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"Das ist eine Schande für das Boxen"

Nach seiner Niederlage gegen WBC-Weltmeister Witali Klitschko waren Chisora und sein Landsmann David Haye bei der Pressekonferenz plötzlich wie Kampfhunde übereinander hergefallen und hatten sich quer durch den voll besetzten Raum in der Münchner Olympiahalle geprügelt.

Als Chisora und Haye die Fäuste fliegen ließen und Flaschen flogen, räumte Champion Klitschko entsetzt das Podium. Bruder Wladimir, der Haye im vergangenen Sommer nach Punkten besiegt und ihm den WBA-Titel abgenommen hatte, stand kopfschüttelnd da." Blutige Gesichter bei einer Pressekonferenz? Das ist eine Schande für das Boxen", schimpfte der jüngere Klitschko über die unrühmlichen Briten.

Todesdrohung an Haye

Die Bilanz nach der unübersichtlichen Schlägerei: Chisora war an der Lippe verletzt, weil ihn Haye mit einer Flasche attackiert hatte. Hayes Trainer Adam Booth trug eine blutende Platzwunde auf dem Kopf davon.

Chisora krönte den Auftritt mit der Drohung: "David, ich erschieße dich. Ich meine das ernst. Ich erschieße dich." Haye und Chisora pflegen eine gegenseitige abgrundtiefe Abneigung. Ex-Weltmeister Haye war als Co-Kommentator für einen britischen Fernsehsender in München im Einsatz.

"Der ist nicht normal"

Chisora hatte bereits einen Tag zuvor Klitschko bei der Abwaage "abgewatscht". Unmittelbar vor Kampfbeginn nahm er einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und spuckte diesen Wladimir Klitschko ins Gesicht.

"Vor deinen sportlichen Leistungen habe ich Respekt, vor dir als Mensch nicht", herrschte Witali Klitschko den Rivalen an. 50.000 Dollar Strafe hat der Weltverband WBC Chisora für die Ohrfeige bereits aufgebrummt, weitere Sanktionen des Weltverbandes dürften nach seinen unrühmlichen Auftritten in der Nacht auf Sonntag noch folgen.

Unabhängig vom Ergebnis der Polizeiermittlungen drohen dem Briten weitere Konsequenzen der Box-Szene. "Ich werde eine Präsidiumssitzung einberufen mit dem Ziel, Chisora und Haye nie wieder in Deutschland boxen zu lassen", sagte Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer. "Chisora hat im Ring nichts zu suchen, der ist nicht normal."

Klitschko muss pausieren

Klitschko hingegen hat sich bei seinem Punktsieg über Chisora einen Teilanriss in der linken Schultersehne zugezogen. Das ergab eine Kernspintomographie am Sonntag in München. Ab der vierten Runde konnte WBC-Weltmeister Klitschko seine linke Führhand nicht wie gewohnt einsetzen.

"Acht Runden habe ich den Kampf ohne linke Hand bestritten. Ich kann den linken Arm nicht mehr bewegen", sagte der Ukrainer Stunden nach dem Kampf in der Münchner Olympiahalle.

"OP nicht notwendig"

"Eine Operation ist nach jetzigem Stand nicht nötig", sagte Klitschkos Arzt Bernd M. Kabelka dem Fernsehsender RTL. Sechs bis acht Wochen müsse der 40-jährige Weltmeister aus der Ukraine nun mit dem Training aussetzen.

"Ich habe richtig Angst gehabt, weil sich der linke Arm einfach nicht bewegt und nicht auf mich gehört hat", sagte Witali Klitschko bei RTL. "Gott sei Dank ist keine operative Behandlung nötig. Wenn ich mit einem Arm kämpfen und klar dominieren kann, habe ich eine große Reserve an Pulver. Deswegen war das nicht der letzte Kampf."

Befürchtungen bestätigt

Damit bewahrheitete sich die Befürchtung seines Trainers Fritz Sdunek, dass eine alte Verletzung wieder akut geworden sein könnte.

Vor zwölf Jahren hatte sich Klitschko im WM-Kampf gegen den US-Amerikaner Chris Byrd einen Sehnenabriss in der Schulter zugezogen und deshalb aufgeben müssen. Damals verlor er den WM-Titel.

Es war seine erste von bisher nur zwei Profiniederlagen. Der klare Punkteerfolg über Chisora war sein bereits 44. Erfolg im 46. Fight.

Sensationelle TV-Einschaltquoten

Für den TV-Privatsender RTL war die Live-Übertragung des Klitschko-Kampfes ein voller Erfolg: Bis zu 13,73 Millionen sahen den deutlichen Punktsieg des 40-jährigen WBC-Weltmeisters.

Im Durchschnitt kam die RTL-Übertragung aus der Münchener Olympiahalle auf 12,88 Millionen Zuschauer, der Marktanteil lag bei 56,5 Prozent.