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Beate Schrott und der Trick mit dem Hüftknick

Beate Schrott und der Trick mit dem Hüftknick

Die heiße Phase hat begonnen! Zwei Wochen noch, dann tritt Beate Schrott zur letzten Prüfung ihres Medizinstudiums an.

Zwei Wochen, in denen alles dem Lernen untergeordnet wird, auch der Sport.

„Lernen von 7 Uhr bis Mitternacht, unterbrochen nur von einer Trainingseinheit pro Tag“, beschreibt die Olympia-Finalistin von London im Gespräch mit LAOLA1 wie ihr „final countdown“ aussieht.

Kontinuierlicher Formaufbau

Die erste sportliche „Prüfung“ der Saison hat die Hürdensprinterin vergangene Woche absolviert – und das mit Auszeichnung.

Beim Diamond League Meeting in Oslo unterbot die 25-Jährige mit 12,97 Sekunden das WM-Limit klar, am Wochenende verbesserte Schrott ihre Saison-Bestleistung bei der Salzburger Leichtathletik-Gala um eine Zehntelsekunde.

Auf den von ihr gehaltenen ÖLV-Rekord fehlen der Niederösterreicherin nur noch 0,05 Sekunden.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser fällt –und auch die als Saisonziel ausgegebene Zeit von 12,7 Sekunden scheint zum Greifen nahe.

Alles eine Frage der Technik

Dass Schrott trotz Prüfungsstress wieder einen draufsetzen kann hängt auch mit einer Technik-Umstellung zusammen, verrät das neue Aushängeschild der rot-weiß-roten Leichtathletik.

Im Rahmen des dreiwöchigen Trainingslagers in Florida feilte die 25-Jährige gemeinsam mit Star-Trainer Rana Reider an ihrer Hürdentechnik.

„Wenn ich zu Reider nach Amerika fahre, hat er immer ein Technik-Element, das er mir umstellt.“ In diesem Jahr nahmen sich Schrott und der hochdekorierte US-Amerikaner der Hüfte an.

„Ich attackiere die Hürde jetzt mehr mit der Hüfte, dadurch wird die Überquerungszeit kürzer.“ Die Hüfte, lacht Schrott, sei ihr relativ leicht gefallen.

Speed does matter

Anders verhält es sich bei Arm und Schwungbein. „Da arbeiten wir schon länger daran, aber das fällt mir richtig schwer.“

Zu stark möchte Schrott in den funktionierenden Bewegungsablauf aber gar nicht eingreifen.

„Prinzipiell ist es wichtig, dass die Leistung an sich stimmt. 20 Hürdenläuferinnen haben 20 verschiedene Techniken. Am Ende zählt nur: Wie schnell bin ich?“

Reider darf nicht mehr

Seit Reiders Wechsel vom amerikanischen zum britischen Leichtathletik-Verband ist die Zusammenarbeit nicht mehr ganz so intensiv wie in den letzten Jahren.

Denn die Briten, die für die Verpflichtung des US-Amerikaners richtig viel Geld in die Hand genommen haben, wollen nicht, dass er die europäische Konkurrenz trainiert.

Aber Heim-Trainer Philipp Unfried und Reider tauschen sich dennoch nach wie vor regelmäßig über Training und Trainingsplanung aus.

„Wenn wir es hin und wieder schaffen, dass mich Reider auch anschaut, ist es optimal“, hat sich Schrott mit der neuen Situation schnell arrangiert.

Grundkonzept und Optimierung

Ansonsten hat sie nach den Olympischen Spielen nicht viel verändert. Warum auch? „Wir haben ein Grundkonzept, an dem wir seit Jahren festhalten. Aber natürlich versuchen wir das ständig zu optimieren.“

Neben einer tiefgreifenden Ernährungsumstellung – Schrott hat mit einer Keto-Diät bereits zwei Kilo abgenommen, zwei weitere sollen noch weg – unterzieht sich die Niederösterreicherin auch regelmäßig Blutkontrollen.

„Dabei sind wir draufgekommen, dass ich einen Zink- und Magnesiummangel hatte, was der Grund für meine Infekt-Anfälligkeit war. So konnten wir gegensteuern.“

Voller Terminkalender

Auch die Regenerationsmaßnahmen wurden intensiviert – läuft alles nach Plan, bekommt die Niederösterreicherin schon demnächst einen Physiotherapeuten an die Seite gestellt, der sie auch zu Wettkämpfen begleitet.

Am Wochenende startet Beate Schrott - noch ohne persönlichen Physiotherapeuten - bei der Team-EM im litauischen Kaunas mit der 4 x 100m-Staffel und über 100 m Hürden, eine Woche später läuft sie im tschechischen Ostrava im „Vorprogramm“ der großen Sprint-Show von Usain Bolt.

Weitere Starts nach absolvierter Prüfung und vor der Leichtathletik-WM in Moskau Mitte August: Universiade in Kazan sowie das eine oder andere Golden oder Diamond League Meeting.



Stephan Schwabl