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Die charmanten Außenseiter

Die charmanten Außenseiter

Wer an Baseball und New York denkt, wird mit einem Schlag die Yankees im Kopf haben.

Das ist nicht weiter schlimm, sind die doch auch Rekord-Champion in der Major League Baseball. Nicht weniger als 27 Mal konnten die "Bronx Bombers" die World Series für sich entscheiden.

Mit St. Louis hat der Zweite dieses Rankings einen ziemlichen Respektabstand, die Cardinals haben elf Mal den "Fall Classic" für sich entschieden.

Anders als die Yankees

Wie in den Major Leagues üblich, gibt es auch hier ein zweites Team aus dem "Big Apple", einen charmanten Außenseiter: die New York Mets.

Das Team aus Queens, dessen Citi Field einen Wurf vom Arthur Ashe Stadium (US Open) entfernt liegt, ist 60 Jahre jünger als das große Pendant der Stadt.

Entsprechend nüchterner liest sich die Erfolgsbilanz der Mets: Den 27 Titeln der Yankees stehen zwei der Mets gegenüber sowie 40:5 Endspiel-Teilnahmen.

Das Team, das die Farben der Stadt trägt, ist aber auch keineswegs mit so viel Glamour verbunden und wirft schon gar nicht mit so viel Geld herum wie jenes aus dem Norden. Die Mets sind anders als die Yankees, quasi eine Anti-These.

Ein Beispiel: Die Yankees sind in den Top 20 der teuersten aller Sportverträge alleine vier Mal vertreten.

Superstar Alex Rodriguez (Rang 2 und 3) hat nach Giancarlo Stanton (Miami/325 Mio. US-Dollar) den wertvollsten Vertrag (275. Mio. Euro).´

Mit "Captain America"

Die Mets sind an Rang 36 erstmals zu finden. David Wright, der Kapitän der Mets, auch als "Captain America" bekannt, ist an dieser Stelle zu lesen.

Und hier beginnt der Turnaround der Mets, die 15 Jahre benötigten, um wieder in die Endspiel-Serie zu gelangen.

Denn der heute 32-Jährige wurde 2001 von den Mets gedraftet und ist seither das Gesicht der Franchise. Der Third Baseman, dem sieben Mal die Ehre eines All Stars zu teil wurde, hat zwölf Mets-Rekorde (u.a. RBI) zu Buche stehen.

Nach Verletzung half Wright auch in dieser Saison mit, dass die Mets sich wieder für die Postseason qualifizierten, zum ersten Mal seit 2006.

Noch im Juli standen sie bei 48-49, am Ende bei 90-72. Kein Miracle, aber ein Boost in die richtige Richtung: Es ist dies erst die achte Playoff-Teilnahme. Auch das ist anders als bei den Yankees, die 2009 den letzten ihrer Titel holzen.

Zum sechsten Mal holten die Mets die East Division in der National League, danach besiegte man die Los Angeles Dodgers in der NLDS 3:2 und zuletzt die Chicago Cubs im NLCS souverän 4:0.

"Captain America" 

 

Vor allem der Auftritt in der Championship Series war in jeglicher Hinsicht beeindruckend, lagen die Mets doch in keinem Spiel auch nur einmal zurück.

Auch dank ihrer Pitcher.

Einen jungen, erfolgreichen Chor haben die Mets entwickelt. Der Star, aber dennoch erst 26 Jahre alt, ist Matt Harvey, der in Anlehnung an ein Cover von "Sports Illustrated" gerne "The Dark Knight" genannt wird. 2010 gedraftet, hat sich Harvey in den vergangenen Jahren als einer der besten Pitcher der Liga etabliert. Sein Vertrag läuft noch bis 2018.

Der beste Werfer der Regular Season war Jacob de Grom ("DeGrominator"), der mit einem ERA-Wert von 2,56 auf Rang sechs zu finden war. Der 27-Jährige, 2010 gedraftet, startete in Spiel 1 sowie Spiel 5 der NLDS und ist nur wegen seines wallenden Haares einer der Publikumslieblinge der Mets. 

Apropos wallendes Haar: Sein blonder "Zwilling" heißt Noah Syndergaard (23), gehört seit dieser Saison der Starting Rotation an und debütierte ausgerechnet gegen die Cubs in der Regular Season. Syndergaard wird von den Mets-Fans "Thor" genannt - und sein Twitter-Account beweist, er zelebriert diesen Namen. Für Syndergaard, damals Perspektivspieler, tradeten die Mets 2012.

Der dritte von vier gedrafteten Starting Pitcher ist Steve Matz, dessen Name Programm ist. Zudem kommt der 24-Jährige aus der Region, ist aus Long Island und damit "Local Hero". Matz wurde 2009 gedraftet und spielte eine gute Rookie-Saison 2015.

"Local Hero", "Thor", "The Dark Knight", "DeGrominator" (v.l.n.r.)

Wiederum per Draft haben sich die Mets die Dienste von Daniel Murphy gesichert. Oder wie der 30-Jährige seit diesem Jahr heißt: Mr. October.

Nicht weniger als in sechs Spielen hintereinander gelang dem Infielder ein Homerun in der Postseason - zwei in der NLDS und in jedem Spiel der NLCS. Das ist MLB-Playoff-Rekord!

Murphy war bislang ein solider, ständiger Hitter, im Oktober explodierte die personifizierte Fortsetzung des Cubs-Fluchs regelrecht. Das könnte sich nach dieser Saison ordentlich bezahlt machen, ist Murphy doch dann Free Agent.

Gut investiert und getradet

Abgesehen von klugen Draft-Picks (u.a. auch Power-Hitter Lucas Duda), haben die Mets auch Geld in die Hand genommen und richtig eingesetzt.

Der frühere Yankees-Outfielder Curtis Granderson sorgte etwa für 26 Homeruns in der Regular Season und war auch in der Postseason bislang auffälliger Leistungsträger. Seine 60 Millionen Dollar für vier Jahre wurden gut investiert.

Der wichtigste Trade dieses Jahres wurde für Yoenis Cespedes umgesetzt. Der Outfielder wurde in letzter Minute vor Ende der Deadline geholt und sorgte mit für den vorher besprochenen Umschwung der Saison. 17 Homeruns und 44 RBIs standen bei ihm zu Buche. Auch er wird nach der Saison Free Agent sein.

 Mr. October

Mit Terry Collins haben die Mets den ältesten Manager der MLB an Bord.

Der 66-Jährige musste als Coach auch am längsten auf eine Postseason warten - 1688 Spiele. Vor den Mets (seit 2011) trainierte Collins die Houston Astros und Anaheim Angels.

Wieder die "Amazin' Mets"

Es ist vieles angerichtet, damit die unglaublichen Mets in der Endspiel-Serie gegen die Kansas City Royals wieder Unglaubliches vollbringen. Woher das mit dem "unglaublich" kommt? Nun, die Mets, 1963 ins Leben gerufen, holten 1969 erstmals die World Series.

Zuvor hatten die Mets nie eine positive Bilanz und waren in dieser Saison auch zur Hälfte in Schwierigkeiten. Am Ende holten sich die Mets aber noch den NL-East-Titel von den Chicago Cubs, die am Ende historisch einbrachen (#Fluch).

In der NLCS wurden die Atlanta Braves gesweept, in der ersten World Series die Baltimore Orioles mit 4:1 besiegt und so jubelten die "Amazin' Mets" bzw. "Miracle Mets", wie sie eben dazumals genannt wurden.

Danach verloren sie eine World Series (1973, 3:4 gegen die Oakland A's), gewannen wieder eine (1986, 4:3 gegen die Boston Red Sox) und verloren wieder eine (2000, 1:4 gegen die New York Yankees "Subway Series").

Nach Adam Riese sollte dies also wieder ein unglaubliches Jahr für die Mets sein.

 

Bernhard Kastler