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Andreas Vojta und der mysteriöse Infekt

Andreas Vojta und der mysteriöse Infekt

Eigentlich ist Andreas Vojta Österreichs bester Mittelstreckenläufer.

„Eigentlich“ deshalb, weil der 25-Jährige heuer völlig außer Tritt geriet. Im niederländischen Hengelo blieb der Gerasdorfer beispielsweise ganze 14 Sekunden über seiner persönlichen 1.500m-Bestzeit von 3:36,11 Minuten.

Ein wahrer Nackenschlag, der heuer jedoch keine Eintagsfliege sondern vielmehr die Regel war. Vojta und Trainer Willi Lilge zogen die Konsequenz daraus und verordnetem dem Olympia-Starter von London eine Pause, die bis zu den Mitte Juni in Baku beginnenden Europaspielen dauern soll.

Trainer und Athlet vermuten einen Infekt als Ursache für den Leistungseinbruch. Genau weiß dies jedoch niemand.

Sich ein Blutbild davon gemacht

„Meine Zeiten zuletzt waren eine Katastrophe“, will Vojta im Gespräch mit LAOLA1 nichts beschönigen. „Wenn du nach guten Trainings zum ersten Wettkampf kommst, dann rechnest du, dass du vielleicht 3:40 oder so läufst. Aber nicht das?! Das war Nachwuchs-Laufen.“

Mit dem Leistungseinbruch begann das Rätselraten. Denn über gesundheitliche Symptome klagt Vojta eigentlich nicht. Lediglich während des Rennens. „Ab der Hälfte, wenn du angreifen solltest, sagt dir der Körper plötzlich: Tut mir leid, aber mehr geht nicht“, versucht er die ernüchternden Erfahrungen, darunter ein 24. Platz bei der Hallen-EM über die für ihn ungewohnten 3.000m, zu schildern.

„Da ist frustrierend und zermürbend“, sind die Zeiten nicht spurlos an der Athleten-Psyche vorübergegangen. Die Unklarheit über die genaue Ursache trägt das Übrige dazu bei.

Blutbilder und sogar einen speziellen Test für Pfeiffer’sches Drüsenfieber hat Vojta über sich ergehen lassen. Alles ohne Befund. „Nach meinem Trainingslager in Kenia hatte ich kurz die Befürchtung, dass ich von dort etwas mitgenommen haben könnte.“ Die Ärzte konnten auch dies nicht bestätigen.

„Insofern habe ich keinerlei Attest, auf dem draufsteht, ob oder was ich habe.“ Nichtsdestoweniger hält er die Pause für den einzig logischen Schritt. „Es bringt nichts, bei den jüngsten Entwicklungen genauso weiterzumachen und blind ins Verderben zu laufen.“

Ruhe bewahren

Zwei Wochen nimmt sich Vojta nun vom Trainingsalltag weitgehend raus. Lockere Läufe und einige andere Betätigungen müssen reichen. Darunter auch ein – wie Vojta es nennt – „alternatives Krafttraining“, als welches er mit einem Schmunzeln Rasenmähen und Heckenschneiden bezeichnet.

Das Schwierigste in seiner aktuellen Lage sei freilich, die Ruhe zu bewahren. Sich trotz der Ungewissheit über die genaue Ursache nicht verrückt zu machen. Er ist guter Dinge, dass ihm das gelingt. Schließlich bringe er schon ein paar Jahre Erfahrung mit und habe schon bei anderen Athleten oft miterlebt, was eine Pause bewirken kann.

„Außerdem habe ich für das Erbringen des WM-Limits (3:36; Anm.) noch bis Mitte August Zeit“, sieht er keinen Grund zur Panik.

Raus aus der untersten Liga

Bei den Europaspielen möchte Vojta wieder an der Startlinie stehen. Österreich kämpft bei der in Baku stattfindenden Team-EM um den Wiederaufstieg. Im vergangenen Jahr ist die ÖLV-Equipe aus der dritten Leistungsstufe in die letzte abgestiegen.

Die Liste der Kontrahenten, die mit Österreich um einen der zwei Aufstiegsplätze rittern, liest sich mit unter anderem Luxemburg, Andorra oder Malta nicht allzu angsteinflößend. „Von daher kann das Ziel nur Wiederaufstieg lauten“, stellt Vojta klar.

Dass die vierte Liga mit den Europaspielen im knapp 69.000 Zuschauer fassenden Nationalstadion einen derartigen Rahmen bekommt, freut ihn freilich. „Insbesondere für die Jungen ist es eine tolle Gelegenheit, vor einer großen Kulisse Erfahrungen zu sammeln.“

*Auswahl an Ländern, die keine eigene Mannschaft zusammenbringen


Reinhold Pühringer

Länder der vierten Leistungsklasse
Österreich (Absteiger)
Albanien
Andorra
Armenien
Aserbaidschan
Bosnien-Herzegovina
Mazedonien
Georgien
Israel
Luxemburg
Malta
Moldawien
Montenegro
Slowakei (Absteiger)
AASSE*