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"Der Ironman Austria ist ein bisschen wie Woodstock!"

Ironman World Champion. Also Weltmeister. Max Renko stand 2009 "on top of the world", der Klosterneuburger war in seiner Altersklasse der schnellste Triathlet auf Hawaii.

Heute gibt der Klosterneuburger als Profi Gas - und verstärkt ab sofort das Expertenteam um LAOLA1-Redakteur Stephan Schwabl, der am 1. Juli 2012 seine Ironman-Premiere feiert.

Zum Auftakt stellt sich der "Velosoph" unter den Triathleten vor, blickt auf seine erste Langdistanz und die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin zurück und gibt die ersten Tipps.

 

LAOLA1: Max, erzähl uns doch bitte einmal, wie das mit dir und Ironman überhaupt begonnen hat?

Max Renko: Ich habe seit 2000 Mountainbike-Rennsport betrieben und 2005 nach zig Rückschlägen eigentlich aufgehört und ein dreiviertel Jahr gar nichts gemacht. Bis zur Redaktionssitzung bei der „Mountainbike Revue“ im Herbst, Thema Jahresplanung. Dort habe ich für unser Rennrad-Heft großmaulig vorgeschlagen, dass es da ja in Kärnten diesen argen Wettkampf gibt, keine Ahnung wie der heißt, aber darüber könnten wir doch etwas schreiben.

LAOLA1: Die Idee dürfte gut angekommen sein?

Renko: Wir sind relativ schnell an dem Punkt gewesen: Okay, einer von uns Fritzen macht das einfach und schreibt eine Geschichte darüber. Die Vorbereitung kommt ins Trainings-Sonderheft und der Wettkampf ins Rennrad-Heft. Dann war einmal Schweigen in der Runde. Bis der Chef gemeint hat: Max, du machst das!

LAOLA1: Wie ist es dann weitergegangen?

Renko: Der Unterschied ist, dass man die fünf Stunden irgendwie runterrodeln kann. Das ist zwar auch nicht wirklich g’scheit, aber man übersteht es. Aber wenn man glaubt, dass man von Null auf Hundert einen auf Ironman macht, wird man schnell Probleme bekommen. Mit der Schulter beim Schwimmen, mit der Achillessehne beim Laufen und so weiter. Da sollte man also einen etwas konservativeren Aufbau wählen und nicht von heute auf morgen sagen: Ich mache jetzt Ironman.

LAOLA1: Du hast vorher deine Probleme mit der Beinhaut angesprochen?

Renko: Durch die vielen Jahre Radsport war ich zwar organisch gut trainiert, ich hatte eine gute Pumpe und eine entsprechende Ausdauer, aber mechanisch war der Bewegungsapparat überhaupt nicht auf das Laufen vorbereitet. Theoretisch hätte ich in den ersten Wochen eine halbe Stunde laufen gehen sollen und dann langsam steigern. Aber für ein Lauftraining unter einer Stunde zieht sich ein Radfahrer nicht einmal um, das interessiert dich nicht.

LAOLA1: Also wenn Laufen, dann gleich richtig und richtig lange?

Renko: Mitte Dezember habe ich mit dem Training begonnen, Anfang Jänner bin ich, weil ich keinen Bock auf eine dreistündige Grundlagen-Einheit am Rad hatte, drei Stunden Laufen gegangen. Ohne es vorgehabt zu haben, eigentlich wollte ich eine Stunde laufen und dann zwei Stunden auf der Walze fahren. Dann hat es geschneit und ich bin immer weiter gelaufen, wie Forrest Gump, und habe mir gedacht: Okay, jetzt habe ich 45 Minuten, das sind zurück dann eineinhalb Stunden. Schlussendlich sind es drei Stunden geworden – und ich habe mich vom Schnee auf der Donauinsel ernährt, weil ich nichts zum Trinken mit hatte.

LAOLA1: Aber Ende gut, alles gut. Du hast dann 2006 gleich bei der Ironman-Premiere deine Altersklasse gewonnen?

Renko: Genau. Und dadurch habe ich mich für die Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert. Also gut, dann fahren wir halt nach Hawaii, von dem alle reden, schauen wir uns das einmal an. Die größte Hürde war für mich, am Tag nach dem Rennen die 500 Dollar zu finden, um mich überhaupt anmelden zu können. Dadurch, dass ich ein Quereinsteiger war, war Hawaii für mich nie dieser große Mythos.

LAOLA1: Trotzdem wolltest du in Kona dabei sein?

Renko: Ich habe einmal geschluckt, weil 500 Dollar Anmeldegebühr ist ja nicht Nichts. Das war noch zu Zeiten, als der Ironman 320 Euro gekostet hat, das kann sich ja heute niemand mehr vorstellen, damals sind die Autos noch ohne Auspuff gefahren. Als ich dann mit der Anmeldung fertig war, hat mir der liebe Hannes Hawaii Tours seinen Folder in die Hand gedrückt. Da steht dann drin, dass die Reise 2.000 Dollar kostet. Also habe ich den ganzen Sommer über gespart, Sponsoren gesucht und gearbeitet.

LAOLA1: Aber auch Hawaii war die Reise wert?

Renko: Ich bin auf Anhieb Zweiter geworden – trotz massiver Beinhautprobleme. Und bei der XTERRA-Weltmeisterschaft eine Woche später bin ich Dritter geworden. Da habe ich mir gedacht: Cooler Sport, da bleib ich dabei. Mit dem Ziel, unbedingt einmal Erster in meiner Altersklasse zu werden. Ein Jahr später musste ich aufgeben, 2008 war ich beim Bundesheer und 2009 ist es mir dann am letzten Drücker geglückt.

LAOLA1: Welche Erinnerungen hast du noch an deinen Weltmeister-Tag?

Renko: Es war ein super Rennen, aber ich war auch super vorbereitet und habe mir schon erwartet, dass ich um den Sieg mitreden werde. Die Vorbereitung war so aufgebaut, dass ich auch leise anteste, ob ich Profi werden könnte und wollen würde. Und dann ist alles perfekt aufgegangen, ich bin Weltmeister, drittbester Amateur und 34. overall geworden!

LAOLA1: Nach Klagenfurt und also zum Ironman Austria bist du immer wieder zurückgekehrt?

Renko: Als Profi ist Klagenfurt natürlich das Rennen, bei dem man dabei sein muss. Aber ich sehe es nicht nur rein sachlich, natürlich ist es auch ein schönes Rennen. Es gibt sicher schlimmere Wettkämpfe, zu denen man gezwungen werden muss (lacht). Abgesehen davon habe ich natürlich auch einen Bezug zu dem Rennen, das ich als erstes gemacht habe.

LAOLA1: Für diejenigen, die noch nie in Klagenfurt gestartet sind: Was macht den Reiz aus?

Renko: Der See ist einfach mörderisch geil, das Wasser hat Trinkwasserqualität. Dazu kommen die Zuschauer entlang der Strecke, die jeden Teilnehmer an diesem einen Tag als Helden feiern. Auf den Startnummern stehen die Vornamen und dann feuern dich wildfremde Menschen an. Wenn du einen Hänger hast, steht sicher jemand da und motiviert dich.

LAOLA1: Im Vorjahr musstest du in Klagenfurt nach dem Schwimmen aussteigen. Aber es wird 2012 ein Wiedersehen geben, oder?

Renko: Ich starte definitiv in Klagenfurt. Es fällt vom Zeitpunkt gut, der Wettkampf ist nett und die mediale Präsenz ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen. Klagenfurt ist einfach das Epizentrum des österreichischen Triathlons. Alle Freunde und Bekannten, die über Europa verstreut sind, kommen Anfang Juli nach Kärnten. Das ist ein bisschen wie Woodstock.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl

Renko: Ich bin einmal zu meinem Computer gegangen und habe nachgeschaut, wie lange so ein Ironman eigentlich ist. Als nächstes habe ich meinen Trainer angerufen, ob er mich prinzipiell zurücknehmen würde. Das war eigentlich schon die Entscheidung – und dann musste ich innerhalb von sieben Monaten von Null auf Ironman lernen.

LAOLA1: Welche Erinnerungen hast du an die ersten Schritte?

Renko: Naja, ich konnte zum Beispiel überhaupt nicht Schwimmen. Ich bin in der Badewanne ab und zu eine Länge geschwommen. Ansonsten habe ich mich wie die meisten mit Bewegungen über Wasser halten können, aber mit Schwimmen hatte das nichts zu tun. In meiner ersten Stunde und auch die nächsten paar Wochen bin ich mit Boardshorts geschwommen, weil es mir am Anfang zu peinlich war, diesen komischen Speedo-Slips anzuziehen.

LAOLA1: Inwieweit hat dir dein früheres Leben als Mountainbiker geholfen?

Renko: Ich war damals sehr professionell und auch überkonsequent, aber dadurch ist der Spaß verloren gegangen. Ich habe mein Essen bis aufs Gramm abgewogen, wenn ich zwei Minuten zu wenig trainiert habe, bin ich noch einmal um den Block gefahren. Dann habe ich aufgehört und den Spaß nachgeholt – bis ich mit dem Ironman-Training begonnen habe. Eigentlich wollte ich einfach nur überleben, aber mir hat das Trainieren Spaß gemacht und so konnte ich mir einen guten Mittelweg aus beiden Welten – also Student auf der einen und Sport auf der anderen – zusammenbauen.

LAOLA1: Was waren die größten Hürden auf dem Weg zum ersten Ironman?

Renko: Sicher einmal das Schwimmen lernen. Und dass ich beim Laufen viel zu schnell gesteigert habe. Im April hatte ich meine erste Beinhautentzündung, die mich in weiterer Folge eineinhalb Jahre kosten sollte.

LAOLA1: Besteht darin die große Gefahr beim Ironman, dass man zu schnell zu viel will?

Renko: Das Problem ist einfach, dass die Cut-off-Zeiten so großzügig gewählt sind, dass, nicht beleidigend gemeint, jeder Eierbär mitmachen kann. Wenn ich als Veranstalter die Cut-off-Zeit auf 12 Stunden setze, gehen mir natürlich viele Teilnehmer verloren, da es viele Hobby-Athleten nicht schaffen würden, aber es hätte eben auch eine abschreckende Wirkung. Aber so werden viel mehr Durchschnittsmenschen angezogen, die glauben sie können das schaffen, weil sie im Büro die Stiegen nehmen und nicht mit dem Lift fahren.

LAOLA1: Früher war es der Marathon, der viele Hobby-Sportler in seinen Bann gezogen hat?