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Nach neun Jahren endlich für Österreich

Nach neun Jahren endlich für Österreich

Auf diesen Einsatz hat Sargis Martirosjan lange warten müssen.

Der beste Gewichtheber des Landes darf neun Jahre nach seiner Einreise endlich sein internationales Debüt für Österreich geben.

Mitten in der Vorbereitung mit dem armenischen Team doch noch mit der Staatsbürgerschaft ausgestattet, versucht der 28-Jährige am Samstag bei der WM in Almaty in der 105-kg-Klasse eine Überraschung zu liefern.

Eine lange Wartezeit

Martirosjan lebt für seinen Sport. 2005 nach Österreich gekommen, standen ihm in seiner neuen Heimat viele Hindernisse im Weg.

Ab 2009 bemühte man sich um die Staatsbürgerschaft, doch die blieb dem großen Talent versagt.

Europameisterschaften musste der Medaillenkandidat im Reißen aus der Ferne erleben, verpasste Olympische Spiele raubten ihm kurzzeitig die Motivation.

Dank privater Unterstützer

Doch trotz dreier Operationen steckte der Athlet aus Erewan nicht auf.

"Ich habe in meinem Leben alles ins Gewichtheben investiert, aber bisher nichts zurückbekommen. Aber ich bin jetzt voll motiviert", sagte der Wahl-Badener vor seinem WM-Debüt für den ÖGV.

Seinen Sport kann der nun für VOEST Linz aktive Heber nur dank privater Unterstützung und eigenem Einsatz auf Spitzenniveau ausüben.

Aufgefangen von Sponsoren

Ein Gönner stellt in Baden die Wohnung zur Verfügung, ein Gasthaus gibt dem Kraftsportler, der tausende Kalorien benötigt, fallweise gratis Essen aus, ein ehemaliger Gewichtheber fungiert als Privatsponsor.

"Ich komme irgendwie durch", sagte Martirosjan.

Die kürzlich erfolgte Aufnahme in den Förderkader für Rio 2016 sollte da Erleichterung bedeuten, freilich gilt es die Einstufung in den Medaillenkader mit Topleistungen zu bestätigen.

Hauptziel EM 2015

Mit einer Zweikampfleistung von 392 Kilogramm hat sich Martirosjan, der von der 97-kg-Kategorie in die enorm stark besetzte 105-kg-Klasse aufgestiegen ist, in die WM-Nennliste eingetragen.

Damit ist er die Nummer 15 und muss in der B-Gruppe antreten. "Das macht nichts, ich kann von hinten angreifen, ich bin ein Wettkampftyp", betonte der Schwergewichtler.

185 kg im Reißen und 210 kg im Stoßen hält er für möglich. Ein achter Platz würde als Kader-Bestätigung gelten. "Ich werde alles versuchen", sagte der an Schulter und Patellarsehne leicht angeschlagene Martirosjan. "Aber mein Hauptziel ist die EM 2015, da will ich eine Medaille."

Hürden über Hürden

Der österreichische Verband hat in Matthias Steiner schon einmal einen Topathleten verloren - er wurde 2008 für Deutschland Olympiasieger - und Martirosjan hat es auch unter neuer Führung nicht leicht.

Weil die Staatsbürgerschaft unerreichbar schien, bereitete er sich mit Armenien vier Monate lang auf die WM vor und wollte auch für sein Vaterland antreten.

Als Anfang Juni unverhofft doch noch die Einbürgerung kam, war Martirosjan keineswegs aller Sorgen ledig. Denn der Verband hatte kein Geld, um die Vorbereitung und die WM-Teilnahme zu finanzieren. Erst Anfang September sagte ÖGV-Präsident Gerhard Peya ein Antreten zu.

Aus eigener Tasche

"Es hat aber weiterhin finanzielle Probleme gegeben", berichtete Martirosjan.

So wurde die von Armenien geforderte Zahlung für Teilnahme an den Trainingslagern nicht geleistet. Der ÖGV verlangte eine genaue Rechnung, Martirosjan konnte nur einen Brief mit seinem Anteil an der von 13 Athleten bestrittenen Vorbereitung vorlegen.

"Der Verband hat das Schreiben nicht akzeptiert, also habe ich die 5.170 Euro selbst bezahlt. Ob ich das Geld wieder bekomme, weiß ich nicht."