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"Gedopte sind keine Vorbilder für unsere Jugend"

Der 56-jährige, gebürtige Kärntner Ralph Vallon ist seit Jänner Präsident des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV).

Als Kommunikations- und Marketingfachmann ist er Spezialist für knifflige Aufgaben, das angekratzte Image der heimischen Leichtathletik aufzupolieren, steht auf der Agenda.

"Ein Rezept ist sicherlich, dass wir unsere Leistungen weiter verbessern müssen, und da sind wir sehr gut unterwegs", sagte Vallon im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur. Die Zukunft liegt in den Händen (und Beinen) der Athleten.

Vergrößertes Starterfeld bei Olympia

In Daegu ist der ÖLV mit dem Quartett Elisabeth Eberl (Speerwurf), Beate Schrott (100 m Hürden), Andreas Vojta (1.500 m) und Gerhard Mayer (Diskuswurf) vertreten.

Mit Zehnkämpfer Roland Schwarzl (verletzt) sowie den Marathonläufern Günther Weidlinger und Andrea Mayr, die sich den Bedingungen mit 27 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit nicht über 42,195 Kilometer aussetzen wollen, hätten sich sieben Athleten qualifiziert.

Mehrere Leistungsträger der vergangenen Jahre waren heuer angeschlagen und erreichten die Limits nicht. "Für Olympia sind wir guter Dinge, da wird es eine größere Anzahl schaffen, leistungsmäßig ist das Team auf dem richtigen Weg", meinte Vallon.

Bessere Infrastruktur

Derzeit werde bei den Themen Training (mit Jürgen Mallow als Leiter des Trainerteams), Trainerausbildung und Trainingsstätten angesetzt, da habe man Fortschritte gemacht, erläuterte der ÖLV-Präsident.

In einigen Bereichen besteht freilich noch Bedarf an Änderungen, so im Schaffen besserer Trainings-Voraussetzungen für die Technikspezialisten im Winter. Oder was die Möglichkeiten im Dusika-Stadion in Wien betreffe, disbezüglich will sich Vallon an die Stadt wenden.

Wirtschaft für LA interessieren

Vallon, in seiner Vergangenheit u.a. Kommunikation- und Werbeleiter der Siemens AG sowie Kommunikationsberater bei den Wiener Stadtwerken und seit diesen Sommer Geschäftsführer von echorelations, weiß, wie wichtig "netzwerken" ist.

Kenner der Leichtathletik-Szene bescheinigen den Verbandsfunktionären, in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht zu haben. Und so überrascht es nicht, dass Vallon schon Ideen hat, wie er auch die Wirtschaft auf die Leichtathletik aufmerksam machen will.

"Es gelingt ja beim Wien-Marathon oder beim Night Run. Wir werden uns für das nächste Jahr überlegen, Läufe mit Unternehmen auf die Beine zu stellen, die große Handelsketten sind und Produkte haben, wo das Thema Ernährung eine Rolle spielt."

Gespräche um Hallen-EM in Wien

Was den Spitzensport betrifft, hat Vallon bereits bei der Hallen-WM im März in Paris Kontakte zu Vertretern anderer nationaler Verbände geknüpft.

Das sei alles relativ schnell gegangen, er sei es gewohnt, rasch miteinander zu reden und die Karten auf den Tisch zu legen. Dies will er in Daegu beim Kongress des Weltverbandes (es stehen auch die Neuwahlen auf dem Programm), intensivieren und vorfühlen, wie die Zeichen für eine eventuelle Hallen-EM 2017 in Wien stünden.

"Mal schauen, ob wir eine Chance hätten, wenn wir uns bewerben. In der Stadthalle könnten wir das wunderbar machen, das verbesserte Dusika wäre eine gute Trainingsstätte, und auch den Kongress kann man in der Stadthalle abhalten."

Mehr Menschen begeistern

Vallon will die Leichtathletik näher zu den Menschen hin bringen, das Golden Roof Meeting in Innsbruck und das Stabhochspringen im Wiener Prater sieht er als richtige Ansätze.

"Damit kann man eine gewisse Begeisterung erzielen, das springt auch die Sponsoren an." Man könne "alles Mögliche" machen, auch in großen Stadien.

"Es geht ums Inszenieren, um gewisse Emotionalisierung, da besteht noch Bedarf im hohen Maße. Man kann auch Veranstaltungen mit anderen Sportarten machen, man braucht bessere Platzsprecher, mehr Unterhaltung, muss die Jugend einbinden. Da gibt es noch einige Überlegungen, die Verbesserungen in diesem Bereich herbeiführen werden."

"Gedopte sind keine Vorbilder"

Wenn er sich ansehe, dass es in einer Zweimillionenstadt wie Wien nur eine Hand voll Vereine gäbe, müsse man was tun. Spaß und Mehrfachnutzen müssen dabei sein, er denke an Gesundheits- und Ernährungs-Checks.

Aktionen für den Breitensport, die gutes Licht auf den Spitzensport werfen sollen. Einen sauberen, wie die neue Führungsriege im ÖLV immer wieder betont.

"Gedopte sind keine Vorbilder für unsere Jugend. Wir setzen uns für einen sauberen Leichtathletiksport ein. Wir verurteilen Verfehlungen in diese Richtung. Die jungen Athleten machen es uns vor, dass es auch recht gute Ergebnisse geben kann, ohne dass man in den Bereich Doping hineingeraten muss", meinte Vallon.