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Globales Entsetzen: "Schweinestall Leichtathletik"

Globales Entsetzen:

Nach dem schockierenden WADA-Report über ein korruptes Dopingsystem kämpft das Sport-Reich Russland mit harten Bandagen um seine Reputation - und gegen den drohenden Olympia-Ausschluss.

Unbeeindruckt davon entzog die WADA als erste Konsequenz aus dem Skandal dem Moskauer Anti-Doping-Analyselabor die Zulassung.

"Solange nicht irgendwelche Beweise genannt werden, fällt es schwer, die Beschuldigungen anzunehmen. Sie haben weder Hand noch Fuß", wies Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag den Ermittlungsbericht der unabhängigen Kommission der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) zurück.

Ausschluss steht im Raum

Die große Frage bleibt nach den mit kriminalistischer Akribie in dem 323 Seiten starken WADA-Bericht zusammengetragenen Fakten und Belegen jedoch: Wird es zu weiteren drakonischen Sanktionen gegen Russlands Leichtathleten - bis zum Ausschluss von den Sommerspielen 2016 - kommen?

Entscheidend wird nun sein, wie der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) mit dem Vorschlag umgeht. Die IAAF hat vom russischen Verband ARAF inzwischen verlangt, bis Ende der Woche einen Bericht vorzulegen.

Eine weitere offene Frage ist: Beschränken sich die teils kriminellen Machenschaften in Russland nur auf die Leichtathletik? Für Richard Pound, den Vorsitzenden der WADA-Kommission, hat ein "staatlich-unterstützendes" Dopingsystem existiert. "Dieses Prinzip ist in jeder Sportart machbar", sagte der deutsche Doping-Experte Fritz Sörgel. "Wenn man das Labor im Griff hat und Proben verschwinden lassen kann, wäre es auch im Schwimmen oder Fußball machbar."

IOC ist gefordert

Nun muss sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) einschalten, da in dem WADA-Report auch Namen von Trainer und Athleten genannt sind, die bei den Olympischen Spielen 2012 am Start waren und nach der Empfehlung des Pound-Gremiums lebenslang gesperrt werden sollten.

Darunter sind die 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Sawinowa-Farnossowa und die Olympia-Dritte Jekaterina Poistogowa sowie Sergej Portugalow, Chefarzt im Russischen Leichtathletik-Verband.

"Die Olympischen Spiele in London wurden in einem gewissen Sinne durch den Eintritt dieser Athleten, die nicht hätten teilnehmen dürfen, sabotiert", sagte Pound.

"Verseucht, korrupt und renitent"

Auch die russischen Medien beschäftigen sich mit dem Doping-Skandal. "Welche Folgen wird der Kübel Dreck haben, der über unseren Sport ausgeschüttet worden ist? Wie real ist die Gefahr, dass unsere russischen Leichtathleten auf die Olympiade verzichten müssen?", fragte die Moskauer Zeitung "Sport Express" und gab selbst die Antwort: "Dem neuen Material nach sehr real."

Für die "Neue Zürcher Zeitung" stinken die unglaublichen Vorgänge im "Schweinestall Leichtathletik" zum Himmel: "Russlands Leichtathletik ist mit Doping verseucht, korrupt und renitent."

Das kriminelle System sei von führenden Köpfen des Weltverbandes gedeckt worden, schreibt das Schweizer Blatt mit Bezug auf den früheren IAAF-Präsidenten Lamine Diack. Gegen ihn wurde Anklage wegen Bestechung und Geldwäsche erhoben, er soll Doping-Fälle - auch von russischen Athleten - gegen Bezahlung vertuscht haben.