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Österreich in Russland auf dem Prüfstand

Österreich in Russland auf dem Prüfstand

Ein echter Prüfstein wartet am Sonntag (12:00 Uhr MEZ) auf die österreichische Handball-Nationalmannschaft. Nach dem überzeugenden Sieg zum Auftakt der EM-Qualifikation in Linz gegen Bosnien-Herzegowina (35:24), wartet nun der ehemalige Europameister Russland.

In der östlichen Millionenstadt Prem muss die Mannschaft von Teamchef Patrekur Johannesson bestätigen, was sie in Ansätzen bereits gegen Bosnien gezeigt hat.

Marinovic und Abwehr als Schlüssel

So waren die Österreicher auf den Punkt vorbereitet und hatten vor allem in der Defensive immer eine Antwort auf die harmlos wirkenden Angriffe der Gäste.

Wichtigster Faktor war die herausragende Leistung von Torhüter Nikola Marinovic, der in der ersten Halbzeit mit zahlreichen Paraden den Grundstein für den späteren Sieg legte. Eine ähnliche Leistung des Wetzlar-Legionärs wird auch in der 2.500 Zuschauer fassenden Halle in Prem vonnöten sein.

Weiter präsentierten sich die „jungen Wilden“ um Raul Santos und Maximilian Herrmann ohne Respekt auf dem internationalen Parkett. Durch das Nachrücken der nächsten Generation, zu der auch Dominik Schmid, Fabian Posch oder Alex Hermann gehören, verfügt der Kader Österreichs über mehr Tiefe und auch Klasse.

Gut auf den Gegner vorbereitet

Teamchef Johannesson hat es gegen Bosnien geschafft, der Mannschaft einige überraschende Spielzüge einzutrichtern, die größtenteils perfekt aufgegangen sind. Das Spiel der Österreicher ist unter dem Isländer variantenreicher geworden, jeder Spieler hat seine Aufgabe und seinen Platz. Außerdem war die Mannschaft auf den Gegner vorbereitet, kannte die Stärken und vor allem die Schwächen ganz genau. Die Video-Schulung von Co-Trainer Erwin Gierlinger zeigte seine Wirkung.

Eine ganz wichtige Position im Spiel der Österreicher nimmt auch Vytas Ziura ein. Der gebürtige Litauer ist durch sein aggressives und bestimmtes Auftreten der Chef in der Defensive und zeigt auch im Angriff als Entlastung von Kapitän Viktor Szilagy, dass er über großes Spielverständnis verfügt.

Marinovic steht gegen Russland im Mittelpunkt

Russland eine andere Hausnummer

Doch mit Russland haben die ÖHB-Akteure ein anderes Kaliber vor der Brust, als dies noch mit Bosnien der Fall war. Das Spiel am Mittwoch war ein guter Start, um in Tritt zu kommen und um zu sehen, wo man sportlich steht. In Prem wird man aber einem um einiges stärkeren Gegner gegenüberstehen.

Die Russen haben mit den Österreichern außerdem noch eine Rechnung offen. Beim letzten Aufeinandertreffen auf Turnier-Ebene verlor Russland bei der EM 2010 in Österreich gegen den Gastgeber und beendete das Turnier nur auf dem zwölften Rang.

Seit der Niederlage in Wien hat sich aber Grundsätzliches geändert. So legte der „alte Stratege“ Vladimir Maximov zu Beginn des Jahres sein Amt nieder und Oleg Kuleshov wurde als Nachfolger präsentiert. Nach der schwachen Weltmeisterschaft in Serbien, als man bereits nach der Vorrunde die Segel streichen musste, stehen die Handballer im eigenen Land in der Kritik und somit unter Druck. Auch für die Olympischen Spiele 2012 konnten sich die Russen nicht qualifizieren.

Schnelle Flügel, starker Rückraum

Von den zuletzt durchwachsenen Auftritten lässt man sich im österreichischen Lager aber nicht blenden. Die „Sbornaja“ gehört nach wie vor zu den besten Mannschaften der Welt - vor allem zu Hause.

"Russland hat viele sehr gute Spieler, ihr Rückraum ist doppelt gut und mit sehr viel Erfahrung besetzt. Sie spielen meistens eine 5:1-Abwehr, sind in den Gegenstößen sehr gefährlich, haben sehr schnelle Flügelspieler. Wir müssen uns auch ohne Ball viel bewegen, nicht statisch spielen und taktisch richtig angreifen", kennt Johannesson seinen kommenden Gegner ganz genau.

Dies muss auch der Fall sein, sonst werden Österreichs Handballer in Prem ihr blaues Wunder erleben.

Sebastian Rauch