Die Schnelligkeit von Bolt lässt sich also durchaus biomechanisch erklären. "Es wäre ein Wahnsinn, würde sie anders zustande kommen. Das würde mich schwer erschüttern", sagte der anerkannte Anti-Doping-Experte Holdhaus.

Die Wissenschaft beschäftigt sich schon lange mit Bolt, bereits 2008 wurde in Universitäts-Untersuchungen in den Muskeln von 70 Prozent der getesteten Kurzstrecken-Athleten aus Jamaika "Actinen A", ein in den Muskelfasern angesiedeltes körpereigenes Protein, das für die schnelle Kontraktion von Muskelfasern verantwortlich ist, gefunden. Bei einer australischen Gruppe waren es hingegen nur 30 Prozent.

Lange Liste der Schande

Dass sich im Laufe der Evolution die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit immer mehr verschieben, ist nicht von der Hand zu weisen.

Dass die Leichtathletik eine dopingversuchte Sportart ist, aber ebenfalls nicht. Die aktuelle Liste der vom Weltverband (IAAF) suspendierten und gesperrten Läufer umfasst rund 290 Athleten.

Bolt jedenfalls hat es scheinbar vor den 100-m-Vorläufen am Samstag und dem Finale am Sonntag satt, sich laufend rechtfertigen zu müssen.

Beim Medientag der Jamaikaner am Donnerstag in Moskau ließ er sich nur kurz zum Training blicken und zog wortlos wieder ab. Das Reden haben andere für ihn übernommen. "Usain Bolt ist sauber", hat zuletzt auch Präsident Lamine Diack, der Präsident des Weltverbandes (IAAF) betont.