news

Neues im Fall Powell: Ist der Fitness-Coach schuld?

Neues im Fall Powell: Ist der Fitness-Coach schuld?

Bei der Suche nach Erklärungen für die Dopingfälle der jamaikanischen Sprinter Asafa Powell und Sherone Simpson, die bei den nationalen Ausscheidungen für die WM positiv getestet worden sind, gibt es einen ersten Erklärungsansatz.

Wie der Manager des früheren Weltrekordhalters über die 100m, Paul Doyle, gegenüber der "New York Times" berichtet, könnte Fitness-Coach Christopher Xuereb dafür verantwortlich sein, dass das verbotene Aufputschmittel Oxilofrine in den Körper des 30-Jährigen gekommen ist.

Der Kanadier hat laut Doyle dem Staffel-Olympiasieger von Peking eine Mischung aus mehreren Nahrungsergänzungsmittel und Spritzen verabreicht.

So einiges verabreicht

"Wir haben uns überlegt, was schief gelaufen sein kann und es war ziemlich klar, wo wir genauer hinschauen mussten", erklärt Doyle.

Auch Teamkollegin Sherone Simpson, die mit der gleichen Substanz erwischt wurde, sei ebenfalls von Xuereb behandelt worden. Beide Sprinter beteuerten nach dem Aufkommen der positiven A-Proben vehement ihre Unschuld.

"Er hat ihnen viele verschiedene Dinge gegeben und wir wissen immer noch nicht, was den positiven Test verursacht hat. Die meisten Ergänzungsmittel, die er verabreicht hat, dienten der Erholung oder Energiezufuhr während des Trainings", so der Manager weiter.

Bestätigung für Holdhaus

Dies passt auch zu den Ausführungen von Hans Holdhaus. Der österreichische Doping-Experte erklärte am Montag gegenüber LAOLA1: "So zu dopen, ist Steinzeit."

Der Leiter des IMSB Austria bezeichnete es als völlig absurd, heutzutage noch mit Stimulanzien zu betrügen, da diese sehr leicht nachweisbar sein würden. "Das ist völlig primitiv und hat absolut nichts mit 'Sophisticated Doping' zu tun."

Für ihn kämen daher nur zwei Erklärungen infrage: „Entweder hat er sich das Zeug von einem kompletten Anfänger einreden lassen oder es ist auf eine Verunreinigung in einem Nahrungsergänzungsmittel zurückzuführen.“

Nichtsdestoweniger muss freilich der Athlet selbst die Letztverantwortung dafür tragen, was in seinen Körper gelangt.

Polizeirazzia in Powells Hotel

Doyles Äußerungen gegenüber der Presse geschahen nur Stunden nach einer Polizeirazzia in Lignano Sabbiadoro (ITA), wo in Powells Hotelzimmer noch unbekannte Substanzen sichergestellt wurden.

Laut Angaben der Behörden wurde auch Xuerebs Raum durchsucht. "Wir analysieren die Substanzen derzeit. Es hat noch keine Verhaftungen gegeben und es wird noch gegen niemand ermittelt", meint Udines Polizeichef Antoni Pisapia.

"Ein großer Tag für die Leichtathletik"

Während angesichts des Doping-Bebens die Sportfans allerorts die Hände über den Kopf zusammenschlagen, begrüßt Wilhelm Lilge die jüngsten Entwicklungen.

"Es ist ein großartiger Tag für jeden Dopinggegner, für jeden ehrlichen Sportler, ein großartiger Tag für die Leichtathletik und für den Sport. Die Chancen ehrlicher Sportler, an die Spitze zu kommen, sind gestiegen", meint der österreichische Leichtathletik-Trainer im Interview mit "Der Standard".

Dafür nimmt Lilge auch gerne ein möglicherweise einseitiges 100m-Finale bei der WM in einem Monat in Moskau in Kauf.

Auch wenn er für niemand seine Hand ins Feuer legen würde, warnt er vor einer Generalverurteilung. "Dieses Denken darf sich nicht verankern, schon gar nicht in den Köpfen junger Athleten. Sie müssen glauben können, dass sie fair an die Spitze kommen können."

Reinhold Pühringer