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Hard will den Schritt aus dem Schatten machen

Hard will den Schritt aus dem Schatten machen

Es ist ein großer Schritt, aus einem großen Schatten.

Seit Jahren muss der HC Hard zusehen, wie Lokalrivale Bregenz Handball Titel um Titel einheimst und ständig als Vorzeige-Klub der heimischen Szene gehandelt wird. Zuletzt 2003, als die „Roten Teufel“ den Titel in der Handball Liga Austria einfahren konnten, konnten sich die Harder vor dem Klub aus der Vorarlberger Landeshauptstadt platzieren.

In den Folgejahren war der Titel dann von den Bregenzern gepachtet. 2009 standen sich die  beiden Kontrahenten immerhin im Finale gegenüber, der Sieger ist jedoch hinlänglich bekannt.  Im letzten Jahr, als die Fivers erstmals die Meisterschaft holten, standen die Gelb-Schwarzen im Finale, für Hard war eine Runde zuvor gegen den späteren Titelträger Endstation.

Burger ohne Chance in Bregenz

In diesem Jahr ist dies anders. Die Bregenzer sind nach einer desolaten Saison längst im Urlaub und die Harder spielen um den Titel. Der „kleine Bruder“ ist flügge geworden, eine Entwicklung, die vor allem Coach Markus Burger nur zu gut kennt.

Jahrelang lernte er sein Handwerk bei Bregenz, war unter anderem als Co-Trainer von Dagur Sigurdsson tätig. Als der Isländer den Verein verließ, wurde der Familienvater in Frage nach dem Chefposten aber übergangen und Martin Liptak als Head Coach eingesetzt. Burger hingegen sah sich bereit als Trainer mehr Verantwortung zu übernehmen und wechselte als Cheftrainer in die Schweiz zu St. Gallen, wo er mit dem finanziell schwer gebeutelten Verein respektable Ergebnisse einfahren konnte.

Schritt aus dem Schatten

Die Arbeit des Bregenzer Urgesteins außerhalb Österreichs Grenzen blieb auch den Verantwortlichen des HC Hard nicht verborgen und so sicherten sie sich die Dienste des  „ehemaligen Feindes“.

Während es im ersten Jahr wie erwähnt „nur“ für das Semifinale reichte, steht Burger mit seiner Truppe nun im Endspiel. Für den Trainer eine Bestätigung seiner Arbeit und ein möglicher Titel würde mit Sicherheit eine große Genugtuung darstellen, es seinen ehemaligen Kritikern aus dem Bregenzer Lager endgültig gezeigt zu haben.  

Es wäre sowohl für Verein als auch Trainer ein großer Schritt aus einem großen Schatten.

Doch auf die Harder wartet ein schwerer Gang, wollen sie zum zweiten Mal nach 2003 den Titel holen. HIT Tirol hat in der Halbfinal-Serie bewiesen, dass mit ihnen zu rechnen ist (LAOLA1 stellt HIT Tirol vor).

Um gegen die Innsbrucker bestehen zu können, müssen alle Beteiligten ihr volles Leistungspensum ausschöpfen. Doch wer sind die Harder Schlüsselspieler? Wer übernimmt im Kader der Vorarlberger die Verantwortung und auf welchen Spieler können sich die Fans besonders freuen.

LAOLA1 stellt die erste sieben der „Roten Teufel“ vor.

Torhüter

Golub Doknic – Der Vater des Harder Erfolges in dieser Saison. Der Serbe ist der beste Torhüter der Liga und bewies das unter anderem im dritten Halbfinal-Spiel gegen die Fivers. Unglaublich beweglich, mit starken Reflexen ausgestattet, verfügt er mit 195-Metern auch über die nötige Größe. Der 30-jährige Schlussmann könnte im Finale erneut den Unterschied machen und hat auch gute Chancen sich bei der Wahl zum „Handballer des Jahres“ durchzusetzen.

Flügel rechts

Michael Knauth – Der ehemalige Nationalspieler blühte im dritten Spiel der Halbfinal-Serie so richtig auf und zeigte, dass er nach wie vor ein Leistungsträger sein kann. Nach einer durchwachsenen Saison avancierte der 29-Jährige mit acht Toren gegen die Fivers zum Matchwinner und zeigte sein starkes Wurfrepertoire. Knauth ist ein Spieler für die wichtigen Momente und der einzige der Harder Start-Sieben, der während seiner Zeit bei Bregenz schon zahlreiche HLA-Finale gespielt und auch gewonnen hat.

Rückraum rechts

Bernd Friede – Er ist der Kopf dieser Mannschaft und der gefährlichste Rückraum-Spieler der Harder. Im Halbfinale erzielte er in drei Spielen 20 Tore, unter anderem den wichtigen Siegtreffer der ersten Begegnung in der Schlusssekunde der zweiten Verlängerung. Doch nicht nur im Angriff nimmt er die Zügel in die Hand, sondern ist auch im Mittelblock der Chef der kompakten 6-0-Deckung der „Roten Teufel“. Friede ist der unumstrittene Leader, der die Verantwortung übernimmt, wenn andere sich verstecken. Durch seine Erfahrung bei der Welt- und Europameisterschaft mit dem Nationalteam kann den 32-järhigen Rechtshänder so schnell nichts aus der Ruhe bringen.

Rückraum Mitte

Marko Krsmancic – Ein starker Mitte-Spieler, der trotz seines jungen Alters von gerade Mal 22 Jahren sehr abgezockt wirkt. Der Serbe ist ein klassischer Spielmacher mit viel Zug zum Tor. Mit geschickten Anspielen bezieht er das komplette Team in den Angriff ein und weiß neben dem Kreis auch seine Flügel einzusetzen. Diese Übersicht ist aber auch sein größter Feind. Nicht selten agiert er zu verspielt und veruscht schwierige Anspiele anstatt den leichten Pass zu suchen.

Rückraum links

Dominik Schmid – Der 22-Jährige aus der eigenen Jugend gehört mit Sicherheit zu den Entdeckungen des Jahres. Unter Burger schaffte „Sheva“, wie Schmid wegen seiner angeblichen Ähnlichkeit zum Fußballer Andriy Shevchenko genannt wird, den Sprung zum Stamm- und Nationalspieler. Der Rechtshänder geht immer dorthin wo es weh tut und scheut keinen Zweikampf. Manko ist seine mangelnde Konstanz. Neben absoluten Klasse-Spielen wie das erste Duell gegen die Fivers (zehn Tore), taucht er teilweise noch zu oft ab. Wenn das Kollektiv funktioniert ist Schmid top, jedoch ist er bis dato kein Spieler, der den Karren alleine aus dem Dreck zieht, sollte es mal nicht so laufen.

Flügel links

Luca Raschle – Der pfeilschnelle Außen zählt gerade mal 21 Lenze und explodierte in dieser Saison regelrecht. Er verdrängte Nationalspieler Michael Jochum, der bei den Hardern für die Siebenmeter zuständig ist, aus der Start-Sieben und zeigt sich ebenso unbekümmert wie effizient. Ohne viel nachzudenken packt er vor allem im Gegenstoß seine zahlreichen Wurfvarianten aus und überzeugt durch schöne Tore. Sollte er zu frech agieren, hat Burger mit Jochum einen routinierten und verlässlichen Spieler in der Hinterhand, der nach wie vor zu den besten Flügeln des Landes zählt.

Kreis

Janis Glusaks – Der Litauer hat sich in Hard richtig gut eingelebt und gehört seit Jahren zu den besten Kreisläufern der Liga. Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr ist er für Burger unabdingbar. Ein Rackerer, der aber auch die nötigen Tore macht. In der Defensive neben Friede wohl der beste Verteidiger der Vorarlberger, der im dritten Halbfinale Fivers-Top-Shooter Romas Kirveliavicius völlig aus dem Spiel nahm.

Stärken – Die Vorarlberger verfügen über eine der stärksten 6-0-Deckung der Liga. Mit Doknic im Tor sucht die Abwehr der „Roten Teufel“ im Liga-Vergleich seinesgleichen. Aufgrund dieser Defensive sind sie auch gegen Tirol der Favorit.

Schwäche - Durch die Ausfälle von Tanaskovic und Varga fehlen den Hardern die Alternativen im Rückraum. Zwar kommen junge Spieler nach, diese sind aber noch nicht so weit, dass sie die Verletzten adäquat ersetzen können.

Sebastian Rauch