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ÖJV-Trio kämpft bei EM um letzte Olympia-Chance

ÖJV-Trio kämpft bei EM um letzte Olympia-Chance

Mit dem Rechnen scheinen es Hilde Drexler (bis 63 kg), Peter Scharinger (bis 73) und Max Schirnhofer (bis 90) nicht so zu haben.

Das liegt aber weniger an den Mathematik-Künsten der Drei, sondern vielmehr an der Ausgangslage vor der am Donnerstag im russischen Chelyabinsk (26.-29. April) beginnenden Judo-Europameisterschaften.

Für das Trio geht es in Westsibirien noch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London.

Während Sabrina Filzmoser und Ludwig Paischer nicht mehr aus den Top 14 (Damen) bzw. Top 22 (Herren) der bereinigten Weltrangliste (pro Nation zählt nur der Beste) hinausfallen können und ihr Ticket somit sicher haben, liegen die Drei knapp dahinter.

Medaillen oder Final-Teilnahmen

Die EM bildet den Abschluss einer zweijährigen Quali-Phase. Doch was wer dort genau erreichen muss, um letztendlich nach London zu kommen, weiß keiner so genau. Weder Kämpfer noch Trainer. Zu viele Variable sind im Spiel.

Zumal dem punktbesten ÖJV-Kämpfer, der die direkte Quali verpasst hat, ein sogenannter kontinentaler Platz winken könnte. Beim derzeitigen Stand wäre dies Drexler.  

So oder so – fest steht bislang nur eins: Einfach wird es nicht. ÖJV-Teamchef Udo Quellmalz spekuliert, dass Medaillen oder gar Final-Teilnahmen notwendig sind.

„Ideal wäre freilich, wenn es alle drei Kandidaten noch schaffen. Realistisch betrachtet ist das aber fast unmöglich“, erörtert der Deutsche im Gespräch mit LAOLA1. „Demnach wäre es eine Riesensache, wenn sich Hilde über die Weltrangliste qualifiziert und ein Zweiter über den kontinentalen Platz.“

Kein Schleim wegen Beutel

Genau aufgrund dieser vielen möglichen Szenarien lassen die Athleten das Rechnen außen vor. „Man schaut sich zwar die Weltrangliste ein wenig an, hat aber keine Zahlen im Kopf“, verrät Scharinger, der zuletzt vor etwa zwei Wochen einen Blick auf das Ranking riskierte.

„Du versuchst, das Ganze zu ignorieren und dich auf dich selbst zu konzentrieren. Am Ende siehst du dann, ob es sich ausgeht oder nicht“, ergänzt der Mühlviertler, für den die unmittelbare Wettkampfvorbereitung nicht unfallfrei verlief.

Eine Ellbogen-Verletzung machte ihm zu schaffen, genauer gesagt der Schleimbeutel. Für den EM-Fünften des Vorjahres kein Beinbruch, schließlich ist er es gewohnt, unmittelbar vor großen Wettkämpfen mit Verletzungen bzw. Krankheiten konfrontiert zu werden. Somit ist es wenig verwunderlich, dass so eine Blessur wenig Auswirkung auf die Laune des 26-Jährigen hat.

Mit dem Druck könne Scharinger laut eigenen Angaben sehr gut umgehen. „Das ist wie früher in der Schule, da habe ich unter Druck immer meine besten Leistungen abgeliefert“, scherzt der Heeressoldat auf der Pressekonferenz des Teams.

„Und die Schule hat er schließlich geschafft“, legt der anwesende OÖ-Landessportdirektor Alfred Hartl nach.

Rechnung im Nachhinein?

Dass Scharinger und Schirnhofer eventuell auf Drexlers Mithilfe angewiesen sind, dessen sind sie sich im Klaren. Wird die Wienerin in der Vorbereitung von dem Duo deswegen besonders hofiert? „Nein“, hat zumindest die EM-Dritte des Vorjahres davon nichts mitbekommen. „Aber sollte es für mich gut laufen und dadurch einer der zwei davon profitieren, werde ich mir etwas einfallen lassen“, überlegt sie grinsend.

Diese nutzte er, um einen ausgiebigen Formaufbau für die EM zu machen. „Die Leistungen sowie die Vorbereitung in Linz und Salzburg stimmen mich sehr optimistisch“, meint er in gewohnt ruhigem Ton.

Zumindest rein äußerlich ist dem 25-Jährigen, der vor zwei Jahren bei den Europameisterschaften in Wien Fünfter wurde, so etwas wie Druck ohnehin nicht anzumerken.

EM nicht mit allen Stars

Für ein Ansteigen der Chancen sorgten zuletzt Meldungen aus Deutschland. Im EM-Team des DJB scheinen bei den Herren keine und bei den Damen gerade einmal zwei Olympia-Starter auf.

Peking-Sieger Ole Bischof und Andreas Tölzer bleiben zugunsten der Vorbereitung auf London zu Hause. Ähnliches gilt auch für andere Nationen. Frankreichs Schwergewichts-Star Teddy Riner lässt ebenso aus.

Allerdings steht hinter Drexlers Form ein dickes Fragezeichen. Wegen einer Knie-Verletzung musste sie zuletzt lange pausieren. Voll trainieren kann die 28-Jährige erst wieder seit kurzem.

„Was ich spüre, ist die Freude am Wettkampftraining. Ich fühle mich ein bisschen wie ein junger Hund, der alleine gelassen wird.“ Ihr Gefühl auf der Matte kehre allmählich wieder zurück. „Aber natürlich ist ein Trainingsdefizit da. Man wird sehen müssen, wie ich das kompensieren kann.“

Zeit für Formaufbau

Die Vorbereitung von Max Schirnhofer verlief mehr oder weniger komplikationsfrei. Der Salzburger hatte sich beim Heim-Weltcup im Februar in Oberwart eine Brustkorb-Verletzung zugezogen und in der Folge eine Wettkampfpause eingelegt.

Dass es einfacher wird, davon will Quellmalz nichts wissen. „Das ist das letzte Turnier der Quali, da brauchen viele noch Punkte. Außerdem werden die Russen vor eigenem Publikum bärenstark dastehen. Davon können wir ausgehen.“

Als Ziel gibt der Olympiasieger von 1996 „eine Medaille und einen fünften Platz“ aus. Damit würde auch die Serie des ÖJV, der von den letzten zwölf Europameisterschaften jeweils mit zumindest einer Medaille heimgekehrt ist, weitergehen.

Am liebsten wäre es ihm freilich, wenn das das eine oder andere Olympia-Ticket beinhalten würde. „Dann wäre ich zufrieden.“

Reinhold Pühringer