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Mazedonier einfach routinierter und abgeklärter

Mazedonier einfach routinierter und abgeklärter

Österreichs Handballer verpassen trotz eines Sieges gegen den EM-Fünften Mazedonien die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Spanien 2013.

Nach dem Hinspiel in Skopje, welches mit 21:26 verloren gingen, reicht ein 30:27-Erfolg in der heimischen Albert-Schultz-Halle nicht für den Aufstieg in die Weltelite.

„Im Endeffekt waren die Mazedonier routinierter, abgeklärter und haben die Linie nie verloren. In den entscheidenden Situationen haben sie die Ruhe behalten und haben das einfach besser gemacht als wir“, sagt ein niedergeschlagener Roland Schlinger nach dem Spiel gegenüber LAOLA1.

Viele Provokationen

In der Tat lassen sich die Gäste nie aus der Ruhe bringen, selbst als Österreich den Vorsprung auf drei Tore ausbauen konnte, halten die Mazedonier, angeführt von Superstar Kiril Lazarov, an ihrem taktischen Konzept fest.

Zu diesem gehören auch Provokationen, sowie alle möglichen Mätzchen, die den Gegner verunsichern sollten.

„Die Mazedonier sind bekannt dafür, pausenlos zu provozieren. Das ist ihre Art und sie glauben, dadurch erfolgreicher zu sein“, kennt Kapitän Viktor Szilagyi die Spielart des Gegners.

Ein Beispiel: Nach 15 Minuten kommt es nach einem Wurf plötzlich zu einer Rudelbildung, die mazedonische Bank schickt sofort alle Spieler aufs Parkett und die Schiedsrichter haben ihre Mühe die Streithähne beider Seiten zu beruhigen.

„In dieser Situation wird Nikola Marinovic der Ball ins Gesicht geworfen und ich denke, das vorhergegangene Foul war nicht so schwer, dass man den Wurf nicht mehr kontrollieren kann“, erklärt Szilagyi diese Szene.

Torhüter ohne die ganz großen Saves

Doch die Österreicher wollen sich vor eigenem Publikum „nicht den Schneid abkaufen lassen“, halten dagegen und schlagen auch selbst teilweise über die Stränge.

So müssen vermehrt rot-weiß-rote Akteure auf die Strafbank, was den Mazedoniern natürlich in die Karten spielt.

„Wir sind gut ins Spiel und in den Rhythmus gekommen, dann aber mit Unterzahl-Situationen den Faden ein wenig verloren. Dann wollten wir zu viel und zu schnell den Rückstand wettmachen“, analysiert der Kapitän die erste Halbzeit.

Ein entscheidender Faktor ist die Torhüter Leistung, im ersten Durchgang bekommen Nikola Marinovic und Thomas Bauer nur sechs Bälle zu fangen.

„Die Torhüter werden entweder zu Helden oder es reicht eben nicht. In so einem Spiel ist eine mittelmäßige Torhüterleistung nicht genug, so hart das klingt. Du musst in einem der Spiele eine sensationelle Leistung deines Schlussmannes haben, um bestehen zu können“, so Schlinger, der aber auch hinzufügt.

„Es liegt nicht nur an den Torleuten, denn auch in der Deckung und im Angriff müssen die Schlüsselspieler entscheidende Akzente setzen.“

Euphorie in Österreich ist da

Am Ende ist es schlicht auf allen Positionen ein bisschen zu wenig, um sich in zwei Spielen gegen Mazedonien durchzusetzen.

In entscheidenden Phasen schafft es das ÖHB-Team nicht, die richtigen Hebel in Bewegung zu setzen, um in Spiel zwei den Rückstand von fünf Toren aus dem Hinspiel zu egalisieren.

Doch trotz der ersten Enttäuschung und der verpassten WM-Qualifikation, gibt es auch Positives aus diesem Duell mitzunehmen.

Bauer und Marinovic halten zu wenig Bälle
„Es ist schon ein Wahnsinn, dass wir uns den Status erarbeitet haben, dass heute 5.000 Leute in die Halle kommen. Sowohl wir, als auch die Anhänger haben heute mit einem Aufstieg gerechnet und diese Erwartungshaltung zeigt schon, wie weit wir es in den letzten Jahren gebracht haben. Ich spiele seit zehn Jahren im Nationalteam und da haben wir eine unglaubliche Entwicklung genommen. Dieses Scheitern darf uns nicht zurückwerfen, denn sowohl Trainer, als auch Mannschaft sind gut und wir müssen weiter diesen Weg gehen“, sieht Schlinger die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.

Teamchef wird an sich arbeiten

Diesen Weg wird man auch künftig mit Trainer Patrekur Johannesson gehen, der in den Augen der Spieler ein ausgezeichneter Trainer ist.

Auch Superstar Lazarov zollt dem Isländer nach der Partie in Wien Respekt.

„Die Österreicher waren sehr gut auf uns eingestellt und es war ein sehr enges Match. Am Ende hatten wir das bessere Ende für uns, aber die taktische Ausrichtung der Österreicher hat es uns richtig schwer gemacht“, so der Linkshänder.

Für Johannesson sind das jedoch nur wenig tröstende Worte, denn der ehemalige Weltklasse-Spieler ist ein ehrgeiziger Mensch und wird bereits in den kommenden Woche mit der Vorbereitung auf die EM-Qualifikation im September beginnen.

Alles in allem haben die Österreicher die WM in Spanien nur um zwei Tore verpasst, gegen einen Gegner, der als EM-Fünfter auf dem Papier weit über die Österreicher zu stellen ist.

„Ich muss mich in erster Linie selbst hinterfragen und analysieren, was ich besser machen kann. Das werde ich in den nächsten Wochen tun, und dann hoffe ich, dass ich im September alles ein bisschen besser machen kann“, weiß Johannesson, dass der eingeschlagene Weg zwar der richtige ist, zum ganz großen Wurf aber noch ein kleines bisschen fehlt.

Sebastian Rauch