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Schrott: "Wer weiß, wofür es gut war"

Schrott:

Hürdensprinterin Beate Schrott hat am Samstagabend in Helsinki die erste Medaille für Österreichs Leichtathletik bei Freiluft-Europameisterschaften seit Budapest 1998 nur um 1/100 Sekunde verpasst.

In 12,98 Sekunden lief sie erneut persönliche Saisonbestleistung. Die 24-jährige Niederösterreicherin spricht über ihr sportliches Potenzial, Trainingsarbeit, kommende Ziele und die Prüfung nach der Prüfung.

Frage: Sie haben EM-Bronze um eine hundertstel Sekunde verpasst, der vierte Rang ist dennoch ein sensationelles Ergebnis. Wie geht es Ihnen am Morgen danach?

Schrott: "Mir geht es total gut. Ich bin aber früh aufgewacht und habe nicht mehr einschlafen können. Das muss man erst verdauen. Es dauert, bis man realisiert, was man da eigentlich geschafft hat. Diese eine Hundertstel ist schon schade. Aber das kommt vielleicht noch. Und wer weiß, wofür es gut war."

Frage: Ihnen wird großes Potenzial bescheinigt. Wo sehen Sie sich in der Entwicklung, läuft alles nach Plan?

Schrott: "Das ist etwas mehr, als ich geglaubt habe, was ich jetzt drauf habe. Einer 12er-Zeit bei den Bedingungen mit minus 1,4 Meter pro Sekunde Wind, Kälte und Nässe. Das ist echt eine coole Leistung, muss ich sagen, ich bin selbst ein bisserl überrascht, dass das gegangen ist."

Frage: Sie trainieren mit Philipp Unfried, schließen sich immer wieder auch internationalen Gruppen an. Eine erfolgreiche Mischung?

Schrott: "Es ist schon die kontinuierliche Arbeit, aber vor allem auch immer der Input von anderen Trainern, die wirklich viel Erfahrung haben. Sven Rees oder Rana Reider haben uns viel geholfen. Ich glaube, dass es auch eine große Stärke von Philipp ist, dass er nicht glaubt, er hat die Weisheit mit dem Löffel gefressen und sagt, er ist der beste Trainer. Sondern er weiß, an wen er sich wenden kann, wenn man mal ein bisserl ansteht. Diese technischen Feinheiten haben mir extrem viel weitergeholfen. Wenn man uns sagt, ihr müsst an dem und dem arbeiten, dann arbeiten Philipp und ich auch wirklich ein halbes Jahr dran."

Frage: Im vergangenen Jahr sind Sie 40 Rennen gelaufen. Ohne Fleiß kein Preis?

Schrott: "Und das war auf jeden Fall gut, mir ist es körperlich gut gegangen. Es kommen vielleicht Saisonen, wo man sich mehr zurückschrauben muss. Wo man ein bisserl müde ist. Wo man weniger braucht und wo weniger mehr ist. Philipp hat mir gesagt, ich bin den österreichischen Rekord von 12,95 im über 20. Rennen gelaufen. Heuer habe ich schon wesentlich früher eine größere Konstanz auf einem höheren Niveau. Wenn man viel international läuft, bringt einem das Sicherheit und Erfahrung. In meiner jetzigen Phase ist das wichtig, alle größeren Wettkämpfe sind gut."

Die Weißrussin Jekaterina Poplawskaja schlug Schrott um eine Hundertstel

Frage: Sie haben mit Caroline Feith die gleiche Managerin wie etwa 200-m-Europameister Churandy Martina. Gute Leistungen bringen Startplätze bei größeren Rennen. Was ist schon fixiert?

Schrott: "Ich habe eine fixen Startplatz in Madrid, für das Diamond-League-Meeting in London schaut es nicht so schlecht aus. Und in Luzern bin ich. Für mich funktioniert die Zusammenarbeit mit Caroline gut. Ich hoffe, für sie auch. Sie hat halt keine schwachen Athleten, sondern echt gute. Ich bin sicher eine von denen, die sie halt einfach mitnimmt."

Frage: Aber mit der EM haben Sie ihren Wert gesteigert.

Schrott: "Ja, glaube ich auch. In der Europarangliste war ich vor der EM 20. Aber ich habe auch gewusst, dass meine 12,99 gut einzuschätzen sind, denn die anderen hatten immer recht gute Bedingungen. Da sieht man dann, dass so eine Rangliste relativ ist. Wenn ich sehe, was ich bei Gegenwind und schlechten Bedingungen laufe, sagt mir das, dass ich gut drauf bin. Der Weg passt absolut. Ich glaube, dass ich heuer auch eine ganz gute Zeit laufen kann, wenn mal alles zusammenstimmt. Ich bin viel gelaufen und hatte erst ein Rennen mit wirklich gute Bedingungen."

Frage: Was nehmen Sie für Olympia mit und was gibt es bis dahin noch zu tun?

Schrott: "Ich habe gesehen, dass ich unter Druck meine Leistung bringen kann. Bei den Olympischen Spielen ist der Druck sicher noch größer, aber wenn man weiß, dass man in so einer Situation seine Leistung abrufen kann, beruhigt das schon ein bisserl. Aber es ist ein neuer Wettkampf wie jedes Rennen. Mal schauen. Ich bin froh, dass ich noch das Vorbereitungslager in Salzburg habe, von dem ich mir viel erhoffe. Da kommt Rana Reider mit ein paar Athleten und ich trainiere mit. Rana strahlt auch bei Wettkämpfen, wenn er mich coacht, so eine Ruhe aus, die geht so auf einem über, das ist echt angenehm. Und mit Judith Draxler-Hutter möchte ich noch mehr mental arbeiten und ein bisserl in die Tiefe gehen."

Frage: Am Montag wartet die Prüfung nach der Prüfung. Sie sind heute im Frühstücksraum schon wieder mit den Büchern in der Hand gesehen worden. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in die Jahresabschlussprüfung über Innere Medizin?

Schrott: "Es geht, mit keinen so besonders guten. Die letzten fünf Tage vor einer Prüfung sind halt extrem lernintensiv, die hab' ich natürlich jetzt nicht so mit Lernen verbracht. Aber mit dem vierten Platz in der Tasche kann ich locker drauf zugehen. Und ich weiß, wenn es nicht geht, wofür ich es geopfert habe. Und ich könnte die Prüfung ja im September nachholen. Die EM ist hingegen nur einmal im Jahr."