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Kulm bringt die Leichtathletik in Schwung

Kulm bringt die Leichtathletik in Schwung

Andreas Berger ist Österreichs schnellster Mann. Sein 100-Meter-Rekord (10,15 Sekunden, 15. August 1988 in Linz) gilt noch heute.

Sportliche Höhepunkte waren der Hallen-EM-Titel auf 60 Meter im Jahre 1989, die Olympia-Teilnahmen 1988 und 1992 und ein Sieg über Carl Lewis am 19. September 1989 bei einem Meeting in Neu-Delhi.

Nur wenige weiße Sprinter konnten Carl Lewis bezwingen

Tiefpunkt war eine positive Doping-Probe am 26. Juli 1993, die auch sein Karriere-Ende bedeutete. Berger ist einer der wenigen österreichischen Sportler, die ihr Dopingvergehen offen zugegeben haben. Auf eine B-Probe verzichtete der Oberösterreicher.

Der Doping-Schatten machte den heute 50-Jährigen allerdings nur noch stärker. Dem Sport blieb er bis heute verbunden und versuchte auch immer wieder neue Initiativen in diesem Bereich zu setzen.

Aktuelles Projekt  neben seiner Tätigkeit als Vertriebsleiter der Firma ABATEC  ist das „RedBull400“ (hier gibt's alle Infos). Der Event soll die Attraktivität der Leichtathletik steigern. Die Überlegungen des Geschäftsmannes: Um dem traditionsreichen Basis-Sport wieder einen Popularitätsschub zu geben, müsse man mit Traditionen brechen.

Im LAOLA1-Interview spricht Andreas Berger über sein neues 400-Meter-Projekt und macht sich Gedanken über die österreichische Leichtathletik.

LAOLA1: Deine Zeit als Leistungssportler liegt mittlerweile einige Jahre zurück. Blickst du mit Stolz zurück  oder gibt es Dinge die du jetzt anders machen würdest?

Andreas Berger: Ich bin sehr stolz darauf, was ich im Sport erreicht habe - mein 100m Rekord hält ja bis heute! Dass man auf der anderen Seite nicht alles im Leben richtig machen kann, ist auch menschlich.

LAOLA1: Du warst einer der wenigen weißen Sprinter, der Größen wie Carl Lewis geschlagen hat. Welche Bedeutung hat das heute für dich?

Berger: Carl Lewis ist eine lebende Legende und einer der bedeutendsten Sportler auf der Welt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man sagen kann, diesen Mann in einem 100-Meter-Rennen besiegt zu haben.

LAOLA1: Wie schätzt Du die momentane Situation in der Leichtathletik ein?

Berger: Es ist sehr schade, dass die Leichtathletik im Moment ein sehr bescheidenes Dasein fristet. Offensichtlich gibt es keine Kräfte, die das ändern wollen. Ich bin nämlich felsenfest davon überzeugt, dass es auch in Österreich genügend Talente gibt, die gefunden, motiviert und gefördert gehören.

LAOLA1: Was kann die Leichtathletik tun, um wieder Massen für sich zu begeistern?

Berger: Die Leichtathletik würde ja Massen begeistern - man muss versuchen, dieses Rad in Bewegung zu bringen. Es reicht nicht aus, wenn die Leichtathletik darüber klagt, dass es keine TV-Zeiten gibt. Es reicht nicht aus, wenn die Ausrede strapaziert wird, dass kein Geld da ist. Man muss beginnen, Engagement und Emotion in die Sache zu bringen - dann kann man Athleten begeistern, Leistung erbringen und damit Medien interessieren.

LAOLA1: Du hast in deinem Leben sehr vieles erreicht, versuchst immer wieder im Sport-Bereich Initiativen zu setzen! Wie verbunden bist du noch mit der Sportwelt?

Berger: Ja, ich bin mit dem Sport verbunden. Ich bin bei ABATEC LPM&Sportprodukte als Vertriebsleiter tätig. Da haben wir ein Produkt entwickelt, mit dem wir bei internationalen Spitzen-Fußballklubs Fuß gefasst haben und dort das Training und die Trainingssteuerung "elektronisch" mit gestalten. Klubs wie Bayern München, Ajax Amsterdam, AC Milan oder PSV Eindhoven sind dabei unsere Kunden. Darüber hinaus betreibe ich eine kleine Agentur und da gibt es am 25. September ein ganz spezielles Event, dass ich gemeinsam mit Red Bull mache - das "Redbull400".

Die härtesten 400 Meter der Welt

LAOLA1: Was kann man sich unter „Red Bull 400“ vorstellen? Was ist der Gedanke dahinter?

Berger: Das wird das härteste 400m Rennen der Welt - die Läufer und Läuferinnen müssen die Skiflugschanze am Kulm bewältigen - und zwar von ganz unten nach ganz oben – 400 Meter Streckenlänge – 180 Meter Höhendifferenz! Dabei gibt es sowohl „full distance“ Rennen, als auch 4x100 Meter Staffeln für Teams. Ich möchte einerseits das Laufen thematisieren, andererseits finde ich, dass Skiflugschanzen auch im Sommer genutzt gehören!

LAOLA1: Was willst du bzw. kann man mit dieser Veranstaltung erreichen?

Berger: Naja, einerseits möchten wir  gerne eine Alternative zu den extremen Ausdauerevents bieten - eine kurze, aber sehr knackige Geschichte kann nämlich eine ziemliche Herausforderung sein. In weiterer Folge können wir uns auch vorstellen, das Thema auszubauen und auch auf anderen Schanzen zu laufen.

LAOLA1: Kann sich jeder für diesen Lauf bewerben, bzw. kann es jeder schaffen?

Berger: Grundsätzlich kann jeder/jede mitmachen. Allerdings ist es so, dass das schon eine gehörige Portion Fitness und auch Mut erfordert. Mit 36° Steigung sind die steilsten Passagen nicht zu unterschätzen. Wenn man dann auch noch zu schnell anläuft, kommt das Ende mitten im Hang. Auch 100m Bergauf sind bei den Staffeln nicht ohne, aber ich freue mich schon sehr darauf, wenn Damen- und Herrenteams da hinaufkommen.

LAOLA1: Wie bereitet man sich körperlich am besten darauf vor?

Berger: Es ist steil, es ist sehr steil! Also wenn man sich vorab mal einen längeren, steilen Hügel sucht und - vorausgesetzt man ist grundsätzlich bei guter Kondition - sich hier ein Tempogefühl holt, hat man sicherlich einen Vorteil. Ansonsten wäre es jetzt zu spät, um mit dem Training zu beginnen.

LAOLA1: Wie sollte die richtige Ausrüstung aussehen?

Berger: Es gibt Trail-Schuhe, die erscheinen mir als ausgezeichnet. Nicht erlaubt sind Spikes, oder irgendwelche anderen "Werkzeuge" wie Pickel, Stöcke oder gar Steigeisen...

LAOLA1: Wer wird aller mit dabei sein?

Berger:  Andi Goldberger, Markus Krön, Tobi Eberhard, Franz Stochre, Gernot Kellermayr, Christoph Schmölzet und wahrscheinlich Steffi Graf - mit einigen anderen sind wir noch im Gespräch und wollen ihnen die Angst vorm Berg nehmen.

LAOLA1: Wie fit ist Andreas Berger heute?

Berger: Ich werde älter und auch leider fauler - aber ein wenig Bewegung mache ich schon.

Das Interview führte Patricia Kaiser