kenianerin Florence Kiplagat eine Zeit um 2:20 nötig sein.

Umstrittene Regeländerung

Für Unmut unter den Topläuferinnen hatte im Vorfeld die Entscheidung des Weltverbandes gesorgt, den aktuellen und auch zukünftige Weltrekorde ab 2012 nur noch in reinen Frauen-Rennen anzuerkennen.

Wird die angedachte Regelung umgesetzt, verliert Radcliffe ihren 2003 in London in einem gemischten Bewerb erzielten Rekord von 2:15:25. Stattdessen würde dann ihre London-Siegerzeit von 2:17:42 Stunden aus dem Jahr 2005 als Weltrekord geführt.