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Wenn ein 130-kg-Mann sein 2. Standbein verliert

Wenn ein 130-kg-Mann sein 2. Standbein verliert

Die Miene von Lukas Weißhaidinger verrät alles.

Der 22-Jährige zieht geknickt nach den Gugl Games von dannen.

57,92m im vierten Versuch, Rang sieben. Über mehr war Österreichs größtes Talent im Diskuswurf am Montagabend nicht hinausgekommen. Damit bleibt das Limit für die Europameisterschaften von 12. bis 17. August in Zürich von 62,30m für ihn weiter außer Reichweite.

Das nagt merklich am Oberösterreicher, der sich das vor der Saison alles ganz anders vorgestellt hat.

Das zweite Standbein fehlt

Weißhaidinger hatte bislang immer Kugel und Diskus parallel trainiert. Vor der Saison hatte sich der Taufkirchner entschieden, sich ganz auf das Scheiben-Schleudern zu konzentrieren. Der davon erhoffte Sprung von zwei bis drei Metern blieb jedoch aus.

Die 60,68m, die der 130-kg-Mann im Mai in Hainfeld geworfen hatte, waren das bisherige Maximum. In Ried und in Linz kämpfte Weißhaidinger mit der 58m-Marke.

„So blöd es klingen mag, aber mir fehlt die Kugel“, erklärt Weißhaidinger gesenkter Stimme. „Wenn es früher einmal mit dem Diskus nicht so gelaufen ist, dann war da immer das zweite Gerät, an dem ich mich hochziehen konnte“, schildert der 1,97m-Mann im Gespräch mit LAOLA1. Jetzt habe er das nicht mehr. Darunter leidet das Selbstvertrauen.

„Da ist Luki kein Einzelfall“, weiß ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber aufgrund langjähriger Erfahrung. „Viele unterschätzen die Tücken, die in einer Spezialisierung liegen. Doch das ist keine Tragik. Alles, was er braucht, ist die nötige Erfahrung und ein wenig Geduld.“

Die Suche nach den nötigen Prozenten

Weißhaidinger weiß, dass er sich davon nicht verrückt machen lassen soll. Schließlich liegt der Junioren-Europameister von 2011 im internationalen Vergleich mit Alterskollegen nach wie vor im Spitzenfeld. „Da brauche ich mich nicht zu verstecken, aber damit will ich mich nicht zufrieden geben, weil ich mich nach vorne orientieren will.“

Woran es momentan liegt, sei eine technische Sache. „Ich bringe die Geschwindigkeit nicht optimal auf den Diskus.“ Seine aktuellen Versuche bezeichnet er deshalb als „95-Prozent-Würfe.“

„Und diese fünf Prozent sind dann eben zwei bis drei Meter.“ Bis Anfang August hat „Lucky Luki“, wie er genannt wird, noch die Möglichkeit, sich für Zürich zu qualifizieren. Doch um das zu schaffen, muss er noch den richtigen Dreh finden.

Aus Linz berichtet Reinhold Pühringer