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"Wie wenn Hermann Maier Slalom fahren müsste"

Thomas Geierspichlers Autobiografie "Mit Rückgrat zurück ins Leben" fasziniert. Drei Monate nach der Erstpräsentation sind bereits rund 6.000 Stück des im Ueberreuter-Verlag erschienenen 192-Seiten-Werks des Paralympics-Siegers verkauft.

Neben dem Erfolg als Schriftsteller strebt der 35-Jährige sportlich aber einer gewissen ungewissen Zukunft entgegen. Denn seine stärksten Strecken gibt es in London nicht mehr im Programm.

"Wir wissen es erst seit diesem Sommer, das ist natürlich sehr kurzfristig", sprach der 35-Jährige am Montag in Wien für sich und seine Sportlerkollegen.

Paradedisziplinen gestrichen

Für die vom 29. August bis 9. September angesetzten Wettkämpfe wurde nicht nur Marathon gestrichen, in dem Geierspichler Titelverteidiger gewesen wäre.

Auch über 10.000 m, 5.000 m und 1.500 m werden keine Medaillen mehr vergeben. Über 1.500 m hatte er 2004 in Athen gesiegt.

"Wenn man zehn bis zwölf Jahre lang auf Ausdauer trainiert hat, ist das schwierig", meinte der Salzburger zur notwendigen Umstellung auf den Sprint.

"Jetzt ist die Frage, was liegt mir wirklich." Das soll sich im Training erst herausstellen. Infrage kommen nur noch die 200, 400 und 800 m.

"Die 800 m als noch längste Strecke wären logisch, der 200er wird es eher nicht sein. Ich zucke erst immer zusammen, wenn ich den Startschuss höre."

Hermann Maier und Slalom

Die Umstellung wurde laut Geierspichler vorgenommen, da das Programm gestrafft werden sollte, nun werden nicht mehr so viel Medaillen vergeben.

Auch die Vielzahl an Klassen wird es nicht mehr geben. Hintergrund sei die Attraktivitätssteigerung für die Medien. Geierspichler: "Aber da ist doch auch der integrative Wert, vielen Athleten nimmt man so die Perspektive.

Für mich ist das so, wie wenn Hermann Maier Slalom fahren müsste."

Maria Rauch-Kallat bestätigt London-Beschickung
Große Akzeptanz für Geierspichlers Buch

Bei der Akzeptanz seines Buchs freut Rennrollstuhlfahrer Geierspichler besonders, dass es bei den "Nicht-Behinderten" gut ankommt.

"Ich wollte mit dem Buch auch das Eis ein bisschen brechen, ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten. Es muss einem bewusst werden, dass das Leben endlich ist.

Wenn ich hingegen mit keiner Medaille aus London heimkomme, muss ich nur in meine Vitrine schauen. Da hängen genug."

London ist gesichert

Maria Rauch-Kallat als Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Commitees (ÖPC) stellte beim Termin fest, dass die vor kurzem bekanntgewordene Unterschlagung einer Millionen-Summe nicht den ÖPC, sondern den Österreichischen Behindertensport-Verband (ÖBSV) betrifft.

"Wir wollen uns davon nicht abgrenzen, müssen das aber wegen unserer Sponsoren klarstellen", sagte sie.

Die London-Beschickung sei jedenfalls gesichert. Dazu passt auch die am Montag vorgenommene Verlängerung der langjährigen Kooperation des ÖPC mit den Austrian Airlines für die Paralympischen Spiele in London.