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Der Thron der Zarin bröckelt weiter

Der Thron der Zarin bröckelt weiter

Die Stadion-Zuschauer hatten sie bei der Präsentation der Athletinnen wie eine Siegerin gefeiert, Yelena Isinbayeva hatte die Beifallsstürme lächelnd und winkend zur Kenntnis genommen.

Es sollte aber ihr einziger Glücksmoment bleiben an diesem Abend im Stadion von Daegu. Wie 2009 bei der WM in Berlin scheiterte die russische Weltrekordlerin früh.

Blieb sie in Berlin mit einem "Salto nullo" unplatziert, wurde es in Südkorea Rang sechs. Ein Debakel für die einstige Himmelsstürmerin. Südkorea war kein Neubeginn, ihr sportlicher Absturz ging weiter.

Voll fokussiert

Isinbayeva hatte als Einstiegshöhe 4,65 Meter gewählt. Den Körper zugedeckt, den Kopf unter einem Handtuch versteckt, lag sie auf dem Boden, während die Konkurrentinnen sich mehr oder weniger über niedrigere Höhen mühten.

Nur der dunkle Haarzopf lugte hervor. In voller Trainings-Montur, die blaue Schirmkappe wie in der Qualifikation tief in die Stirn gezogen, wärmte sie sich auf.

4,65 meisterte sie locker. Bei 4,75 m fiel die Latte. Sie ließ sich 4,80 auflegen. Nach weiteren zwei Fehlversuchen war es vorbei. Später holte sich die Brasilianerin Fabiana Murer Gold mit 4,85 m.

Das vielleicht noch größere Debakel

Für Isinbayeva wiederholten sich die Ereignisse. Vor zwei Jahren in Berlin hatte sie hoch gepokert, war bei 4,75 m eingestiegen und hatte gleich anfangs gerissen.

Mit einem Lächeln im Gesicht hatte sie damals die Latte trotzdem auf 4,80 m anbringen lassen. Eine Höhe, die sie jahrelang mit Lockerheit genommen hatte. Eine Höhe, an der sie an jenem Abend zerschnellt war. Eine Höhe, die auch in Daegu zu hoch gegriffen war.

Der nach vier globalen Titeln in Folge größten Niederlage ihrer Karriere in Berlin, folgte ein vielleicht noch größeres Debakel in Daegu.

Durststrecke geht weiter

Isinbayeva hatte sich neun Stäbe mit nach Daegu genommen, mit jedem von ihnen hatte sie einen Weltrekord aufgestellt. Den letzten mit 5,06 Metern 2009 in Zürich.

Danach brach eine harte Zeit an. Sie zweifelte, schlug sich mit Wehwehchen rum. Nach dem Verpassen einer Medaille bei der Hallen-WM 2010 in Doha fehlte sie bei der Freiluft-EM im selben Jahr in Barcelona und der Hallen-EM heuer in Paris.

Der Effekt nach der Rückkehr zu ihrem langjährigen Trainer Yevgeny Trovimov hat sich noch nicht eingestellt. Bis zur Heim-WM in Moskau sind es noch zwei Jahre. Es werden die entscheidenden ihrer Laufbahn werden.