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Ein Comeback des Lächelns

Ein Comeback des Lächelns

Das Lachen ist zurück.

Die Mine und die Leistungen von Ivona Dadic machen deutlich: Ihr Leidensweg ist beendet.

Nach zwei verkorksten Jahren in England gelangen ihr beim Gugl Indoor mit 8,75 Sekunden eine persönliche Bestzeit über die 60m Hürden (Platz 11) sowie ein Sieg über 200 Meter in starken 24,69 Sekunden.

Und das bei ihrem ersten Wettkampf seit über eineinhalb Jahren. Das macht Lust auf mehr.

Keine Reue über Sheffield

Über beide Ohren strahlte eine noch schnaufende Dadic nach dem 200m-Zieleinlauf. „Es macht wieder Spaß, weil ich Trainer habe, die es ernst mit mir meinen. Trainer, die an mein Potenzial glauben“, so die Mehrkämpferin.

Nach den Olympischen Spielen in London konnte sie mithilfe ihres Sponsors Kornspitz die Chance ergreifen, in die Trainingsgruppe von Coach Toni Minichiello rund um Siebenkampf-Superstar Jessica Ennis-Hill in Sheffield einzusteigen.

Eine Meniskusverletzung warf die 21-Jährige jedoch mehrfach zurück. Obwohl diese Erfahrungen nicht zu den schöneren einer Sportler-Karriere gehören, möchte Dadic das Insel-Abenteuer nicht missen. „Ich bereue den Schritt nach England keinesfalls.“

Neues Umfeld

Seit mittlerweile drei Monaten trainiert und lebt Dadic in St. Pölten. In der niederösterreichischen Landeshauptstadt sowie in der Südstadt wurde unter den vom ÖLV hauptamtlich angestellten Trainern Gregor Högler und Philipp Unfried eine Athleten-Gruppe aufgebaut.

In dieser trainieren etwa Zehnkämpfer Dominik Distelberger, Diskuswerfer Gerhard Mayer, Speerwerferin Elisabeth Eberl oder auch die Weißrussin Alina Talay, die in Linz im Vorlauf über 60m Hürden in 7,94 Sekunden eine neue Jahresweltbestzeit aufstellte.

„Es konnte mir nichts Besseres passieren“, freute sich Dadic über die aus der Zusammenarbeit resultierende Motivation. Dass bereits nach drei Monaten die ersten Bestzeiten fallen, begründet sie mit der Arbeitsweise der Coaches. „Die haben sich wirklich viel einfallen lassen.“

Den Hebel bei der Kraft angesetzt

Von besagten Übungsleitern war bei dem mit knapp 1.000 Zuschauern gut besuchten Gugl Indoor Högler vor Ort. Der frühere Weltklasse-Werfer war mit den Zeiten zufrieden. „Über 200m hatten wir eine 24,70 angepeilt“, nickte der 42-Jährige über die recht zielgenaue Erfüllung. „Und da Ivona auf der Außenbahn auch etwas bergauf laufen musste, würde sie auf einer flachen Bahn wohl noch um rund drei Zehntel schneller sein“, rechnete er vor.

Auf die Frage, was Unfried und er denn mit Dadic gemacht haben, damit diese beim Comeback gleich eine persönliche Bestzeit läuft, kommt bei Högler der Techniker durch.

„Wir haben uns bislang auf den Kraftbereich konzentriert, weil der im Mehrkampf entscheidend ist. Bei ihr ist es sehr wichtig, dass die Fußgelenke stark genug sind. Das ist wie bei einer Maschine, bei der auch die Schrauben letztlich stark genug sein müssen, damit die Kraft übertragen werden kann. Außerdem haben wir den Rumpf stärker gemacht, weil der die Wiege der Dynamik ist“, erläuterte der studierte Maschinenbauer.

Da komme es ihm entgegen, dass Unfried und er in Punkto Krafttraining die gleichen Ansichten hätten, somit von allen Beteiligten an einem Strang gezogen werde.

Die eigene Bestleistung angreifen

Angesichts des verheißungsvollen Comebacks gilt es für Högler, auch ein wenig die Relationen zurechtzurücken, „schließlich wollen wir uns nicht zu früh zufrieden geben“. Nichtsdestoweniger sei es vorrangig, dass es ihr Spaß mache. Was unübersehbar der Fall war.

Für große Prognosen in Richtung Freiluft-Saison hielt es Dadic, die bei einer persönlichen Siebenkampf-Bestleistung von 5.959 Punkten steht, noch zu früh. Stattdessen meinte sie nur: „Ich möchte den 6.000er angreifen.“

Diese wird es wohl auch benötigen, um sich für die Olympischen Spiele in Rio zu qualifizieren. Noch stehen die Limits nicht fest.

Als Jahreshöhepunkte hat Dadic das traditionelle Mehrkampf-Meeting in Götzis (30./31.5.) sowie die U23-EM in Tallinn (9.-12.7.) auf dem Zettel. Bei letzterem könnte sie bei gutem Saisonverlauf um Medaillen mitkämpfen. Etwas, dass den Grinser wohl noch etwas breiter machen würde.

Aus Linz berichtet Reinhold Pühringer