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Die junge Welle unserer Leichtathletik

Die junge Welle unserer Leichtathletik

Es regt sich was.

Ein Blick auf das österreichische Team für die am Dienstag in Zürich beginnenden Leichtathletik-Europameisterschaften genügt, um zu erkennen, dass mit insgesamt 13 Startern zumindest quantitativ ein Aufschwung erfolgt.

Mitverantwortlich dafür ist ein Zug junger Athleten, die sich am Letzigrund erstmals für Freiluft-Titelkämpfe der Erwachsenen qualifiziert haben.

LAOLA1 nimmt das Quartett der Jungspunde unter die Lupe:


 

Kira Grünberg

Kira Grünberg

Die 20-Jährige gilt als DIE Senkrechtstarterin im Team. Das liegt weniger an ihrer vertikal-orientierten Sportart, sondern in erster Linie an der jüngsten Leistungsentwicklung der Stabhochspringerin. Um knapp 20 Zentimeter schraubte sie ihre Bestmarke in dieser Saison auf 4,41m nach oben, was neuen ÖLV-Rekord für die Vierte der Junioren-WM von 2012 bedeutet.

Mit der Faszination Stabhochsprung wurde sie im Alter von sieben Jahren „infiziert“. Nach einer TV-Übertragung wurde sie bei ihrem Vater mit ihrem neuen Zukunftswunsch vorstellig. „Ich habe nicht gewusst, dass Papa früher selbst Stabhochspringer war, das hatte er mir nicht verraten“, schildert sie. Vater Frithjof führte sie gemeinsam mit dem deutschen Ex-Bundestrainer Herbert Czingon von einem österreichischen Nachwuchs-Rekord zum nächsten.

Explosiver Anlauf: Bei den U23-Meisterschaften holte sie den Titel im 100m-Sprint und verbesserte damit ihre persönliche Bestzeit um vier Zehntel auf 12,08 Sekunden. Für die EM plane Grünberg, die für den Wettkampf immer ein bestimmtes Parfum aufträgt, ihren Anlauf von bisher 14 Schritten auf 16 auszubauen.


 

Niki Franzmair

Niki Franzmair

Der Benjamin unter den Jungen: Das 800m-Ass ist mit 19 Jahren das Jüngste, was das ÖLV-Team bei der EM zu bieten hat. Den Weg auf die Laufbahn hat er im Schüler-Alter gefunden. Ein Sieg beim Linzer Junior Marathon in Straßenschuhen und der Radlerhose seiner Mutter ließen den ULC Linz Oberbank auf das Talent aufmerksam werden.

Nach der geschafften Matura am Linzer Leistungssport-BORG zieht es Franzmair nun über den großen Teich. Ab Herbst wird er seine Zelte an der Oregon University in Eugene aufschlagen. Dort bekam er ein Athleten-Stipendium in Aussicht gestellt. Für Trainer Wolfgang Adler eine bittersüße Erfahrung mit Wiederholungscharakter. Schließlich verlor er im vorigen Herbst bereits Ivona Dadic nach Großbritannien.

Ein erstes Kennenlernen mit Eugene verlief für Franzmair nicht ganz nach Wunsch. Bei der Junioren-WM verpasste er als Neunter hauchdünn das Finale und ärgerte sich im Anschluss über taktische Fehler. Viel Taktik erwartet er auch in Zürich, wo er hofft, mithilfe seiner noch in ihm schlummernden Reserven seine Bestzeit von 1:46,78 Minuten toppen zu können.


 

Jennifer Wenth

Jennifer Wenth

Dass die 23-Jährige am Samstag um 17:40 Uhr im EM-Finale über 5.000m, für dass sie direkt qualifiziert ist, stehen wird, daran war im vergangenen Herbst nicht zu denken. Es schaute viel eher danach aus, als ob die Läuferin des SVS Schwechat ihre Karriere vorzeitig beenden würde. Anhaltende Schmerzen an der Plantarsehne der linken Ferse prägten ihren Weg. „Die letzten beiden Saisonen haben nicht richtig stattgefunden“, bringt es Wenth, die sich dennoch für die U23-EM (15.) qualifizierte auf den Punkt.

Doch das ist vergessen. Als erste Österreicherin überhaupt geht sie nun in ein 5.000m-EM-Rennen. Den dafür nötigen Quali-Nachweis erbrachte sie am zweiten Abdruck. Zwar war der Schützling von Trainer Karl Sander bereits am 18. Mai in Koblenz mit 15:36,96 Minuten unter der geforderten Norm von 15:45,00 geblieben, jedoch zählte dies nicht, da es ein gemischtes Rennen mit männlichen Tempomachern war. In Regensburg (15:43,31) holte sie das Verpasste schließlich nach.

Um auch auf dem letzten Kilometer noch den richtigen „Drive“ zu haben, schwört Wenth auf ihr Vorstart-Ritual. Drei Stunden vor Rennbeginn pfeift sich das Leichtgewicht einen doppelten Espresso rein. Schwarz und ohne Zucker. Das sollte reichen für zwölfeineinhalb Stadionrunden…


 

Thomas Kain

Thomas Kain

Der 400m-Hürdenläufer fährt mit 50,93 Sekunden und dem Europaranglistenplatz 61 im Gepäck nach Zürich. Medaillen-Kandidaten sehen zweifellos anders aus, doch das ist beim Wiener auch nicht der Anspruch. Zumindest noch nicht.

So passt es auch gut ins Bild, dass sich der 20-Jährige das Semifinale zum Ziel gesteckt hat. In die Karten spielt Kain dabei die ewig geltende Weisheit, dass über die Hürden immer etwas passieren kann, und er als Wettkampftyp gilt.

Trainer Jürgen Mallow sorgte dafür, dass sich der vielseitige Athlet auf die Hürden fokussiert. Durch seine Aufnahme ins Heeressportzentrum nahm seine Entwicklung zuletzt zusätzlich Fahrt auf.


In Zürich nicht mit dabei sind die verletzte Siebenkämpferin Ivona Dadic (20) sowie Kugelstoßer Lukas Weißhaidinger (22), der in der Quali-Phase mit technischen Problemen kämpfte.

 

Reinhold Pühringer