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Wille: "Kann keine Schieflage erkennen"

Wille:

Nach der heftigen Kritik der Bregenzer an den Schiedsrichtern der HLA und den Äußerungen diesbezüglich anderer HLA-Vereine (Hier zum Nachlesen), lässt LAOLA1 nun auch die andere Seite zu Wort kommen.

Helmut Wille ist Leiter der Regel- und Schiedsrichterkommission (RSK) und nimmt im Interview zu den Vorwürfen Stellung. Außerdem nimmt er die Vereine in die Pflicht und spricht über die Schwierigkeit der Schiedsrichter-Einteilung, -Ausbildung und fehlende finanzielle Mittel.

LAOLA1: Herr Wille, Sie haben den offenen Brief der Bregenzer und die darin enthaltene Kritik mittlerweile doch sicherlich gelesen. Wie ist ihre Reaktion?

Helmut Wille: Ich habe das Spiel, wie wir das öfter während der Saison machen und wie es auch den Schiedsrichtern aufgetragen wird, analysiert und mein Gesamteindruck ist, dass diese „Anschuldigungen“ nicht stimmen und keine Schieflage weder gegen Bregenz noch gegen Hard ersichtlich ist.

LAOLA1: Bregenz kritisiert unter anderem die Einteilung von Christoph Hurich als Schiedsrichter für diese Partie. Obliegt diese Einteilung ihnen persönlich?

Wille: Ja, die nehme ich vor.

LAOLA1: Wie werden die Schiedsrichter von Ihnen ausgewählt?

Wille: Das geht nach einem Ranking, das zweimal im Jahr erstellt wird. Dieses hängt von der körperlichen Verfassung, Regelkenntnis und den Leistungen während der Saison ab.

LAOLA1: Im konkreten Fall hat Herr Hurich einen Bruder, der bei Leoben unter Vertrag steht und somit gegen Bregenz um das Halbfinal-Ticket kämpft. Aus diesem Grund sehen die Bregenzer die Einteilung gelinde gesagt als unglücklich. Werden Verwandtschaft-Verhältnisse in der Einteilung nicht berücksichtigt?

Wille: Das hängt damit zusammen, dass es drei bis vier Landesverbände gibt, die fürs Schiedsrichterwesen kaum bis gar nichts machen. Daraus ergibt sich das Problem, dass meine Auswahl für bestimmte Spiele eine kleine ist. Ich möchte aber betonen, dass Schiedsrichter für mich immer unparteiisch sind und nur weil der Bruder, die Freundin oder sonst wer bei einem anderen Verein spielt, nimmt dies auf ein Spiel keinen Einfluss. So ein Spiel ist Adrenalin pur, da kann ich nicht in einem Sekundenbruchteil eine Entscheidung treffen, um eine Partie in eine gewisse Richtung zu drehen. Es wird versucht, darauf Rücksicht zu nehmen, doch aufgrund der dünnen Personaldecke, ist dies oft nicht zu bewerkstelligen. Ich gebe ihnen Recht, dass die Besetzung des Herrn Hurich von der Optik her nicht optimal ist, aber das war nicht bewusst so gewählt.

LAOLA1: Sie sagen, es ist nicht möglich, aufgrund des Adrenalins ein Spiel in eine gewisse Richtung zu beeinflussen. Wettskandale in verschiedenen Sportarten beweisen aber etwas anderes.

Wille: Es wird bei jeder Sportart durch bewusste oder unbewusste Einflussnahme Probleme geben. Aber nochmals: Ich habe das Spiel analysiert und erkenne keine Schieflage. Es waren falsche Pfiffe dabei, sowohl gegen Hard als auch gegen Bregenz, aber so etwas wird es immer geben. Es gibt kein Spiel in keiner Sportart, in welchem es keine Fehler von Seiten der Schiedsrichter gibt.

LAOLA1: War es die falsche Entscheidung, so ein junges und unerfahrenes Duo für ein brisantes Duell wie Hard gegen Bregenz zu nominieren?

Wille: Nein, das würde ich wieder machen. Die beiden Schiedsrichter haben einen ausgezeichneten Saisonverlauf gehabt. Ich kann diesen Vorwurf, dass die Schiedsrichter überfordert waren ebenso nicht nachvollziehen. Die Spielaufsicht vor Ort hat mir ebenfalls bestätigt, dass es keine Überforderung der Schiedsrichter war.

LAOLA1: Sie haben bereits die Bundesländer angesprochen, die keine HLA-Schiedsrichter stellen.  Was können die Vereine tun, um die Situation zu verbessern?

Wille: Es ist nicht meine Aufgabe, die Vereine in die Pflicht zu nehmen. Ich habe die Landesverbände bereits 2005 auf solche Missstände aufmerksam gemacht. Sie haben reagiert, aber das dauert eine Zeit. Oberösterreich hat keinen Bundes-Schiedsrichter, nicht einmal in der Bundesliga. Niederösterreich und Vorarlberg stellen keinen HLA-Unparteiischen. Ich vergleiche mich in diesem Fall gerne mit dem Nationaltrainer, der von den Vereinen die besten Spieler bekommt. Ich bekomme die fertigen Schiedsrichter von den Verbänden. Darauf bin ich angewiesen. Ich kann nicht für die Landesverbände die Ausbildung übernehmen, sondern die Schiedsrichter nur weiter- und fortbilden.

Hard gegen Bregenz sorgte für einige Aufregung

LAOLA1: Aber es muss doch Maßnahmen geben, die die Vereine ergreifen können, um die Situation zu verbessern.

Wille: Der offene Brief der Bregenzer ist die erste Reaktion eines Vereins, der erkennen lässt, dass man gewillt ist, auch für die Schiedsrichter etwas zu tun. Bis dato hat es noch nie ein Interesse eines HLA-Vereins an einer Schiedsrichterausbildung oder Fortbildung gegeben. Dennoch sind die in dem Brief angeführten Anschuldigungen nicht haltbar.

LAOLA1: Ein Kritikpunkt ist auch die mangelnde Ausbildung. Was müssen Schiedsrichter für Tests machen, um zugelassen zu werden?

Wille: Wir haben mindestens zwei Seminare, in welchen Regelkunde gemacht und Fitnesstests absolviert werden. Die Schiedsrichter, die unserem Standard nicht entsprechen, müssen es nachbringen, ansonsten dürfen sie keine Spiele leiten. Es gibt strenge Kriterien, welchen die Unparteiischen zum einen bei diesen Kursen entsprechen müssen. Zum anderen müssen sie einmal im Monat einen Bericht abgeben, was sie im Bereich der körperlichen, aber auch der technischen Fitness getan haben.

LAOLA1: Die Kriterien können aber nicht so streng sein, wenn man teilweise die körperliche Verfassung der HLA-Schiedsrichter sieht.

Wille: Da gebe ich ihnen Recht. Das bekämpfen wir seit vielen Jahren und vor zwei Spielzeiten haben wir einen Altersschnitt gemacht. Ab dem Alter X, darf man nur noch nach der positiven Teilnahme an einem strengen Fitnesstest gepfiffen werden. Eineinhalb Paare von 30 fallen da noch raus, aber in zwei, drei Jahren sind auch diese aus dem Alterstopf rausgefallen und dann gibt es keine Schiedsrichter mehr, die diese Tests nicht bestehen müssen.

LAOLA1: Wieviele Schiedsrichter-Paare sind von den 30 derzeit überhaupt HLA-tauglich?

Wille: Das sind 13 Gespanne, wobei  80 Prozent dieser Schiedsrichter aus der Steiermark oder Wien kommen, was die Einteilung wiederum erschwert, da es natürlich keine gute Optik macht, wenn ein Wiener Paar einen Wiener Verein pfeift. Da sind mir aber die Hände gebunden.

LAOLA1: Einige Manager der HLA-Vereine sprechen dem Schiedsrichterwesen in Österreich die Professionalität ab. Wie gehen Sie mit diesem Vorwurf um?

Wille: Nachdem ich auch in der Schiedsrichter-Kommission der europäischen Föderation (EHF) bin, habe ich den direkten Vergleich zu anderen Ländern. Wir liegen, die Qualität der Ausbildung und die Anforderungen betreffend, im vorderen Drittel. Es wäre natürlich optimal, würden wir über mehr Geld verfügen. Diesbezüglich haben die Vereine gar nichts getan. Ich kann mich erinnern, als man in einer Runde, bestehend aus Offiziellen, den Vorschlag eingebracht hat, ob man von jedem HLA-Verein eine finanzielle Unterstützung bekommen sollte. Für Spieler ist dieses Geld zwar da, für die Schiedsrichter ist man aber nicht bereit, es aufzubringen.

LAOLA1: Was verdient ein Schiedsrichter pro HLA-Partie?

Wille: Bisschen über 200 Euro.

LAOLA1: Fehlt es an der Kommunikation zwischen Vereinen und RSK?

Wille: Die Zusammenarbeit sollte besser sein. Der Verein hat aber nur die Vereinsbrille und die Scheuklappen auf und sieht nicht über den Tellerrand hinaus. Im letzten Jahr fühlte sich Hard verfolgt, vor drei Jahren die Fivers und heuer Bregenz. Diese Ströme und Giftpfeile kenne ich. Es wird am 13. April eine Besprechung mit den Vereinen geben, dass die Zusammenarbeit besser funktionieren sollte. Und es geht, wie erwähnt, auch ums Geld. Wenn die Vereine nicht bereits sind, ein bisschen in die Ausbildung der Schiedsrichter zu investieren, haben sie daran offensichtlich auch kein großes Interesse, außer natürlich zu schimpfen.

Das Interview führte Sebastian Rauch