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Seine Welt ist nicht nur eine Scheibe

Seine Welt ist nicht nur eine Scheibe

18,97 Meter. Das Limit für die Hallen-EM in Prag (6.-8. März) hat Lukas Weißhaidinger beim Gugl Indoor, seinem ersten Wettkampf in dieser Saison, gleich um fast einen halben Meter übertroffen.

Das kann sich sehen lassen. Und das, obwohl der 22-Jährige eigentlich nur mehr den Diskus schleudert.

Für das Heim-Event und die EM griff der Taufkirchner aber wieder zur 7,26 kg schweren Kugel und nahm neben dem Ticket für Prag auch eine Portion Selbstvertrauen mit.

Im LAOLA1-Interview spricht „Lucky Luky“ über sein selbst gestaltetes Werfer-Paradies und die Schwierigkeiten der nahenden Olympia-Qualifikation:

LAOLA1: Lukas, vergangenen Sommer meintest du noch, dass dir die Kugel etwas fehlen würde.

Lukas Weißhaidinger: Sie geht mir eigentlich nicht ab, ich habe zuletzt auch nicht viel Technik für sie trainiert. Ich habe mich mehr auf den Kraftbereich konzentriert. Ich habe sehr viel Gewichtheben trainiert, was ich in der Vergangenheit in diesem Ausmaß nicht machen konnte. Jetzt habe ich mir daheim in Taufkirchen aber eine Kraftkammer eingerichtet.

LAOLA1: Wie sieht diese aus?

Weißhaidinger: Im Bauernhof meines Bruders habe ich ein Zimmer umfunktioniert. Dort kann ich frei heben, reißen und umsetzen. Deswegen habe ich in Linz auch soweit gestoßen. Wir nennen das schon liebevoll „Sport am Bauernhof“. Neben der Kraftkammer haben wir uns noch einen Anbau selbst finanziert, in dem ich im Winter werfen kann.

LAOLA1: Machst du jetzt dein eigenes kleines Werferzentrum auf?

Weißhaidinger: So ungefähr, wenn es keines gibt, muss man sich eben selbst eines bauen.

LAOLA1: Kommen da künftig auch andere Sportler zum Trainieren zu dir?

Sicherlich werden da ein paar kommen, aber wir haben natürlich auch Fixkosten, weshalb wir eine kleine Entschädigung verlangen werden. Aber der Betrag wird bestimmt niemanden schrecken.

LAOLA1: Wie groß ist der Vorteil der hauseigenen Trainingsanlage?

Weißhaidinger: Früher mussten wir im Winter immer mit kleinen Plastikscheiben werfen. Jetzt können wir mit Original- oder Spezial-Geräten werfen. Das ist ein Riesen-Vorteil. Außerdem ist es schön warm drinnen, was wichtig ist, um Muskelverletzungen entgegenzuwirken. Dazu kommen weitere positive Effekte: Je mehr ich mir mein Umfeld selbst gestalte, desto besser funktioniert auch vieles. Ich habe beispielsweise weniger muskuläre Probleme, auch der richtige Muskelaufbau fällt mir leichter.

LAOLA1: Wie zufrieden warst du mit der Umsetzung des Kugel-Teambewerbs beim Gugl Indoor, der ja deine Idee war?

Weißhaidinger: Der ist leider nicht so rübergekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hatte mir das etwas publikumsnäher gedacht. Die Anzeigetafel hat aber erst ab dem dritten Versuch unsere Ergebnisse gezeigt. Auch bei der Moderation wäre mehr drinnen gewesen.

LAOLA1: Nichtsdestoweniger fand das Gugl Indoor guten Zuschauer-Zuspruch (knapp 1.000 Besucher; Anm.).

Weißhaidinger: Wie man an den Leuten gesehen hat, ist die Leichtathletik doch interessant. Alleine die Tatsache, dass das Meeting diesmal auf einen Freitag gelegt wurde, hat da schon viel gebracht. Aber es ist noch viel Luft nach oben. Bei den Gugl Games vergangenen Sommer hat man gesehen, dass es ohne Werbung doch nicht geht.

LAOLA1: Wie zufrieden bist du mit den gestoßenen 18,97m?

Weißhaidinger: Voll zufrieden, aber ich nehme diese Weite ohne besonderen Bezug jetzt einfach einmal mit. Sicher gibt es mir Selbstvertrauen, da ich sehe, dass das Krafttraining funktioniert. Aber es ist nicht mehr, weil für mich schließlich der Sommer interessanter ist.

LAOLA1: Bei der Hallen-EM startest du allerdings schon.

Weißhaidinger: Aus dem Grund, weil die IAAF die Diskus-Norm für die Olympischen Spiele nach oben geschraubt hat. Als Limit für Rio werden 65 Meter gefordert. Wenn man sich überlegt: Für Peking lag dies noch bei 62 Meter. Dort gewann man mit 65 Meter Bronze! Wenn man das auf die aktuelle Weltrangliste umlegt, ist dies Platz 20 oder 30. Im Vergleich: Im Marathon liegt das Limit bei Platz 700. Es kommen ja jetzt Sportarten wie Golf zum Olympischen Programm dazu, vielleicht wollen sie so noch für etwas mehr Platz im Olympischen Dorf sorgen (grinst).

LAOLA1: Zurückzukommen auf die Hallen-EM…

Weißhaidinger: Ich starte dort, um Ergebnisse bei internationalen Meisterschaften für das Bundesheer zu erbringen. Von denen werde ich sehr gut unterstützt. Die Verantwortlichen dort wissen, dass im Werfen die Entwicklung ein wenig länger braucht.

LAOLA1: Das heißt, dass du die Kugel nach der Hallen-Saison wieder in die Ecke legst?

Weißhaidinger: Ja, ich werde in meinem ganzen Leben keine 20 oder 30 Kugel-Konkurrenzen mehr bestreiten.

Das Interview führte Reinhold Pühringer